- 10.11.2016, 11:34:47
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Gewerkschaft vida: Missstände bei SALK Patientenservice
Schlechte Infrastruktur bei ausgelagertem Service könnte zum Hygiene-Bumerang werden
Utl.: Schlechte Infrastruktur bei ausgelagertem Service könnte zum
Hygiene-Bumerang werden =
Wien (OTS) - „Die PatientInnen der Salzburger Landeskliniken haben
ein Recht darauf, dass sie unter bestmöglichen Aufenthaltsbedingungen
versorgt werden. Leider ist dies aktuell nicht immer gegeben.
Nachlässiges Handeln der Führung bei Apleona (bis Oktober Bilfinger
Ahr Healtcare and Services GmbH) führt dazu, dass es MitarbeiterInnen
nahezu unmöglich gemacht wird hygienisch einwandfrei zu arbeiten“,
sagt Rudolf Schuchter, Landesvorsitzender der Gewerkschaft vida.
„Obwohl die Missstände der SALK-Führung bekannt sein müssten, wird
auch von Seite des Auftraggebers wenig bis nichts zur Verbesserung
der Situation unternommen“, kritisiert Schuchter.++++
Der Gewerkschafter beruft sich auf Dokumente des Arbeitsinspektorats.
Durch das nunmehrige Aufzeigen der Missstände sollen die Managements
von Apleona und SALK zum Umdenken im Sinne der PatientInnen – aber
auch der Apleona-Beschäftigten – bewogen werden. Die betroffene
Geschäftssparte wurde zwar im Juni von Bilfinger an den schwedischen
Investor EQT verkauft und firmiert seit Oktober unter dem Namen
Apleona, die handelnden Personen vor Ort sind jedoch dieselben.
Infrastrukturmängel seit Auslagerung des Patientenservice im Jahr
2013
Ausgangspunkt für die aktuell schwierige Situation ist die
Auslagerung des Patientenservice aus den SALK zur damaligen Firma
Bilfinger im Jahr 2013. Seitdem erledigen Beschäftigte der
nunmehrigen Firma Apleona in immer mehr Abteilungen der SALK alle
Tätigkeiten rund um den Patienten. Sie kümmern sich um das Servieren
und Abservieren der Verpflegung, bereiten die Betten auf und
erledigen Reinigungsarbeiten nahe am Patienten. Der Personalstand
entwickelte sich rasant. Waren 2013 noch 70 Personen beschäftigt, so
sind es mittlerweile 130, da immer weitere Einheiten ausgegliedert
werden.
„Durch den Einsatz von Fremdfirmen soll Geld gespart werden bzw.
wollen private Anbieter Gewinne einfahren. Da eine bestimmte
Mindestanzahl an Arbeitskräften benötigt wird und folglich bei diesen
wenig Einsparungspotenzial besteht, wurde unter anderem an der zur
Verfügung gestellten Arbeitskleidung und Spinden gespart. Dies obwohl
es sich beim Patientenservice um Tätigkeiten handelt, bei denen auf
Hygiene besonders geachtet werden sollte“, erklärt
vida-Landessekretär Kajetan Uriach. Er kritisiert, dass es seit
Anfang 2014 nicht gelungen sei, ein System einzuführen, wodurch die
Hygiene bei der Arbeitskleidung sichergestellt werden kann. „Im März
2014 wurde auf Bestreben einiger Beschäftigter ein Betriebsrat
gewählt. Damaliges Ziel war es offene Fragen zwischen Belegschaft und
Geschäftsführung auf Augenhöhe zu klären“, erklärt Uriach. Obwohl von
der Vorsitzenden Brigitte Obermüller durchwegs konstruktive
Vorschläge gekommen seien, habe sich an der Situation wenig bis
nichts verändert.
Krankenhauskleidung musste privat gewaschen werden
„Im Jahr 2014 war unser Hauptkritikpunkt, dass die Dienstkleidung
privat gereinigt werden musste. Diese Vermischung war aus zwei
Gründen bedenklich. Zum einen konnte eine Verunreinigung der privaten
Wäsche mit Keimen aus dem Krankenhaus nicht ausgeschlossen werden.
Zum anderen konnte nicht sichergestellt werden, dass bei privater
Reinigung auch alle Keime abgetötet werden. Dies wäre beispielsweise
nicht der Fall gewesen, wenn die Wäsche mit zu niedriger Temperatur
gewaschen wird“, erklärt Uriach. Nachdem die Gespräche mit der
Geschäftsleitung nicht gefruchtet haben, sei das Arbeitsinspektorat
eingeschaltet worden. „Das Arbeitsinspektorat hat damals bestätigt,
dass der Arbeitgeber gemäß ArbeitnehmerInnenschutzgesetz für die
ausreichende Reinigung der Arbeitskleidung zu sorgen hat“, so Uriach.
Trotz Schützenhilfe vom Arbeitsinspektorat habe es jedoch mehrere
Monate gedauert bis mit Februar 2015 endlich ein
Wäschekreislaufsystem gestartet wurde. Dieses hat allerdings abermals
einen Haken. Da für 129 MitarbeiterInnen nur 45 Spinde zur Verfügung
stehen, erfolgt die Lagerung auf den Stationen, wo die Wäsche
abermals nicht vor einer möglichen neuerlichen Verunreinigung
geschützt ist.
Auflagen des Arbeitsinspektorats werden ignoriert
Besonders erzürnt sind Betriebsrat und Gewerkschaft von der
Uneinsichtigkeit des Managements. „Mittlerweile war das
Arbeitsinspektorat drei Mal vor Ort. Obwohl das Fehlen persönlicher
Spinde jedes Mal kritisiert wurde, wurde an der Situation nichts
verbessert. Aufgrund der fehlenden Spinde und weiterer Verfehlungen
hat das Arbeitsinspektorat nunmehr Anzeige bei der Gewerbebehörde
erstattet. Es scheint so, als ob ein international agierender Konzern
mögliche Strafen bereits einkalkuliert hätte“, zeigt sich
vida-Sekretär Uriach empört.
Neben fehlenden Spinden und damit verbundenen möglichen
Hygienemängeln bei Arbeitskleidung gibt es für den Betriebsrat
aktuell noch weitere Tätigkeitsfelder:
Fehlende Aufenthaltsräume
Obwohl den ArbeitnehmerInnen für die Pausen ein geeigneter
Aufenthaltsraum zur Verfügung gestellt werden müsste, existiert
dieser nicht. Statt ihre Pause zum Ausruhen zu nutzen, müssen die
MitarbeiterInnen in den öffentlichen Raum ausweichen.
Arbeitszeitüberschreitungen und fehlende Pausen
Aufgrund von Doppeldiensten kommt es regelmäßig zu
Arbeitszeitüberschreitungen. So ist es vorgekommen, dass z. B. von
6.30 bis 18.30 Uhr gearbeitet werden musste. „Da sich die Dienste
überschnitten haben, konnte keine Pause eingelegt werden. Besonders
dreist war, dass vom Arbeitszeitprogramm trotzdem 30 Minuten als
unbezahlte Pause gewertet und in Abzug gebracht wurden“, empört sich
Uriach. Zudem könnten oft bei Normaldiensten aufgrund des hohen
Arbeitsaufwands keine Pausen eingelegt werden. Auch in diesen Fällen
ist es vorgekommen, dass 30 Minuten Pause von der Arbeitszeit
abgezogen.
Krankenstand
Die Firma hat in mehreren Fällen bei Krankenstand nicht nach dem
Ausfallsprinzip bezahlt, d. h. es wurden nicht die Stunden gut
geschrieben, die eigentlich gearbeitet worden wären. Stattdessen
haben die MitarbeiterInnen weniger ausbezahlt bekommen.
Urlaub
Im Jahr 2015 wurde bei mehreren MitarbeiterInnen an Tagen, an denen
sie ohnehin dienstfrei hatten, Urlaub eingetragen. „Der Dienstgeber
wollte Urlaubsrückstellungen offenbar so gering wie möglich halten“,
so Uriach.
Mit seinem Appell an die Medien wollen das Betriebsratsteam rund um
Brigitte Obermüller und die Gewerkschaft vida die handelnden Personen
endlich zum Umdenken bewegen. „Apleona muss endlich ordentliche
Arbeitsbedingungen herstellen. Dies kann nur gelingen wenn die
SALK-Geschäftsführung endlich genauer hinschaut“, so
vida-Landesvorsitzender Schuchter.
SALK soll Auslagerungen zurücknehmen – im Sinne der Salzburger
Bevölkerung
„Auslagerungen in Sachen Patientenservice und Reinigung müssen
überdacht werden. Sie sind für die SALK zwar möglicherweise billiger,
jedoch droht ein Qualitätsverlust. Statt der Auslagerung an
Fremdfirmen, die rein gewinnorientiert sind, wäre eine Auslagerung
an eine noch zu gründende Tochterfirma denkbar. Dies hat bei anderen
Spitälern gut funktioniert“, stellt Schuchter klar.
Abschließend stellt Gewerkschafter Kajetan Uriach klar: „Nicht das
Personal ist schuld an der aktuellen Situation, sondern der
Dienstgeber, der nicht für ordentliche Arbeitsbedingungen sorgt!“
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