- 07.11.2016, 16:36:30
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Stöger: Neue Realitäten in der Arbeitswelt verlangen nach neuen Antworten
Qualifikation und Weiterbildung auch für bildungsferne Schichten – Finanzierung des Sozialstaates nicht nur durch Arbeit
Utl.: Qualifikation und Weiterbildung auch für bildungsferne
Schichten – Finanzierung des Sozialstaates nicht nur durch
Arbeit =
Wien (OTS/SK) - Sozialminister Alois Stöger erklärte am Montag bei
der SPÖ-Klubtagung in seinem Impulsreferat, dass das derzeitige
Arbeits- und Sozialrecht sehr stark auf der Wertschöpfung aus dem
industriellen Bereich aufgebaut ist. „Wenn wir von Digitalisierung
reden, dann muss man sich die Frage stellen, was bedeutet das für die
Arbeitswelt? Es entstehen neue Realitäten in der Arbeitswelt“, sagte
Stöger. Diesen müsse man auf mehreren Ebenen gerecht werden, von der
Ausbildung, über das Arbeits- und Sozialrecht bis hin zur Veränderung
der Finanzierung des Sozialstaates.****
So komme es zu Verschiebungen in der Arbeitswelt, was die
Wertschöpfung betrifft. „Es gibt Unternehmen, die ihre Wertschöpfung
aus der Dienstleistung beziehen und es gibt Unternehmen, wo die
Wertschöpfung durch den Maschinenpark entsteht“, erklärt Stöger. Die
Digitalisierung aber führe dazu, dass die Prozesse der
Arbeitsorganisation völlig verändert würden.
Stöger nannte die „doppelte Entgrenzung von Arbeit“. Zum einen
schwinde die Grenze zwischen Arbeit und Privatem. In der Zeit der
Industrialisierung sei das klar gewesen. Man betrat das
Firmengrundstück und befand sich in der Arbeit. Das ist in Zeiten
etwa mobiler Büros, bestehend aus Handy und Laptop, anders. Arbeit
und Privatsphäre verschmelzen und das habe Auswirkungen, zum Beispiel
im Arbeits- und Sozialrecht. Ebenso würden auch die Grenzen zwischen
unselbstständiger und selbständiger Arbeit verschwimmen.
Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer würden aufgrund der
Digitalisierung dem Konkurrenzdruck der gesamten digitalisierten Welt
ausgesetzt sein. „Wie kämpfen wir gegen Lohn- und Sozialdumping, wenn
gegen die ganze Welt konkurriert wird? Wie kann man auf solche
veränderten Arbeitsbedingungen und Organisationsformen reagieren?“,
sagte Stöger.
Der Sozialminister ist sich mit seinen Vorrednern einig, dass sich
der Fortschritt und die Globalisierung nicht zurückdrängen lassen,
sondern es gehe darum, „den Fortschritt auf den sozialdemokratischen
Werten aufzubauen“.
Stöger betonte: „Wir brauchen neue Formen der Mitbestimmung und der
Interessensvertretung“, dadurch solle die gewerkschaftliche
Vertretung unterstützt werden. „Nur wenn wir auf die Veränderungen
reagieren, können wir auch die sozialrechtlichen Ansprüche für
Menschen durchsetzen“, sagte der Sozialminister.
Auch dem Thema „Qualifikation und Weiterbildung“ sei „ein ganz großer
Stellenwert“ einzuräumen. Stöger erinnerte in diesem Zusammenhang an
die Ausbildungspflicht bis 18. Berufsbegleitendes Lernen solle groß
geschrieben werden und „auch bei den Menschen ankommen, die von uns
besonders vertreten werden“, also sogenannten bildungsfernen
Schichten.
Da mit den neuen Technologien immer weniger Arbeitskräfte ein
größeres Maß an Wertschöpfung schaffen, sei es so wichtig, „eine
Finanzierung des Sozialstaates zu ermöglichen, die nicht nur an den
arbeitstätigen Menschen gemessen wird“. Weiters nannte der
Sozialminister die Verkürzung der Arbeitszeit als eine zentrale Frage
der sozialen Gerechtigkeit. (Schluss) up/sc
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