• 04.11.2016, 11:29:33
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ORF-DialogForum „Im Spiegelkabinett der Filterbubble“

Wien (OTS) - Im digitalen Überangebot der Online-Welt sind Storys,
Nachrichten und Bilder dann erfolgreich, wenn sie geklickt und
geteilt werden. Am Smartphone sehen alle News-Angebote gleich aus,
egal ob sie glaubwürdig sind oder nicht. „Go viral or die“ lautet die
Devise. Kurz vor der US-Wahl stellte das ORF-DialogForum unter dem
Titel „Im Spiegelkabinett der Filterbubble“ folgende Fragen: Welchen
Einfluss haben Facebook und Google auf Europa? Was bewirken
Filterbubbles und Echoräume? Wie reagieren europäische
Qualitätsmedien auf die Umbrüche der Medienwelt? Und nicht zuletzt:
Was hat der Journalismus von morgen mit der Demokratie in unseren
Gesellschaften zur tun? Müssen wir akzeptieren, dass die
aufklärerische Rolle der Medien mit der Digitalisierung zu Grabe
getragen wird? Nach der Eröffnung durch Franz Fischler, Präsident des
Europäischen Forums Alpbach, diskutierten darüber unter der Leitung
von Klaus Unterberger, ORF-Public-Value, gestern Abend, am
Donnerstag, dem 3. November 2016, im ORF RadioKulturhaus: Olja Alvir,
Journalistin und Autorin aus Wien, Bernhard Pörksen von der
Universität Tübingen, ORF-Journalist Hanno Settele, Elisabeth Wehling
von der University of California in Berkeley, und Aidan White,
Director of the Ethical Journalism Network.

Franz Fischler erinnerte in seiner Eröffnungsrede an das geflügelte
Wort, dass die Wahrheit ein Kind der Zeit sei. „Doch nun ist die
Wahrheit ein Kind der Vergangenheit geworden. Denn wir leben heute in
der postfaktischen Welt, in der faktenbasierte Information keine
Saison hat“, sagte Fischler. „Hier sind europäische Medien und
besonders die Öffentlich-Rechtlichen gefragt, wenn wir unsere
demokratische Kultur nicht verlieren wollen und uns stattdessen im
digitalen Spiegelkabinett in einer Welt ohne Wahrheit wiederfinden.“

Es bereite ihm Sorge, meinte Bernhard Pörksen, dass der Common Ground
der Fakten in den Echokammern verloren gehe. „Neben der vierten
Gewalt des Journalismus habe sich eine fünfte Gewalt der vernetzten
Vielen geschoben. Dabei ist das Grundproblem, dass die Information im
Netz wahnsinnig schnell ist, Wahrheit aber Zeit braucht.“ Elisabeth
Wehling meinte, dass Journalismus ja auch filtere. „Die Frage ist
nur, wo stehen die Filter der Bubble der Wahrheit entgegen?“, so
Wehling. Und Olja Alvir konstatierte: „Man begibt sich sehr bewusst
in das Spiegelkabinett. Und es ist gar nicht so anders als
klassischer Medienkonsum, wo man sich eine bestimmte Zeitung kauft.“

Aidan White meinte, guter Journalismus folge einem Wertekatalog.
„Doch die Information in sozialen Netzwerken wie Facebook ist
selbstbezogen. Wenn wir Qualität wollen, braucht es Investitionen in
diese Qualität. Denn wir stecken in einer politischen Krise genauso
wie in einer Informationskrise. Wir müssen wieder lernen, Demokraten
zu sein.“

Für Hanno Settele war klar: „Wir müssen mit der neuen Welt ein
Auskommen finden. Wir müssen dort hin, wo die Menschen sind, auf
diesen Kanälen präsent sein und eine Alternative zum jodelnden
Elefanten anbieten.“

ORF III zeigt eine Aufzeichnung des DialogForums am Sonntag, dem 13.
November 2016, um 22.50 Uhr.

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