- 03.11.2016, 10:00:58
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Mindestsicherung: SOS-Kinderdorf warnt vor zunehmender Kinderarmut
AlleinerzieherInnen und Mehrkindfamilien besonders gefährdet - Armut bedeutet für Kinder Ausgrenzung und Benachteiligung
Utl.: AlleinerzieherInnen und Mehrkindfamilien besonders gefährdet -
Armut bedeutet für Kinder Ausgrenzung und Benachteiligung =
Wien (OTS) - „Wer die Mindestsicherung kürzt, nimmt damit bewusst in
Kauf, dass die Kinderarmut in Österreich zunehmen wird“, warnt
Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf in der aktuellen
Debatte um die Bedarfsorientierte Mindestsicherung. Eine
existenzsichernde finanzielle Unterstützung durch den Staat in
schwierigen Lebenslagen sei eine entscheidende Grundvoraussetzung, um
Armutsgefährdung von Familien zu vermeiden und aus der Armutsspirale
auszubrechen. „SOS-Kinderdorf spricht sich daher ganz klar gegen eine
Kürzung der Mindestsicherung aus“, so Moser.
Gerade AlleinerzieherInnen, Mehrkindfamilien ab drei Kindern sowie
Familien mit Migrationshintergrund seien in höherem Ausmaß von Armut
betroffen. „Bereits jetzt leben in Österreich rund 380.000 Kinder und
Jugendliche in Haushalten, die als armuts- und ausgrenzungsgefährdet
gelten“, erklärt Moser. Einsparungen bei der Mindestsicherung würden
die Situation von Kindern und Jugendlichen eklatant verschärfen.
Ganz konkret bedeute das für diese Kinder und Jugendlichen, dass es
für sie nicht möglich ist, vielen organisierten Freizeitaktivitäten
nachzugehen, an Schulausflügen teilzunehmen oder zum Teil nicht
einmal Freundinnen und Freunde zum Spielen oder Essen nach Hause
einzuladen. „Die Folgen davon sind soziale Ausgrenzung und
Benachteiligung“, betont Moser. „Diese Erfahrungen sind für Kinder
demütigend und belastend.“ Es gehe dabei nicht um „Luxusprobleme“,
sondern um Grundbedürfnisse und darum, Kindern das Mindeste zu
sichern.
Risiko für Fremdunterbringung
SOS-Kinderdorf arbeitet als österreichweit tätige Kinder- und
Jugendhilfsorganisation täglich mit Eltern, deren Kinder
fremduntergebracht sind, zusammen. „Aus unserer Erfahrung zeigt sich,
dass Armut in Kombination mit anderen familiären Krisen oft mit ein
Grund für die Fremdunterbringung von Kindern und Jugendlichen ist“,
sagt Moser.
Im Sinne der Prävention von Fremdunterbringung sowie der Bemühungen
um die Rückkehr von Kindern zu ihren leiblichen Eltern müsse eine
angemessene finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand, die ein
würdevolles Leben ermöglicht, in Form der Mindestsicherung zur
Verfügung stehen.
Jugendliche ohne Ausbildung besonders betroffen
„Ebenfalls warnen möchten wir vor einer Verschärfung der Situation
junger Erwachsener durch die Kürzung der Mindestsicherung“, sagt
Moser. In der Gruppe der Bezieher des Vollbetrags der
Mindestsicherung finden sich vor allem junge Menschen, die bereits
älter als 18 Jahre sind. „Jugendlichen die keine Ausbildung
abgeschlossen und am Arbeitsmarkt Probleme haben und außerdem kein
familiäres Auffangnetz haben, bleibt die Mindestsicherung als letzte
Absicherung, um nicht auf der Straße zu stehen“, erklärt Moser die
Situation.
Dies betreffe häufig auch Jugendliche, die mit dem 18. Geburtstag aus
der Betreuung der Kinder- und Jugendhilfe fallen. SOS-Kinderdorf
setzt sich seit Jahren dafür ein, dass die Unterstützungsleistungen
bis zum 21. Lebensjahr verlängert werden. Kürze man diesen Menschen
nun auch noch die Mindestsicherung, wird die oft bereits so
schwierige Lebenslage noch weiter verschärft. Armutserfahrungen in
der Kindheit und Jugend haben oft negative Auswirkungen auf das
gesamte Leben. „Es zeigt sich, dass Kinder, die in Armut aufwachsen,
in vielen Fällen auch benachteiligte Erwachsene werden“, erklärt
Moser. „Um diese Armutsspirale zu stoppen, brauchen wir in Österreich
vorausschauendes Handeln.“
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