- 02.11.2016, 11:53:34
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Atomkraftwerk Dukovany: Verlängerung ohne Prüfung bricht internationales Recht
GLOBAL 2000 bringt mit internationaler Koalition Beschwerde bei UN ein
Utl.: GLOBAL 2000 bringt mit internationaler Koalition Beschwerde
 bei UN ein =
Wien (OTS) - Dukovany, das älteste AKW Tschechiens, steht nur 32
 Kilometer von der österreichischen Grenze enfernt. Die
 Betriebsgenehmigung des dreißig Jahre alten Block 1 lief Ende 2015
 ab, die von Block 2 läuft Ende 2016. Nach internationalem Recht muss
 die Laufzeitverlängerung von Alt-AKWs durch grenzüberschreitende
 Umweltverträglichkeitsprüfungen mit den betroffenen Nachbarländern
 und unter Einbeziehung der eigenen Bevölkerung transparent
 durchgeführt werden – nicht nach Meinung der tschechischen Regierung:
 die Laufzeit von Block 1 wurde am 30. März 2016 unbegrenzt
 verlängert, die Laufzeit von Block 2 zunächst bis 10. Juli 2017.
„Die Alt-AKWs sollen ohne Bürgerbeteiligung und Umweltprüfung
 weiterlaufen bis zum Super-GAU – dagegen wehren sich zunehmend nicht
 nur UmweltschützerInnen in Österreich und Bayern, sondern auch die
 direkt betroffene tschechische Bevölkerung“, so Dr. Reinhard Uhrig,
 Atomkraft-Experte von GLOBAL 2000. „Wir haben sowohl bei der
 Umsetzungsstelle der ESPOO-Konvention als jetzt auch gemeinsam mit
 tschechischen und deutschen Gruppen bei der Aarhus-Konvention der
 Vereinten Nationen Beschwerde über dieses Vorgehen eingelegt und
 fordern die Bundesregierung auf, sich für die Einhaltung des
 internationalen Rechts stark zu machen.“
Neben GLOBAL 2000 sind an der Beschwerde das Ökobüro, die
 tschechischen Initiativen Calla und Jihočeské matky („Südböhmische
 Mütter“) sowie die deutsche Aarhus Konvention Initiative beteiligt.
 Bereits im Sommer brachten GLOBAL 2000 und Ökobüro Beschwerde bei der
 Umsetzungsstelle der ESPOO-Konvention ein, die Entscheidung über die
 Einleitung eines Verfahrens wird in den kommenden Wochen getroffen.
Die Reaktoren in Dukovany sind aus Sowjet-Zeiten und nach 30 Jahren
 Betrieb in beklagenswerten Zustand: Aufgrund der „Stresstests“ nach
 dem dreifachen Super-GAU im japanischen Fukushima wurden zahlreiche
 Mängel und Nachbesserungsauflagen bekannt, die grundlegendsten
 Komponenten der Anlagen (Reaktordruckbehälter, Primärkreislauf) sind
 aber wegen der hohen radioaktiven Belastung ebenso wenig ersetzbar
 wie der Mangel an ausreichenden Kühlwasserquellen, das in Dukovany
 nur aus einen kleinen Fluss, eher ein Flüsschen, entnommen wird – die
 Kühlteiche in der Nähe jeweils nur für wenige Stunden. Zusätzlich
 wurde 2015 ein jahrzehntelanger Betrugsskandal bei der Prüfung von
 Schweißnähten der Reaktoren bekannt, der immer noch nicht restlos
 aufgeklärt ist.
GLOBAL 2000 fordert daher eine transparente Prüfung der Reaktoren
 nach internationalem Recht. Diese Prüfung würde die Missstände und
 die Reparatur- und Nachrüstungskosten bewusst machen und nach Meinung
 von GLOBAL 2000 zur Stilllegung der Anlage führen.
Regierungsentwurf für UVP-Gesetz nimmt Atom aus
Gestern wurde überdies ein tschechischer Regierungsentwurf für ein
 überarbeitetes UVP-Gesetz bekannt, der alle im Rahmen der
 systematischen Überprüfungen vorgesehenen Vorhaben auflistet - die
 Ergebnisse von UVP-Verfahren im Atom-Bereich müssen aber laut Entwurf
 nicht in die atomrechtlichen Genehmigungsverfahren übernommen werden,
 die beteiligten Umweltschutzorganisationen hätten damit wieder keine
 Parteistellung im Verfahren. 
 „Auf Druck der Europäischen Kommission hat Tschechien seine
 Gesetzgebung reformiert – einige wenige Atom-Schädel in der
 tschechischen Regierung wollen diese Reform zurückdrehen“, so Uhrig.
 „Auch hier fordern wir die VertreterInnen der Bundesregierung auf,
 sich auf europäischer Ebene für eine Einhaltung des internationalen
 Rechts und notfalls ein Vertragsverletzungsverfahren einzusetzen.“
Die Beschwerde bei der Umsetzungskommission der Aarhus-Konvention:
 http://bit.ly/2e1vjuk
Hintergrund zu Dukovany: www.global2000.at/akw-dukovany
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