- 25.10.2016, 12:49:31
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Hammerschmid: Autonomiepaket ist kein Sparpaket
Bildungsministerin verteidigt im Bundesrat ihr Konzept zur Bildungsreform
Utl.: Bildungsministerin verteidigt im Bundesrat ihr Konzept zur
Bildungsreform =
Wien (PK) - Das geplante Gesetzespaket für die Erweiterung der
Schulautonomie werde keine Einsparungen beinhalten, versicherte
Bildungsministerin Sonja Hammerschmid bei der heutigen
Bundesratssitzung. Vielmehr gehe es um einen optimierten
Mitteleinsatz in einem modernen Bildungswesen. Standorte, die
Schulautonomie bereits jetzt leben, sollten nach ihrem Plan andere
Schulen in die neue Gestaltungsfreiheit mitnehmen; demnach würden
bereits im nächsten Schuljahr die ersten Schulen mit der
ausgeweiteten Autonomie starten.
Klassengröße: Personalausstattung bleibt gleich
Der erhöhte Gestaltungsspielraum, der SchulleiterInnen künftig zur
Festlegung der Klassenschülerhöchstzahl zustehen soll, diene
keineswegs der Budgetsanierung, reagierte Hammerschmid auf
diesbezügliche Kritik von Bundesrätin Monika Mühlwerth (F/W). Zweck
sei, schon im Sinne der LehrerInnen und der autonomen
Unterrichtsgestaltung, möglichst schnell reagieren zu können. Der
Bemessungsspielraum, also die Anzahl an LehrerInnen pro Schule,
bleibe jedoch gleich, unterstrich die Bildungsministerin. Auch durch
die Schaffung von Clustermanagern als LeiterInnen von Schulverbünden
erspare man sich nichts, da die Ressourcen andernorts im Schulbetrieb
eingesetzt werden. "Wir ziehen kein Geld aus dem System", hielt sie
gegenüber Mühlwerths Parteikollegen Christoph Längle (F/V) fest.
Überdies sei die Sorge unbegründet, den Schulpartnern würden
Mitbestimmungsrechte völlig entzogen,. Beispielsweise liege die
Schwerpunktsetzung an Schulen weiterhin bei den Lehrer-, Schüler- und
ElternvertreterInnen. Hinsichtlich Klassengröße habe zwar der
Direktor bzw. die Direktorin die Letztverantwortung, er oder sie sei
aber gut beraten, sich mit den Schulpartnern vor den Entscheidungen
abzusprechen. Immerhin solle die Direktorenstelle mit fünf Jahren
befristet sein.
Falls nicht ausreichend Lehrkräfte für einen Schulstandort gefunden
werden, helfe die Behörde mit steuernder Funktion, beruhigte
Hammerschmid, sodass alle Schulen über ausreichend LehrerInnen
verfügen. Die Personalverwaltung bleibe ebenfalls bei der Behörde,
weil sonst der Aufwand für die Schulen zu groß wäre. Ungeachtet
dessen verändere sich das Berufsbild der SchulleiterInnen hin zu
einer "echten Führungskraft", die neben personellen und pädagogischen
Aufgaben auch zahlreiche Managementagenden übertragen bekommt. Zur
qualitätsgesicherten, objektiven Auswahl der DirektorInnen kann sich
Hammerschmid durchaus externe Kommissionsmitglieder vorstellen. Auf
Ebene der Lehrkräfte werde die Weiterbildung künftig standortbezogen
vorangetrieben.
Für Schülerparlamente auf Landes- und Bundesebene, wie sie Angela
Stöckl-Wolkerstorfer (V/N) anregte, will Hammerschmid gemeinsam mit
der Bundesschülervertretung ein gesamthaftes Konzept entwickeln.
Derzeit gebe es innerhalb der Schülervertretung noch zu viele
unterschiedliche Vorstellungen.
Schulautonomie: personelle, pädagogische, finanzielle
Gestaltungsfreiheit
Bildungsvererbung entgegenzuwirken und das Minimieren von
Risikogruppen bzw. der Ausbau von Spitzengruppen seien die großen
Zielsetzungen der Bildungsreform, so Bundesministerin Hammerschmid.
"Wir geben den Schulen die Freiheit, vor Ort personell, pädagogisch
und finanziell zu gestalten", erläuterte sie die wesentlichen Punkte
des am 18. Oktober vorgestellten Plans für das Autonomiepaket, den
Sozialdemokratin Ana Blatnik (S/K) angesprochen hatte. Eckpfeiler
seien die Möglichkeit der Clusterbildung von bis zu acht Schulen.
Mittels sinnvoller Ressourcenplanung werde dadurch der Erhalt von
Klein- und Kleinstschulen gesichert. "Das Netzwerk, der Austausch
zwischen PädagogInnen ist ein ganz wichtiger Punkt der
Clusterbildung", betonte Hammerschmid, auch bei der Infrastruktur
biete schulische Zusammenarbeit viele Chancen. Generell sollten die
Verbünde aus den Bedürfnissen der Regionen erwachsen. Darüber hinaus
könnten sich auch große Standorte zu einem Campus zusammenschließen,
in dem die Übergänge zwischen den Bildungsinstitutionen erleichtert
würden. Weiters stehe es einem Campus frei, verstärkt auf die
Kooperation mit der Wirtschaft zu setzen.
In Bezug auf die Unterrichtsorganisation ziele das Reformpaket auf
vermehrt themenspezifisches, projektorientierte Unterrichten ab, um
neue Skills wie Problemlösungskompetenz und Teamorientierung zu
adressieren. So könne man beispielsweise das Thema Klimawandel von
mehreren Fachbereichen, auch klassenübergreifend, beleuchten und dann
in Kleingruppen weiter bearbeiten. Die Schulaufsicht werde künftig
viel mehr eine beratende Rolle einnehmen, gleichzeitig würden zwecks
Kompetenzmessung zusätzliche Controlling-Instrumente im Ministerium
entwickelt, auch zur Anwendung seitens der Lehrkräfte.
Eine altersadäquate Bildungs- und Berufsorientierung vom Beginn bis
zum Ende der Schulzeit werde im Rahmen der Bildungsreform
sichergestellt, so die Ministerin an ÖVP-Mandatarin Sonja Zwazl (V/N)
gerichtet. Um einen gelingenden Übergang vom Schul- ins Berufsleben
zu sichern, habe man in der Sekundarstufe I flächendeckend Bildungs-
und BerufsberaterInnen sowie Einheiten zur Berufsorientierung
implementiert. Die "Schnuppertage" - fünf unterrichtsfreie Tage -
ermöglichten den SchülerInnen zudem, direkt in Betrieben erste
Erfahrungen zu sammeln. Nachholbedarf gebe es noch im AHS-Bereich,
räumte Hammerschmid ein, derzeit liefen die Abstimmungsgespräche mit
dem Koalitionspartner. Ebenso ist ihr die Digitalisierung im
Unterricht ein großes Anliegen, weswegen derzeit Strategien dafür
ausgearbeitet würden. Von Adelheid Ebner (S/N) nach den zentralen
Herausforderungen dabei gefragt, sagte Hammerschmid, maßgeblich seien
die Ausstattung an Schulen, inklusive geeigneter Lernmaterialien, und
die Weiterbildung der PädagogInnen. Als "Riesenchance" der
Digitalisierung sieht sie die Individualisierung des Unterrichts,
aber auch das kritische Hinterfragen - "eine ethische Reflexion" -
von Inhalten, die im Netz auftauchen.
Bildungsbudget: Anbindung der Länder an BRZ für mehr
Mitteltransparenz
Hinsichtlich Finanzierung des Pflichtschulwesens sprach David
Stögmüller (G/O) die laufenden Verhandlungen zum Finanzausgleich mit
den Ländern an, und erfuhr von Hammerschmid, die Abstimmungen mit dem
Finanzminister seien im Gange. Angeschnitten würden dabei Maßnahmen,
die Mittelverwendung transparenter zu gestalten, unter anderem durch
Anbindung der Länder an das Bundesrechenzentrum (BRZ), und
Regelungsvereinfachungen, etwa bei der Landeslehrer-Controlling-
Verordnung. Zwecks zielgerichteter Mittelverteilung an Schulstandorte
sieht sie einen Chancenindex als gute Möglichkeit, das Geld gemäß
Faktoren wie Bildungsstand und Einkommen der Eltern sowie
Alltagssprache der SchülerInnen einzusetzen.
Zum Angebot an ganztägigen Schulformen in Österreich, von Renate
Anderl (S/W) aufgegriffen, informierte Hammerschmid, die Auslastung
gestalte sich je nach Bundesland sehr unterschiedlich,. Der Plan sei
aber, österreichweit bis 2025 40% der SchülerInnen eine ganztägige
Betreuungsmöglichkeit zu geben. Mit 750 Mio.€ wolle man die
entsprechende räumliche und personelle Ausstattung der Standorte
gewährleisten. Von den Regionen erwartet die Ministerin in diesem
Zusammenhang Auskunft darüber, wo deren konkreter Bedarf ist.
Neues Lehrerdienstrecht: flankierenden Maßnahmen eingefordert
Im Zusammenhang mit dem 2013 beschlossenen neuen Lehrerdienstrecht
hinterfragte Gregor Hammerl (V/St), inwieweit die damals vom
Nationalrat einforderten begleitenden Maßnahmen umgesetzt sind. Zu
diesen Forderungen gehören eine starke Individualisierung und
Differenzierung sowie inhaltliche Weiterentwicklung im
Unterrichtsangebot, der Einsatz von Unterstützungspersonal wie
PsychologInnen, SozialarbeiterInnen und administrativen Kräften,
Adaptierungen der schulischen Arbeitsplätze von LehrerInnen und die
Erstellung einer LehrerInnen-Arbeitszeitstudie bis zum Jahr 2018.
Bundesministerin Hammerschmid erläuterte am Beispiel
Lehrerarbeitsplätze, bereits 2008 habe ihr Ressort damit begonnen,
adäquate Arbeitsmöglichkeiten für Lehrkräfte an Schulen zu schaffen -
die Arbeiten würden natürlich in Verbindung mit dem Autonomiepaket
fortgesetzt. Unterstützungspersonal sollte den Schulen wahlfrei zur
Verfügung stehen. (Fortsetzung Bundesrat) rei
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