- 18.10.2016, 10:00:39
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Tag der Lehre: Gewerkschaftsjugend fordert Reform des dualen Ausbildungssystems
ÖGJ fordert mehr Unterrichtsstunden in den Berufsschulen
Utl.: ÖGJ fordert mehr Unterrichtsstunden in den Berufsschulen =
Wien (OTS/ÖGB) - "Die Bildungsreform muss mit einer Reform der
Berufsschulen einhergehen", fordert Sascha Ernszt, Vorsitzender der
Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) anlässlich des Tages der
Lehre. Denn auch beim dualen Ausbildungssystem gibt es viel
Verbesserungspotenzial. "Die Regierung muss jetzt ein
Berufsschulpaket schüren, das verbesserte Ausbildungsbedingungen und
ein qualitätsgebundenes Fördermodell enthält. Nur dann wird die
Lehrausbildung auch in Zukunft gut qualifizierte Fachkräfte
hervorbringen", betont Ernszt. Die Gewerkschaftsjugend fordert eine
Ausweitung der Berufsschulzeiten, eine Fachkräftemilliarde sowie die
Übernahme der Internatskosten durch die Betriebe.++++
"Unternehmen erwarten von Lehrlingen immer mehr Kenntnisse und
Fähigkeiten. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, müssen die
Berufsschulen ausgebaut und modernisiert werden", fordert der
Junggewerkschafter. Das ÖGJ-Modell sieht vor, dass in einem ersten
Schritt ausnahmslos alle Lehrberufe auf 1.260 Berufsschulstunden
angehoben werden, wie das bei fast 90 Prozent der Lehrberufe bereits
der Fall ist. In einem zweiten Schritt soll die tägliche
Unterrichtszeit von neun auf sieben Stunden verkürzt werden. Drittens
sollen die angebotenen Unterrichtsfächer um beispielsweise
Fremdsprachen und Sportangebote ausgebaut, und die Gesamtstundenzahl
auf 1.680 Berufsschulstunden erhöht werden, indem ein zweiter
Berufsschultag eingeführt wird. Ernszt: "Die Investitionen fließen
direkt in eine bessere Ausbildung der Jugendlichen. Bei einer
Verkürzung der täglichen Unterrichtszeit könnten zum Beispiel mehr
Förderprogramme für lernschwache Lehrlinge und freie Fächer für
lernstarke Lehrlinge angeboten werden."
Darüber hinaus fordert die ÖGJ eine Kostenübernahme der
Internatskosten ausnahmslos für alle Lehrlinge. "Das würde den
größten Belastungsfaktor im Bereich der Berufsschule entkräften und
ermöglichen, dass sich die Lehrlinge auf ihre Lernziele konzentrieren
können", so der ÖGJ-Vorsitzende. Der ÖGJ/AK-Lehrlingsmonitor ergab,
dass 41 Prozent der Lehrlinge selbst für ihre Internatskosten
aufkommen.
Qualitätsgebundenes Fördermodell statt „Gießkannenprinzip“
Auch auf betrieblicher Ebene sieht Ernszt einen Reformbedarf: "Die
Ausbildungsfinanzierung muss auf eine gerechtere Grundlage gestellt
werden, damit wieder mehr Unternehmen die Lehrlinge von Anfang an
selbst ausbilden." Die ÖGJ hat dazu schon vor Längerem ein Konzept
entwickelt. Dieses sieht einen Ausbildungsfonds (Fachkräftemilliarde)
vor, in den Firmen einzahlen, die nicht ausbilden, obwohl sie es
könnten, und aus dem Betriebe, die qualitativ hochwertig ausbilden,
Förderungen erhalten. Der Fonds soll durch ein Prozent der
Jahresbruttolohnsumme durch die Unternehmen finanziert werden. "Auch
die Qualität der Ausbildung muss entscheidend dafür sein, welches
Unternehmen wie viel Lehrstellenförderung bekommt. Das alte
Gießkannen-Prinzip hat versagt", sagt Ernszt.
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