- 12.10.2016, 13:21:59
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Schelling: Keine neuen Schulden, keine neuen Steuern, Mut zu Reformen und Vertrauen stärken
Der Finanzminister präsentierte heute im Nationalrat sein zweites Budget
Utl.: Der Finanzminister präsentierte heute im Nationalrat sein
 zweites Budget =
Wien (PK) - Keine neuen Schulden, keine neuen Steuern, Mut zu 
 Reformen und Vertrauen stärken - das war der rote Faden in der 
 Budgetrede von Finanzminister Hans Jörg Schelling, mit der er das 
 Budget 2017 heute im Nationalrat präsentierte. "Worte zahlen keine 
 Schulden. Nur Handeln bringt Ergebnisse", drängte Schelling unter 
 Zuhilfenahme eines Zitats von William Shakespeare auf eine 
 Schuldenbremse, die zum Motor eines modernen Staates werden sollte. 
 Reformbedarf ortet er vor allem in den Bereichen Pensionen, 
 Gesundheit, Bildung und Effizienz in der Verwaltung. Eine Aufgaben- 
 und Bundesstaatsreform, die Doppelgleisigkeiten vermeidet und 
 schlankeres effizienteres Agieren zulässt, hat für den Minister 
 oberste Priorität. In diesem Zusammenhang erteilte er einer 
 Klientelpolitik eine klare Absage. Für ihn geht es nicht um die Frage 
 "zentral oder föderal", sondern darum, die Aufgaben dort zuzuordnen, 
 wo sie am nächsten bei den BürgerInnen und am effizientesten erledigt 
 werden können. Seine Devise ist es, zu einem neuen Denken zu kommen 
 und die alt gewohnten geistigen Trampelpfade zu verlassen. Der von 
 ihm im vollem Umfang unterstützte und vom Bundeskanzler angekündigte 
 "New Deal" könne nicht mit altem Kuhhandel betrieben werden, so 
 Schelling.
Als unabdinglich sieht er die Beseitigung struktureller Probleme und 
 fordert nicht nur seine KollegInnen innerhalb der Regierung sondern 
 auch Länder und Gemeinden auf, Ausgabenanalysen durchzuführen. Das 
 könne die finanziellen Spielräume erheblich vergrößern, ohne dass 
 immer gleich der Ruf nach neuem Geld laut werden müsse. Nur damit 
 könne Österreich langfristig wieder an die Spitze, wiederholte der 
 Minister seinen Appell vom Vorjahr; nur damit könne Österreich auch 
 wieder das Tripple A zurückgewinnen.
Vom Ankündigen zum Umsetzen kommen und Vertrauen schaffen
Geld allein löse keine Strukturprobleme, so das Fazit des Ministers. 
 Vielmehr müsse man vom Ankündigen zum Umsetzten kommen, und für 
 konkrete Verbesserungen brauche man Mut: Mut, das stehe für "M" wie 
 Machen, "U" wie Umsetzen und "T" wie Tun, formulierte Schelling.
Das Budget sei nicht nur eine Rechenaufgabe, sondern vor allem eine 
 Zukunftsaufgabe. Ziel sei es, einen Staatshaushalt vorlegen zu 
 können, der Überschüsse produziert und jene Spielräume schafft, die 
 für eine aktive Budgetpolitik und für neue Investitionen notwendig 
 sind. Der Staatshaushalt kranke an einem Ausgabenproblem, man gebe zu 
 viel für die Vergangenheit aus, anstatt Investitionen in die Zukunft 
 zu tätigen. Für Schelling spielt dabei die Psychologie - konkret das 
 Vertrauen - eine besonders große Rolle, weshalb er eindringlich eine 
 rationale unaufgeregte und lösungsorientierte Politik einforderte.
Dieses Vertrauen gelte es, zwischen dem Staat und seinen BürgerInnen, 
 zwischen Staat und Wirtschaft, zwischen Staat und Bankensektor und 
 auch zwischen den internationalen Märkten und Österreich zu festigen. 
 In diesem Sinne drängte der Finanzminister auf die Abschaffung der 
 kalten Progression für alle Steuergruppen, wie er unmissverständlich 
 festhielt, und auf mehr Planungssicherheit für die Wirtschaft. Diese 
 dürfe nicht durch neue Steuerideen verunsichert werden. Die Reduktion 
 der Bankenabgabe hält er für einen wichtigen Schritt im Interesse des 
 Wettbewerbsfähigkeit des Sektors. Er werde aber darüber wachen, dass 
 die Banken Kredite auch wirklich vergeben und neue innovative 
 Finanzierungsmöglichkeiten schaffen.
Mit der HETA Lösung sei ein wichtiger Schritt im Hinblick auf das 
 Ansehen und die Stellung Österreichs als Kapitalmarkt gesetzt worden, 
 zeigte sich der Minister überzeugt. Man habe aus diesem Fall gelernt 
 und die richtigen Schlüsse gezogen. Weitere Schritte seien geplant, 
 insbesondere eine Reform der Finanzmarktaufsicht und die 
 Vereinheitlichung der Haftungsobergrenzen der Länder sowie ein 
 einheitliches Spekulationsverbot.
Als Kernstück einer Politik, die das Vertrauen stärkt, nannte 
 Schelling zusammenfassend ein gutes Budget, das sparsam und 
 zukunftsorientiert ist und auch hält.
Schelling: Trotz schwieriger Rahmenbedingungen ein ausgewogenes 
 Budget
Schelling betonte, trotz schwieriger Rahmenbedingungen - Banken und 
 Schuldenkrise, Hypo-Alpe-Adria, Ukraine-Krise, Russland-Sanktionen 
 und Flüchtlingsbewegungen sowie Brexit - sei es gelungen, ein 
 ausgewogenes Budget und zum dritten Mal einen Bundesvoranschlag mit 
 einem strukturellen Nulldefizit vorzulegen. Die Neuverschuldung könne 
 gegenüber 2016 um ein Drittel verringert werden. Ohne den Staat 
 kaputt zu sparen, stünden ausreichend Mittel für offensive 
 Investitionen zur Verfügung. Dabei räumte der Minister ein, dass das 
 strukturelle Defizit von 0,5% des BIP für ihn nicht ambitioniert 
 genug sei, sein eigentliches Ziel sei die schwarze Null.
2017 sind Einnahmen von 73,16 Mrd. € und Ausgaben von 77,46 Mrd. € 
 budgetiert. Das Maastricht-Defizit liegt bei 1,2%. Die Schuldenquote 
 ist mit 80,9% auch im kommenden Jahr viel zu hoch, dennoch ist ein 
 Abwärtstrend festzustellen, liegt die Quote doch um 2,3 Prozentpunkte 
 niedriger als im laufenden Jahr.
Der Minister erinnerte an die im Jahr 2011 vom Parlament beschlossene 
 Schuldenbremse, wonach das strukturelle Defizit höchstens 0,35% des 
 BIP betragen dürfte. Dieses Ziel werde mit dem vorgelegten Budget um 
 rund 2 Mrd. € verfehlt, gab Schelling zu bedenken, und ließ keinen 
 Zweifel daran, dass diese Lücke in den folgenden Jahren wieder 
 geschlossen werden müsse.
Mehrmals unterstrich Schelling in seiner Rede seinen festen Willen, 
 den Budgetkurs "runter mit den Schulden, runter mit den Ausgaben, 
 runter mit den Steuern" fortsetzen zu wollen, und kritisierte 
 übermäßige Verpflichtungen, die man in den letzten Jahrzehnten 
 eingegangen sei. Diese Verpflichtungen bezifferte er mit 140 Mrd. €, 
 was einem Auszahlungsvolumen von zwei Jahresbudgets entspricht. Davon 
 gehen allein 42 Mrd. € in die geplanten Schieneninfrastrukturprojekte 
 der ÖBB. Man müsse daher in Zukunft bei langfristigen Verpflichtungen 
 vorsichtiger werden, mahnte der oberste Hüter der Staatsfinanzen. 
 Investiert müsse dort werden, wo die Investitionen das Land 
 weiterbringen und alle Bürgerinnen und Bürger davon profitieren, so 
 Schelling.
Schwerpunkte: Sicherheit, Soziales, Bildung, Forschung
Das Budget 2017 setzt laut Finanzminister gezielt Schwerpunkte. So 
 werde in die innere und äußere Sicherheit investiert, wie er 
 ausführte, das Innenressort erhält im kommenden Jahr 440 Mio. € mehr 
 und wird auf 3,47 Mrd. € aufgestockt. Die Landesverteidigung erhält 
 bis 2020 um 896 Mio. € mehr, womit das Ressort im kommenden Jahr über 
 2,32 Mrd. € verfügen kann. Zur Bewältigung der Flüchtlingsbewegungen 
 stelle man mit 83 Mio. € eine angemessene Assistenz und 
 Unterstützungsleistung sicher. Gewährleistet ist weiter der Einsatz 
 bei internationalen Einsätzen zur Friedenssicherung und humanitären 
 Hilfseinsätzen. Schelling kündigte auch mehr Mittel für die 
 Entwicklungszusammenarbeit, für den Auslandskatastrophenfonds und 
 internationale Organisationen an. Für die Integrationsoffensive 
 stehen insgesamt 250 Mio. € zur Verfügung.
Die Probleme des Arbeitsmarkte und der Arbeitsmarktpolitik will der 
 Minister nicht nur mit zusätzlichen 543,2 Mio. € gegenüber dem 
 laufenden Budgetjahr und insgesamt mit 8,6 Mrd. € begegnen. Er ließ 
 auch durchblicken, dass er einen sorgsameren Umgang mit Steuergeldern 
 in diesem Bereich für notwendig hält und kündigte an, die Maßnahmen 
 der aktiven Arbeitsmarktpolitik auf ihre Wirkung überprüfen zu 
 wollen. Nachdem derzeit jeder siebente Euro in die gesetzliche 
 Pensionsversicherung geht, der staatliche Zuschuss weiter steigt und 
 2020 bei 13,3 Mrd. € liegen wird (2017: 10,68 Mrd. €) hält der 
 Finanzminister den Reformdruck in diesem Bereich für besonders groß.
Großen Spielraum hinsichtlich eines besseren Einsatzes von 
 Budgetmitteln ortet er auch im Bildungsbereich, zumal nur 50 Cent im 
 Klassenzimmer ankommen. Prioritäten setzt das Budget zudem bei 
 Universitäten und in der Grundlagenforschung sowie im Ausbau des 
 Breitbandinternets. Auch die Infrastrukturinvestitionen steigen 
 Schelling zufolge im nächsten Jahr um rund 800 Mio. €, die 
 öffentlichen Investitionen bleiben demnach bei 3% stabil. Mit der 
 Sart up-Initative, habe man eine strategische Schwäche Österreichs 
 nachhaltig ausmerzen können, führte Schelling weiter aus. Der 
 Finanzminister versicherte zudem, dass man im Zuge der Umsetzung des 
 Klimavertrags von Paris für die notwendigen Schritte in den nächsten 
 Budgets Vorkehrungen treffen werde.
HINWEIS: Der Wortlaut der Rede des Finanzministers ist nach 
 Fertigstellung der Stenografischen Protokolle auf der Website der 
 Parlamentsdirektion unter https://www.parlament.gv.at/PAKT/STPROT/
 abrufbar.
Informationsmaterialen zur Budgetrede sind auf der Homepage des 
 Finanzministeriums www.bmf.gv.at verfügbar.
Fotos von der Budgetrede finden Sie im Fotoalbum auf 
 www.parlament.gv.at
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