- 12.10.2016, 10:15:03
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BELVEDERE: GUSTAV KLIMTS „KUSS“ ZUM ANFASSEN
EU-Projekt zur Entwicklung von 3D-Technologien für blinde und sehbehinderte Menschen
Utl.: EU-Projekt zur Entwicklung von 3D-Technologien für blinde und
sehbehinderte Menschen =
Wien (OTS) - Im Rahmen des EU-Projektes AMBAVis (Access to Museums
for Blind and Visually Impaired People) wurden zwei Jahre lang
3D-Technologien entwickelt, die Menschen mit Sehbehinderung ein neues
Kunsterlebnis ermöglichen sollen. Unter anderem wurde der „Kuss“ von
Gustav Klimt als interaktives Tastrelief angefertigt, das zum
Abschluss des Projektes an die Österreichische Galerie Belvedere
übergeben wird.
Pünktlich zum internationalen Tag des Weißen Stockes am 15. Oktober
können Menschen mit Sehbehinderung Gustav Klimts „Kuss“ im Oberen
Belvedere auf eine besondere Art erleben. Das Gemälde wurde
computergestützt in eine 42x42 cm große Reliefdarstellung
übergeführt. Viele kompositorische und ornamentale Details wurden
pixelgenau fühlbar und tastbar gemacht. Mit Hilfe einer einzigartigen
Finger-Tracking-Technologie geben bestimmte Bereiche des Reliefs bei
Berührung Audioinformationen wieder. Damit wird das Relief zum
Audioguide, der das autonome Erleben des Kunstwerkes vertieft.
Dieses Relief ist ein Ergebnis des EU-Projektes AMBAVis, das seit
zwei Jahren läuft und bei dem folgende Partner mit an Bord waren:
Economica Institut für Wirtschaftsforschung (AT), die VR Vis Zentrum
für Virtual Reality und Visualisierung Forschungs-GmbH (AT), die
Österreichische Galerie Belvedere (AT), der Österreichische und der
Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband, das Manchester Museum
(GB) sowie die NGO Trnka (SK).
Das EU-Projekt versteht sich als treibende Kraft zur
Weiterentwicklung und Verbreitung taktiler und auf 3D-Technologien
basierender Vermittlungspraktiken in Museen. Ziel ist es, Menschen
mit Sehbehinderung einen barrierefreien Zugang zu den Kunstwerken zu
ermöglichen.
„Die Übersetzung kunsthistorisch bedeutender Werke in taktile Modelle
und die dafür notwendige Entwicklung innovativer Technologien
verbessern den Zugang blinder und sehbeeinträchtigter Menschen zu
Kunst und Kultur. Auch hier eröffnet die digitale Welt bis dato
ungeahnte Chancen, zugleich treten dabei neue, komplexe
Problemstellungen etwa im Urheberrecht auf", resümiert Dr.
Helmenstein von Economica.
„Das neue Relief vom Kuss zeigt, dass Gemälde auch etwas für blinde
Menschen sind", begeistert sich Reiner Delgado. "Mithilfe der
interaktiven Audioinformationen geht es nicht mehr nur um ein
abstraktes Verstehen des Bildaufbaus, sondern das Bild kann direkt in
seiner Emotionalität und Strahlkraft zum Betrachter sprechen. AMBAVis
öffnet neue Wege hin zum Kunsterleben von Menschen mit
Seheinschränkungen“, so der Kulturreferent des Deutschen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes.
Neben dem Kuss-Relief entstand bei dem Projekt eine digitale Replik
eines 2500 Jahre alten Katzensarkophags aus dem Manchester Museum,
unter deren Oberfläche berührungssensitive Sensoren eingebettet
wurden. So ist es für den Benutzer möglich, mit unterschiedlichen
Berührungen Zusatzinformationen zu erhalten.
Für die Zukunft wird an einem Relief-Printer-Medium gearbeitet, mit
dem es möglich sein sollte, mehrere Bilder in einem Museum variabel
als temporäres 3D-Relief darzustellen. Dieses innovative Konzept,
inspiriert durch das PinArt-Spielzeug, besteht aus zehntausenden
beweglichen Stäben, die jede Oberfläche nachahmen können.
Das Projektteam von AMBAVis veranstaltet am 12. Oktober 2016
nachmittags im Oberen Belvedere Workshops zum Thema 3D-Technologien
für barrierefreien Zugang zu Museen. Interessierte können dabei
nähere Informationen einholen bzw. die beschriebenen Objekte auch
selbst ausprobieren. Außerdem werden am 15. Oktober, dem Tag des
Weißen Stockes, im 21er Haus Führungen für Menschen mit
Sehbehinderung in der Ai Weiwei-Ausstellung
„translocation-transformation“ angeboten.
„Die Vermittlung von Kunst an möglichst viele unterschiedliche
Bevölkerungsgruppen ist eine Kernaufgabe jedes Museums. Mir
persönlich ist es ein besonderes Anliegen, dass Menschen mit
Behinderung die Kunst im Belvedere möglichst ohne Einschränkung
miterleben können. Aus diesem Grund freue ich mich sehr, dass das
berühmteste Bild der Sammlung nun in Form eines multifunktionalen
Reliefs für Menschen mit Sehbehinderung neu erfahrbar wird“, so Agnes
Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere.
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