Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt und Heimkinder kritisieren parlamentarischen „Staatsakt“ zu Missbrauch
Utl.: Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt und Heimkinder
kritisieren parlamentarischen „Staatsakt“ zu Missbrauch =
Wien (OTS) - Eine sogenannte “Geste der Verantwortung” zur sexuellen
Gewalt durch die Kirche haben Kardinal Schönborn und
Parlamentspräsidentin Doris Bures nun für den 17.11 angekündigt. Die
verstorbene NR-Präsidentin Barbara Prammer hatte hier mehr Feingefühl
bewiesen und hat vor drei Jahren eine Veranstaltung der
kircheneigenen Klasnic-Kommission unter Ausschluss der betroffenen
Kirchenopfer im Hohen Haus unterbunden
(http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20130221_OTS0235/). Doch ihre
Nachfolgerin zeigt sich weit weniger sensibel für die Anliegen
tausender Betroffener kirchlicher Gewalt. „Bures lässt eine
Instrumentalisierung des Parlaments für Werbezwecke der Kirche zu“,
kritisiert Sepp Rothwangl, Sprecher der Plattform Betroffener
kirchlicher Gewalt.
Verantwortung muss mehr als eine Geste sein
"Verantwortung beinhaltet mehr als eine bloße Geste: in einem ersten
Schritt sollten die Opfer angemessen entschädigt und die Identität
der Täter preisgegeben werden. Das ist bisher nicht passiert, die
Kirchenopfer wurden mit Almosen abgespeist, zum Schweigen gebracht
und die Täter werden großteils von der Klasnic-Kommission gedeckt“,
erklärt Rothwangl. „Zuerst sollen Staat und Kirche zu ihrer
Verantwortung stehen, danach kann eine solche Geste erfolgen. Aber
so, wie es jetzt läuft, kann das angekündigte Event nur als billige
Politshow bezeichnet werden“, schließt Rothwangl.
Betroffenen-Vertreter wurden auch nicht in die Planung dieser
Veranstaltung eingebunden. Sie appellieren nun an Bundeskanzler Kern,
das Event abzusagen und endlich eine täterunabhängige staatliche
Kommission zur Aufklärung der kirchlichen Missbrauchs- und
Vertuschungsverbrechen nach irischem Vorbild einzurichten.
Auch Ex-Heimkinder gegen Gesten-Politik
Ebenso empört reagiert Österreichs Heimkinder-Vereinigung. „Wir
können uns eine solche Zeremonie erst vorstellen, wenn unsere
Forderungen nach der Herausgabe unserer Akten und nach einer
Entschädigung aller Betroffenen erfüllt ist. Die Ex-Heimkinder haben
Schreckliches erlebt, viele nagen am Hungertuch und werden im
Ämterspießrutenlauf im Kreis geschickt“ sagt Johann Kailich von der
Selbsthilfegruppe der Ex-Heimkinder.
Verjährungsverzicht gefordert
Die konkreten Forderungen:
- Die r.k. Kirche soll auf die Verjährung bei Gerichtsverhandlungen
verzichten. Das hatte Schönborn auch angekündigt, hernach jedoch
nicht wahrgemacht. Deswegen hatten hunderte Betroffene, die den
Klagsweg beschreiten wollten, keine Chance auf Gerechtigkeit die
Verbrechen lagen schon zu lange zurück und galten daher als verjährt.
- Die r.k. Kirche verhindert weiterhin eine Vernetzung der
Betroffenen. Die „Verjährungskette“ könnte eine strafrechtliche
Verfolgung möglich machen, wird jedoch unterbunden.
- Die r.k. Kirche hat lächerlich geringe Entschädigungszahlungen
geleistet, im Schnitt waren es 14.000 EUR. Das kompensiert keineswegs
die vielfache lebenslange Traumatisierung der Opfer. Hier müssen
angemessene Entschädigungssummen bezahlt werden. Wo vor Gericht die
Verjährung ausgehebelt werden konnte, wurde im Vergleich fast das
20-fache der Klasnic-Gestenleistung erzielt.
-Errichtung eines staatlichen Fonds nach dem Vorbild des
"Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des
Nationalsozialismus”.
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