• 20.09.2016, 21:20:13
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Friedensbild 2016 im Parlament: Späte Momente des Friedens von Holocaust-Überlebenden

Alfred Fried Photography Award für Porträtreihe "Devoted to life" an Helena Schätzle

Utl.: Alfred Fried Photography Award für Porträtreihe "Devoted to
life" an Helena Schätzle =

Wien (PK) - "Wie können Menschen, die so viel Hass erfahren mussten,
so viel Liebe geben?" fragte sich die diesjährige Alfred Fried Award
Gewinnerin Helena Schätzle mehr als einmal, als sie über viele Monate
hinweg Überlebende des Holocaust und deren Familien in Israel
begleitete. Mit ihren Bildern habe die deutsche Fotografin damit zur
zentralen Frage des Fotobewerbs "Wie sieht Frieden aus?" auf sensible
Weise "späte Momente des Glücks in einem traumatisierten Leben nach
dem Überleben" eingefangen, hieß es unter anderem in der Begründung
der internationalen Jury zur Preisvergabe. Helena Schätzle wurde
heute im Parlament in Anwesenheit von internationalen
Friedenspersönlichkeiten für die Porträtreihe "Devoted to life" mit
dem Alfred Fried Photography Award für das Friedensbild des Jahres
2016 ausgezeichnet.

Die Keynote zum Award hielt auf Einladung von Nationalratspräsidentin
Doris Bures Abdessattar Ben Moussa, Präsident der tunesischen
Menschenrechtsliga, die als Mitglied des Nationalen Dialog-Quartetts
den Friedensnobelpreis 2015 erhalten hatte. In seiner nachdrücklichen
Rede hob Ben Moussa hervor, wie wichtig es sei, eine "Kultur des
Friedens" in die Welt zu tragen. Es gelte, einen Dialog zu finden
zwischen allen Kulturen, Religionen und Zivilisationen, um den
Frieden gemeinsam aufzubauen. Mit einer "Kultur des Brückenbauens"
nachhaltig Frieden zu realisieren muss das gemeinsame Ziel sein. Dazu
brauche es auch die internationale Solidarität, arme Länder zu
unterstützen, auch wenn es darum geht, die Wichtigkeit der Bildung
anzuerkennen. "Das Recht auf Frieden ist eng gekoppelt an das Recht
auf Leben", betonte Ben Moussa, denn "wenn die Menschen leben wollen,
so geht das nur über den Frieden". Er dankte dem österreichischen
Parlament dafür, dass es seit vielen Jahren bekannt dafür ist, den
Frieden zu unterstützen.

Bures: Das Bedürfnis ist groß, dem Frieden ein Gesicht zu verleihen

"Die Friedenssehnsucht wächst mit dem Unfrieden auf der Welt", sagte
Nationalratspräsidentin Doris Bures in ihren Begrüßungsworten und
bedankte sich für das große Engagement beim Organisator und bei allen
PartnerInnen des Awards, bei der Jury und bei den tausenden
FotografInnen, die in ihren eingereichten Arbeiten "mit dem Medium
der Fotografie ein Stück Frieden festgehalten haben". Die
"beeindruckende internationale Beachtung" des Alfred Fried
Photography Award durch die Vielzahl an eingereichten Bildern würde
nicht zuletzt auch daran liegen, dass in "so bewegten Zeiten, wie wir
sie erleben, das Bedürfnis besonders groß ist, dem Frieden ein
Gesicht zu verleihen", betonte die Präsidentin die Bedeutung des zum
dritten Mal im Parlament verliehenen Preises am Vorabend des
Internationalen Tags des Friedens.

Die Nationalratspräsidentin bezeichnete es als große Ehre, einen ganz
besonderen "Botschafter des Friedens", Abdessattar Ben Moussa, und
den Journalisten und Menschenrechtsaktivisten Mazen Darwish bei dem
Award begrüßen zu können.

"Es ist unendlich schmerzlich, dass es der Staatengemeinschaft auch
im sechsten Jahr des Bürgerkriegs noch nicht gelungen ist, das
Blutvergießen und das unendliche Leid der syrischen Bevölkerung zu
beenden", drückte Bures auch ihr zentrales Bedauern für die Situation
in Syrien aus: Für die Hoffnung auf eine dauerhafte friedliche Lösung
gelte es auch nach dem schweren Rückschlag durch die Ereignisse der
vergangenen 24 Stunden in den Bemühungen zur Beilegung des Konflikts
weiterhin alle Anstrengungen zu unternehmen, damit es endlich zu
einem Schweigen der Waffen kommt.

Den Bilderfluten der Kriege die Bilder des Friedens an die Seite
stellen

Der Vorsitzende der diesjährigen Jury Rolf Nobel, Professor für
Fotografie an der Fachhochschule Hannover, betonte die Strahlkraft,
die der Alfred Fried Photography Award nach nur vier Jahren schon
entwickelt hat. "Wenn es die Aufgabe eines Mediums wie der Fotografie
ist, alle Themen menschlichen Daseins darzustellen, dann ist es eine
ebenso wichtige Aufgabe, den Bilderfluten der Kriege die Bilder des
Friedens an die Seite zu stellen", wies Nobel in diesem Zusammenhang
auf die Bedeutsamkeit der Visualisierung des Friedens-Themas hin.

Bezugnehmend auf die gesamtgesellschaftlichen Veränderungen im Zuge
der Digitalisierung sagte der Organisator des Awards, Lois
Lammerhuber, dass sich seit der Erfindung der Smartphone-Fotografie
eine "Barrierefreiheit zur Kreativität" entwickelt, die völlig neue
Möglichkeiten des Verständnisses der Welt eingeleitet hat. Wir alle
verfügen heute über dieses Werkzeug, uns der Welt visuell zu nähern.
Mit der so einfachen Frage "Wie sieht Frieden aus?" als Samenkorn die
Menschen zum Nachdenken zu bringen, dazu soll dieser Fotowettbewerb
auch in Zukunft beitragen, betonte Lammerhuber die Wichtigkeit von
Friedensbildern.

Der syrische Journalist und Menschenrechtsaktivist Mazen Darwish
gedachte im Namen des International Press Institute jenen
JournalistInnen und FotografInnen, die im Laufe des Jahres 2016 in
Ausübung ihres Berufes ermordet wurden. In Kriegen gibt es keine
Gewinner, es gibt nur Verlierer, hielt Darwish fest und drückte sein
tiefes Bedauern aus, KollegInnen verloren zu haben, die versuchten,
mit ihren Fotos jene Politik aufzudecken, die in den Abgrund führe.
Fotos können Frieden vermitteln und dazu beitragen Frieden zu
stiften, zeigte Mazen Darwish sich überzeugt von der Bedeutung um die
Wirkung der Friedensbilder des Awards im Parlament.

16.883 Bilder aus 127 Ländern

16.883 Bilder in 3.721 Einreichungen von FotografInnen aus weltweit
127 Ländern wurden 2016 für den Alfred Fried Award eingereicht.
Verglichen mit 2015 war dies eine neuerliche Steigerung der
eingereichten Arbeiten um etwa 20 Prozent. Die meisten Einreichungen
kamen aus Indien, Deutschland, Russland, USA, Brasilien,
Großbritannien, China, Österreich, Iran und Italien. Zusätzlich zum
Award für das Friedensbild des Jahres wurden die besten fünf Arbeiten
mit der Alfred Fried Medaille geehrt. Diese gingen an die
FotografInnen Chris de Bode (Niederlande) für "I have a dream", Altaf
Qadri (Indien) für "School for the less Fortunate", Boris Register
(Russland) für "Eclipse Time", Leyla Emektar (Türkei) für "Peace and
Tranquility" und an die diesjährige Siegerin Helena Schätzle
(Deutschland) für "Devoted to life".

Zeichen für den Frieden aus Wien

Der Alfred Fried Photography Award für das Friedensbild des Jahres
wird seit 2013 jährlich verliehen. Dessen Namensgeber Alfred Fried,
österreichischer Pazifist, Schriftsteller und Gründer der Zeitschrift
"Die Waffen nieder!" wurde im Jahr 1911 selbst mit dem
Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Ins Leben gerufen wurde der mit
10.000 Euro dotierte Alfred Fried Photography Award von der
Photographischen Gesellschaft und der Edition Lammerhuber,
ausgeschrieben wird er gemeinsam mit dem Österreichischen Parlament,
der Vereinigung der ParlamentsredakteurInnen, der UNESCO und dem
International Press Institute. Die PreisträgerInnen werden von einer
internationalen Jury ausgewählt.

Mit dem Award soll von Wien aus ein Zeichen für den Frieden gesetzt
werden. Das Friedensbild des Jahres wird ein Jahr lang im Parlament
ausgestellt. (Schluss) mbu

HINWEIS: Fotos von der Veranstaltung finden Sie auf der Website des
Parlaments unter www.parlament.gv.at/SERV/FOTO/ARCHIV.

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