• 15.09.2016, 09:49:11
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Hinkley Point: 3 Gründe, warum das Briten-AKW wahrscheinlich nie gebaut wird

GLOBAL 2000: Politische Fehlentscheidung der UK Regierung kann wirtschaftliche, rechtliche und technische Katastrophe Atomkraft nicht aufhalten

Utl.: GLOBAL 2000: Politische Fehlentscheidung der UK Regierung kann
wirtschaftliche, rechtliche und technische Katastrophe
Atomkraft nicht aufhalten =

Wien (OTS) - Die neue britische Regierung unter Theresa May
verkündete heute, dass der Deal der Vorgängerregierung mit
chinesischen und französischen Staatskonzernen über den Bau von zwei
Reaktoren in Hinkley Point doch bestehen bleibt.
„Damit gibt die Regierung dem Druck Chinas nach, das mit massiven
diplomatischen Verwicklungen gedroht hatte – und mit dem Entzug von
Investitionen in die marode britische Infrastruktur“, so Dr. Reinhard
Uhrig, Atom-Experte von GLOBAL 2000. „Weiters verschiebt die
britische Regierung die Probleme mit Regresszahlungen an das
Reaktorbauer-Konsortium einfach in die Zukunft – Hintergedanke bis
dahin sind wir eh über alle Berge.“

Dennoch gibt es drei Gründe, warum das Kraftwerk nie fertig gebaut
wird

1) Wirtschaftlich: Baufirma EDF am Abgrund
Hinkley Point soll nach Berechnungen der EU-Kommission 24,4
Milliarden Pfund verschlingen (derzeit 28,72 Milliarden Euro) und
wäre damit das teuerste Kraftwerk der Welt, aufgrund des
Pfund-Verfalls nach der Brexit-Entscheidung kann diese Summe noch
höher werden.
Nur durch massiven Druck der französischen Regierung, die nicht auf
das Prestige-Projekt mit England verzichten wollte, kam am 28. Juli
die Aufsichtsratsentscheidung des französischen Staatskonzerns
Electricite de France (EDF) für das „go ahead“ zustande – der
Finanzchef war im Vorfeld wegen der Sorge ums wirtschaftliche
Überleben des Konzerns ebenso zurückgetreten wie ein Aufsichtsrat,
die Entscheidung war dennoch mit 10 zu 7 Stimmen äußerst knapp. Der
Aktienwert von EDF ist seit 2007 um 87 % eingebrochen, der Konzern
hat € 37 Milliarden Schulden – muss € 55 Milliarden in die
französischen AKWs stecken – und soll nun € 19 Milliarden in das
britische Atomkraftwerk investieren, Herkunft fraglich.

2) Rechtlich: Klagewelle gegen Subventionen
Gleich mehrere Klagen beschäftigen sich mit der Rechtmäßigkeit des
Geldregens für den AKW-Bau, allen voran die Nichtigkeitsklage der
Republik Österreich beim Europäischen Gerichtshofs, die die
fälschliche Annahme eines eigenen Marktes für Atomstrom, das Fehlen
eines gemeinsamen Interesses am Ausbau von Atomkraft und die
fälschliche Annahme von Atomkraft als „neue Technologie“ angreift.
„Im Falle eines Erfolges müssten alle Subventionen zurückgezahlt
werden – der endgültige Todesstoß für das ohnehin schwer zu
finanzierende Projekt“, so Uhrig. „Österreich geht hier im Kampf
gegen illegale Atom-Subventionen mit leuchtendem (nicht strahlendem)
Beispiel voran.“ Auch Marktteilnehmer und GLOBAL 2000 als Vertreter
der Zivilgesellschaft haben Rechtsmittel eingelegt.

3) Technisch: Reaktor kaputt
Der für Hinkley geplante Reaktortyp EPR (Europäischer
Druckwasserreaktor) von Areva ist noch nirgends auf der Welt am Netz,
es gibt massive Verzögerungen um mehr als neun Jahre und
Kostenexplosionen auf 300 Prozent. Noch schlimmer ist jedoch, dass
die französische Nuklearaufsicht im Vorjahr im bereits installierten
Reaktordruckbehälter im französischen Bauprojekt Flamanville
Karbon-Einschlüsse wegen fehlerhaften Schmiedens im Areva-Werk
gefunden hat, die die mechanische Festigkeit des Kernstücks des
Reaktors beeinträchtigen kann – auch die Druckbehälter der
EPR-Projekte in China sind betroffen, eine aufwändige Prüfung läuft.
„Im schlimmsten Fall muss der nagelneue Reaktordruckbehälter
ausgebaut und verschrottet werden – ein gigantischer finanzieller
Verlust für den Reaktorbauer, der vom französischen Staat vor der
Pleite aufgefangen und zerschlagen werden musste“, so Uhrig. „Es ist
unklar, ob die EPR-Technologie überhaupt je in Betrieb gehen kann.“

Die britische Regierung hat heute auch nach der Prüfung über den
Sommer neue Konditionen für den Deal mit der chinesischen Staatsfirma
China General Nuclear und der französischen EDF angekündigt. „Das
bedeutet neue Verhandlungen mit dem Konsortium über Geld – und wieder
neue rechtliche Rahmenbedingungen“, so Uhrig. „Wir werden diese
Konditionen analysieren und bei der Verhandlung unserer
Rechtsbeschwerde beim Aarhus Komitee der Vereinten Nationen noch im
September zur Sprache bringen.“

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