- 22.08.2016, 21:00:01
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TIROLER TAGESZEITUNG: Leitartikel vom 23. August 2016 von Anita Heubacher - Land will Ärzte fürs Land
Innsbruck (OTS) - Die landeseigene Ärzteausbildung könnte, rechtlich
auf wackeligen Beinen stehend, dennoch installiert werden. Die
Landesregierung will Ärzte aufs Land bringen, und um mit noch mehr
Geld zu locken, fehlt ihr das Budget.
Das Timing ist eher bescheiden. Ausgerechnet vor einem möglichen
Startschuss für eine landeseigene Ärzteschmiede, eine Medical School,
droht Ungemach seitens des Europäischen Gerichtshofes. Ebender muss
entscheiden, ob das Südtiroler Stipendienmodell für Ärzte hält. Das
wiederum ist ein Eckpfeiler für die Medical School. In Südtirol
erhalten angehende Ärzte ein Stipendium, das wiederum verpflichtet
sie, innerhalb von zehn Jahren fünf in Südtirol zu arbeiten, bei
Allgemeinmedizinern sind es zwei Jahre innerhalb von fünf, weil die
Ausbildung weniger lang dauert. Wer das missachtet und seiner
Verpflichtung, in Südtirol zu arbeiten, nicht nachkommt, muss Anteile
des Stipendiums zurückzahlen. So oder so ähnlich soll das dann auch
bei der Medical School in Innsbruck und Hall sein. Der Europäische
Gerichtshof wird so schnell nicht entscheiden. Das wiederum
hinterlässt ein großes Frageszeichen. Denn im Herbst will die
Landesregierung entscheiden, ob sie grünes Licht für die Medical
School gibt oder nicht. Die Rechtssicherheit aus Luxemburg wäre ein
gutes Fundament, ohne die Entscheidung des EuGH steht die Medical
School vielleicht auf wackeligen Beinen.
Die Frage ist nun, ob die Landesregierung dieses Risiko eingeht. Eher
ist davon auszugehen, dass Ja. Warum sich unter anderem
Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg auf diese Lösung steht, ist leicht
erklärt. Würde das Land einfach Geld in die Hand nehmen und damit
mehr Plätze an der Medizin-Uni bezahlen, wäre das an den Bund
gekoppelt und damit die Abstimmung ungleich komplizierter. Den
österreichischen Medizin-Universitäten könnte zudem blühen, dass die
Quote fällt. 75 Prozent der Studienplätze sind noch für Österreicher
reserviert, fällt die Quote, hat vor allem aufgrund der geografischen
Lage der Standort Innsbruck ein Problem. Noch dazu schneiden beim
Aufnahmetest die deutschen Studienanwärter besser ab als die
einheimischen.
Die Medical School setzt auch auf eine andere Art von Ausbildung, die
die Medizin-Universität kritisch sieht. Weniger Forschung, mehr
Praxis, am besten in Praxen der Hausärzte und in Tirols Spitälern.
Bei der Pflege hat das gut funktioniert. Wer in der Peripherie
lernt, baut dort soziale Kontakte auf und bleibt vielleicht dort. Ein
zusätzlicher Anreiz, am Land zu bleiben, hofft die Landesregierung.
Finanziell ist die Chose ausgereizt. Die Landesregierung hat die
Gehälter bereits aufgefettet. Mehr ist im Budget nicht drin.
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