• 18.08.2016, 15:34:36
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Richtigstellung zu Agenda Austria: Liberalisierung der Gewerbeordnung in Deutschland war kein Erfolg

Deutlicher Rückgang bei der Lehrlingsanzahl, kein Jobwachstum, Betriebesterben nach EPU-Boom im deutschen Handwerk

Utl.: Deutlicher Rückgang bei der Lehrlingsanzahl, kein Jobwachstum,
Betriebesterben nach EPU-Boom im deutschen Handwerk =

Wien (OTS) - Zu der heute, Donnerstag, publizierten Stellungnahme der
Agenda Austria zu Effekten einer Liberalisierung der Gewerbeordnung
in Deutschland, nimmt die Bundessparte Gewerbe und Handwerk der WKÖ
folgende Richtigstellung der Faktenlage vor. Mit der Freigabe einer
Vielzahl der reglementierten Gewerbe (2004: Reduktion von 94 auf 41)
ist in Deutschland die Zahl der Lehrlinge im Handwerk um fast ein
Viertel zurückgegangen. 95 Prozent der Lehrlinge werden heute in
meisterpflichtigen Branchen ausgebildet, nur 5 Prozent in den nicht
reglementierten Gewerben.

Zum Vergleich: 100.000 Lehrlinge befinden sich in Österreich in
Ausbildung, 46.000 davon in Gewerbe und Handwerk. 8 von 10 der
beliebtesten Lehrberufe stammen aus reglementierten Gewerben
(Metalltechnik, Elektrotechnik, KFZ-Technik, Installations- und
Gebäudetechnik, Maurer, Tischler, Mechatronik, Friseur). Sämtliche
Studien in Deutschland belegen, dass es eine
„Entqualifizierungsspirale“ in den liberalisierten Handwerken in
Deutschland gegeben hat. Die neu hinzukommenden Betriebe (meist EPU)
sind vielfach nicht ausbildungswillig und –fähig. Die Altbetriebe,
die ausgebildet haben, reduzieren ebenfalls ihre
Ausbildungsbereitschaft in Deutschland. Umgelegt auf Österreich würde
eine solche Entwicklung bedeuten: Da insgesamt rund 34% aller
Jugendlichen eines Jahrganges in Österreich in die Lehre gehen, wäre
eine solche Entqualifizierungsspirale die Basis für ein starkes
Ansteigen der Jugendarbeitslosigkeit in Zukunft, da dann die
Ausbildungsplätze fehlen.

Auch der erwartete Boom an nachhaltigen Unternehmensneugründungen ist
nicht eingetreten: Nach einem ersten Anstieg an EPU (von 80.000 auf
230.000) sind nach 5 Jahren mehr als die Hälfte wieder vom Markt
verschwunden. Damit verbunden ist, dass keine zusätzlichen
Arbeitsplätze geschaffen wurden, denn diese EPU haben unter dem
Strich kein Personal eingestellt!

In einem Hochlohnland wie Österreich ist ein wesentlicher Vorteil für
den Wirtschaftsstandort die hohe Qualifikation der Fachkräfte.
Österreich kann im Handwerk nur mit hoher Qualität punkten und nicht
mit einem Absenken der Qualifikation und damit der Qualität.

Im Deutschen Bundestag haben in einer Debatte über die Auswirkungen
der Liberalisierung der Handwerksordnung in Deutschland am 5.12.2014
Vertreter von CDU/CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und von Die Linke
eindeutige Kritik an der Liberalisierung im deutschen Handwerk geübt.
Erst jüngst, am 7.7.2016, forderte die CDU/CSU eine Wiedereinführung
der Reglementierung der liberalisierten Handwerke, da die negativen
Auswirkungen der Liberalisierung in Deutschland immer deutlicher
hervortreten. So zeigt sich etwa in den Baunebenbranchen, dass die
Liberalisierung zu einem deutlichen Absinken des Qualitätsniveaus und
einem deutschlandweiten Ausbleiben der Ausbildungsleistung geführt
hat, sodass derzeit etwa die Ausbildung von Fliesenlegern, etc.,
gegen null tendiert.

Generell zu behaupten, dass die Liberalisierung der Gewerbe in
Deutschland ein Erfolgsmodell ist, ist schlichtweg falsch! (US)

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | PWK

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