• 07.07.2016, 09:29:28
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Stromnetze benötigen sichere Investitionsbasis

Energiewende und Dekarbonisierung erfordern umfassenden Umbau der Infrastruktur

Utl.: Energiewende und Dekarbonisierung erfordern umfassenden Umbau
der Infrastruktur =

Wien (OTS) - Die Energiewende und eine beschleunigte Dekarbonisierung
der Elektrizitätsversorgung bedeuten, dass Übertragungsnetze und
Verteilernetze, die gebaut wurden, um der Stromnachfrage folgen zu
können, durch dezentrale Einspeisung zunehmend belastet werden. Das
erklärten Experten österreichischen Netzbetreiber im Rahmen eines
Hintergrundgesprächs von Oesterreichs Energie. Insgesamt planen
Österreichs Netzbetreiber bis 2030 Investitionen von mehr als 10 Mrd.
€ zum Ausbau der Netze. Das ergab der jüngste Investitionstest von
Oesterreichs Energie.

Die erforderlichen Investitionen können nur getätigt werden, wenn
den Netzbetreibern eine ausreichende Rendite zur Verfügung steht.
Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie: „Der
WACC (Weighted Average Cost of Capital), der von der
Regulierungsbehörde festgelegt wird, darf nicht stärker als um 0,3
Prozentpunkte abgesenkt werden.“ Regulierung darf sich nicht in dem
Ziel erschöpfen, Kosten zu reduzieren, so Schmidt, sondern müsse auch
Incentives für Investitionen in die Versorgung der Zukunft vorsehen.
Regulierung kann den Umbau der Stromversorgung entweder unterstützen,
aber auch bremsen, bzw. verhindern. Das müsse den Verantwortlichen
bei allen ihren Entscheidungen stets bewusst sein. Schmidt:
„Eigentümer werden in Verteilernetze nur dann investieren, wenn die
Investitionen nötig und wirtschaftlich darstellbar sind.“ Das
betrifft insbesondere Smarte Systeme. Investitionen in die Zukunft
müssen belohnt, nicht erschwert werden.

Investitionstest zeigt hohen Bedarf

Laut Investitionstest wollen die Netzbetreiber von 2015 bis 2030 3,93
Mrd. € in Übertragungsnetze und 6,10 Mrd. € in Verteilernetze
investieren. Franz Strempfl, Sprecher Netze von Oesterreichs Energie
und Geschäftsführer Energienetze Steiermark GmbH: „Der WACC ist
entscheidend für die Kreditwürdigkeit der Netzbetreiber. Wenn eine
Institution hier an Wert verliert, muss man auch davon ausgehen, dass
es schwieriger wird Investitionen zu tätigen.“ Können die Netze nicht
ausreichend investieren, gefährdet dies auch die Energiewende.
Strempfl: „Die Art und Weise, wie die Netze der Zukunft errichtet
werden, wird großen Einfluss auf die Zukunft der Stromversorgung
haben.“

Einen Ausbau der Netze halten Strempfl sowie Klaus Schüller,
Systemführung Netze TINETZ-Tiroler Netze GmbH für unabdingbar.
Aufgaben und Verantwortung der Verteilnetzbetreiber nehmen mit dem
Anschluss vieler zig-tausender dezentraler Einspeiseanlagen, auch im
Hinblick auf die aktive Einbindung der Kunden hinsichtlich ihres
Erzeugungs- und Verbrauchsverhaltens, deutlich zu. Das gelte auch für
Übertragungsnetze. Ökostromanlagen wie Windturbinen oder Photovoltaik
gelten zwar als dezentrale Methoden der Stromproduktion, im
europäischen Maßstab ist dies jedoch nicht der Fall, denn die häufig
regional konzentrierten Anlagen an günstigen Standorten forderten die
Übertragungsnetze stärker heraus als konventionelle Großkraftwerke.
Eine weitgehend erneuerbare Stromproduktion werde daher auch eine
deutliche Verstärkung der Übertragungsnetze erfordern. Die bessere
Vernetzung ist auch deshalb sinnvoll, weil auf diese Weise die
Systemkosten der dekarbonisierten Stromproduktion deutlich gesenkt
werden können. Schüller: „Es ist deutlich erkennbar, dass wir in
Europa beim Systemführungsdesign Anpassungsbedarf haben. Die
Systemführung ist im Normalbetriebsbereich hochstabil, kommt aber im
liberalisierten Strommarkt an ihre operativen Grenzen.“ Das zeige
auch die gestiegene Gefahr einer Netzüberlastung und von Blackouts.

Wie ein Netzwiederaufbau in Österreich nach einem Blackout
funktionieren kann, erläuterte Karl Wimmer, Leiter Betrieb VERBUND
Hydro Power GmbH. Zwei Speicherkraftwerks-gruppen der VERBUND Hydro
Power sind als schwarzstartfähige Anlagen konzipiert und können im
Falle eines Blackouts zum Netzwiederaufbau herangezogen werden.
Gemeinsam mit dem Übertragungsnetzbetreiber APG wird die
Funktionsfähigkeit durch Versuche praktisch erprobt. Oesterreichs
Energie fordert eine Rückkehr zum System des regionalen
Netzwiederaufbaus, das nur geringe Mehrkosten gegenüber dem Status
Quo erfordern würde, aber eine wesentliche raschere Wiederherstellung
der Stromversorgung nach einem Blackout ermöglichen würde. Strempfl:
„Dafür wäre lediglich eine kleine Änderung im ElWOG erforderlich.“

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