- 06.07.2016, 16:15:44
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Gewerkschaftsjugend begrüßt Ausbildungspflicht bis 18
Jugendliche dürfen aber nicht vom Wohlwollen der Unternehmen abhängig sein
Utl.: Jugendliche dürfen aber nicht vom Wohlwollen der Unternehmen
abhängig sein =
Wien (OTS) - "Die Ausbildungspflicht verhindert, dass Jugendliche
ihre Ausbildung frühzeitig abbrechen und arbeitslos werden", begrüßt
Sascha Ernszt, Vorsitzender der Österreichischen Gewerkschaftsjugend
(ÖGJ), das Gesetz zur Ausbildungspflicht bis 18, das heute im
Nationalrat beschlossen wird. "Mit der Ausbildungspflicht wird die
Ausbildungsgarantie sinnvoll erweitert. Damit beides aber erfüllt
werden kann, müssen weitere Schritte folgen. Denn die Jugendlichen
können ihre Pflicht nicht erfüllen, solange sie davon abhängig sind,
dass die Unternehmen ausbilden", sagt Ernszt.
Die Ausbildungspflicht kann nur dann funktionieren, wenn die
Berufsausbildung wieder den Stellenwert in den Unternehmen bekommt,
den sie verdient, und der Staat zusätzlich verstärkt in
niederschwellige Angebote investiert. Es muss sichergestellt werden,
dass es ausreichende und passende Angebote für die Jugendlichen gibt.
"Keinesfalls darf es durch zu wenige Ausbildungsplätze dazu kommen,
dass Jugendliche in die Hilfsarbeit gedrängt werden, damit sie die
Ausbildungspflicht erfüllen. Hilfsarbeit unter 18 Jahren verfehlt den
Zweck des Gesetzes und muss verboten werden", betont der
Gewerkschafter. Für mehr Ausbildungsplätze könnte die
Lehrstellenförderung neu organisiert oder eine Ausbildungspflicht für
Unternehmen eingeführt werden.
Ernszt: "Lehrstellenförderung neu organisieren"
Die duale Berufsausbildung gerät durch die rückläufige
Ausbildungsbereitschaft der Betriebe weiter unter Druck. "Es müssen
endlich Maßnahmen gesetzt werden, um jene Betriebe zu unterstützen,
die tatsächlich Lehrlinge ausbilden. Viele Unternehmen klagen über
fehlende Fachkräfte, bilden aber selbst nicht aus. Daher benötigen
wir endlich Instrumente, die verhindern, dass sich manche aus der
Verantwortung stehlen", fordert Ernszt. Unternehmen könnten dazu
verpflichtet werden, betriebliche Ausbildungsplätze zur Verfügung zu
stellen, oder der Staat schafft echte Anreize, damit mehr Betriebe
wieder Lehrlinge von Anfang an selbst ausbilden.
Die ÖGJ hat dazu schon vor Längerem ein Konzept entwickelt. Dieses
sieht einen Ausbildungsfonds (Fachkräftemilliarde) vor, in den Firmen
einzahlen, die nicht ausbilden, obwohl sie es könnten, und aus dem
Betriebe, die qualitativ hochwertig ausbilden, Förderungen erhalten.
Der Fonds soll durch ein Prozent der Jahresbruttolohnsumme durch die
Unternehmen finanziert werden. "Das derzeitige Gießkannenprinzip hat
versagt. Firmen bekommen ihr Geld, egal ob sie es für eine gute
Lehrlingsausbildung verwenden oder anderweitig einsetzen. Damit muss
endlich Schluss sein", fordert der ÖGJ-Vorsitzende.
Ausschluss von asylwerbenden Jugendlichen ist menschenunwürdig
Darüber hinaus kritisiert Ernszt, dass asylwerbende Jugendliche von
der Ausbildungspflicht ausgeschlossen sind: "Es ist menschenunwürdig,
Kinder von Bildung auszuschließen." Es hat sich gezeigt, dass
Migrantlnnen der ersten Generation, die im Alter zwischen 15 und 18
Jahren zugewandert sind, das höchste Risiko eines frühen
Schulabbruchs haben. "Vor dem Hintergrund sollten AsylwerberInnen
ähnlich wie von der Schulpflicht auch von der Ausbildungspflicht
erfasst werden. Hier wurde heute eine Chance vertan", bedauert der
Gewerkschafter. Durch den Ausschluss von der Ausbildungspflicht
werden junge Menschen notgedrungen in undokumentierte, höchst prekäre
und kriminelle Beschäftigungsverhältnisse gehen und weiterhin einer
massiven Unterdrückung ausgesetzt sein.
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