Akademisierung der Pflege - Chance nicht genutzt
Utl.: Akademisierung der Pflege - Chance nicht genutzt =
Wien (OTS) - "Die Ausbildung der Pflegekräfte auf akademisches Niveau
zu heben ist ein unbestritten vorteilhafter Ansatz. Dabei für alle
Pflegekräfte und die PatientInnen Verbesserungen zu erreichen, wäre
ein Gebot der Stunde gewesen", so Reinhard Waldhör, Vorsitzender der
GÖD-Gesundheitsgewerkschaft.
Leider hat bei der Umsetzung dieser so wichtigen Neuerung der
Sparstift die Oberhand behalten. Anstatt innovative Lösungen sowohl
für die Pflegeberufe, als auch für die PatientInnen auf den Weg zu
bringen, hat man sich von Gesetzgeberseite auf Druck der Länder damit
zufrieden gegeben, bereits Vorhandenes in neue Kleider zu stecken.
Die Einführung von wirklichem akademischem Niveau in der Pflege wäre
Voraussetzung, um von einer Akademisierung zu sprechen. Neuerungen
könnten wünschenswerterweise sogar so weit gehen, dass man bei
entsprechender Studienlänge auch die Übernahme von Tätigkeiten aus
der Ärzteschaft, die über bloßes Abnehmen von lästigen, manuellen
Pflichten hinausgehen, umsetzen kann.
Dafür wäre es sinnvoll und notwendig gewesen, der Pflegefachassistenz
mit einer dreijährigen Ausbildungszeit und einem entsprechenden
Abschluss, weiterhin eigenständige und eigenverantwortliche Pflege am
Krankenbett und in den Heim- bzw. Extramuralen Bereichen
zuzugestehen. Diese Berufsgruppe wird in Zukunft das Rückgrat der
Pflege sein!
Man kann es noch so schönreden - die neuen “Diplomierten” finden sich
nicht an der FH, sondern in einer zweijährigen Ausbildung wieder!
Dies ist ein eindeutiger Rückschritt. Pflegepersonen im Vergleich ein
Drittel weniger auszubilden und sie beinahe dieselbe Tätigkeit machen
zu lassen, die jetzt eine dreijährig ausgebildete Kraft erledigt,
grenzt an fahrlässiges Handeln. Diese Problematiken wurden seitens
der Gewerkschaften auch massiv dargestellt. Man wird in einigen
Jahren überrascht sein, denn diese negative Entwicklung, die bewusst
in Kauf genommen wird, geht auf Kosten von Pflegepersonen und vor
allem auch auf Kosten der Patientinnen und Patienten.
Mit einer dreijähriger Ausbildung der diplomierten Fachassistenz
hätten dann wohl auch die Gewerkschaften weniger Probleme gehabt, die
PflegehelferInnen in neuem Gewand zu akzeptieren. Denn die Kaskade
würde ein Backup durch Personen mit echtem Diplom zulassen.
Vorsitzender Reinhard Waldhör dazu: „Ich ersuche all jene, die ihre
schönen neuen Kleider jetzt im Spiegel der Akademisierung betrachten,
auch über die Schulter zu sehen. Hier sind zwei neue Berufe im
Entstehen, die noch in Unterwäsche dastehen! Es wird ganz genau
darauf zu achten sein, dass es zu keinem Kompetenzwirrwarr und daraus
resultierend, zu gefährlichen Situationen für Personal und PatientIn
kommt. Wir sind mit der GuKG-Novelle in dieser Form nicht
einverstanden!“
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