- 30.06.2016, 13:22:06
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PsychotherapeutInnen schließen sich Wirtschaftskammerkritik zur Registrierkassenpflicht an
Wien (OTS) - Bei den PsychotherapeutInnen stößt der massive Protest
der Tourismussparte der Wirtschaftskammer gegen das geplante
Stückwerk an Ausnahmereglungen für die Registrierkassenpflicht, auf
volles Verständnis. Dr. Peter Stippl, Präsident der österreichweiten
Berufsvertretung der PsychotherapeutInnen (ÖBVP), schließt sich
dieser Kritik an. Nach der geltenden Regelung muss es für jede
Patientin und jeden Patienten nach der Psychotherapiestunde – auch
wenn die Therapie außerhalb der Praxisräume, z. B. in einer
Einrichtung, stattfindet, bei Barzahlung eine mit einer EDV-Anlage
erstellte Papierquittung geben. Gab es bisher am Ende der Behandlung
oder im Quartal eine an bestimmte Formvorschriften gebundene
Honorarnote, die auch zur Zuschusseinreichung bei den Krankenkassen
diente, nimmt jetzt die „Zettelwirtschaft“ überhand.
Wenig Verständnis dafür haben auch die etwa 30.000 ÖsterreicherInnen,
die sich eine Psychotherapie selbst finanzieren müssen, da von den
Kassen Psychotherapien nur sehr eingeschränkt auf E-Card-finanziert
werden bzw. nur geringe Zuschüsse gewährt werden. Ob der
überbordenden Bürokratie, fürchten diese PatientInnen um die
Vertraulichkeit ihrer Behandlung. Mit Bankzahlscheinen, die von der
Registrierkassenpflicht ausgenommen sind, haben PatientInnen wenig
Freude, weil somit für BankmitarbeiterInnen die ZahlungsempfängerIn
klar ersichtlich ist.
Präsident Dr. Stippl zitiert aus einer Studie des Linzer Soziologen
Univ. Prof. Dr. Grausgruber zum Stigmatisierungsproblem bei
psychischen Erkrankungen: „Das Bild von Herr und Frau Österreicher
gehe bei einzelnen psychischen Krankheitsbildern – völlig zu Unrecht
- so weit, dass man die Betroffenen sogar für gefährlich halte.“ Die
Zettelflut in der Psychotherapie ist also nicht nur eine Zumutung für
die TherapeutInnen, sondern lässt auch befürchten, dass Menschen,
denen bei rechtzeitiger Behandlung mittels Psychotherapie die
Verschlechterung und Manifestierung einer psychischen Erkrankung
erspart bleiben würde, schlichtweg den Weg zur PsychotherapeutIn
meiden.
Was das enorme Ansteigen der psychischen Erkrankungen langfristig
volkswirtschaftlich bedeutet, ist mit den zunehmenden
Frühpensionierungen belegt, meint Präsident Stippl. Der ÖBVP wird
sich in den nächsten Wochen dafür einsetzen, die Gesundheits- und
Finanzsprecher der Parlamentsparteien für eine Ausnahmeregelung der
Registrierkassenpflicht bei Psychotherapie zu gewinnen.
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