- 22.06.2016, 11:03:45
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Ärztekammer und Pharmaindustrie: ein klares „Ja“ zu mehr Transparenz
Pharmaunternehmen legen bis 30.6. auf ihren Websites offen, an wen und wofür geldwerte Leistungen in der Zusammenarbeit mit Ärzten, Krankenhäusern etc. erbracht wurden.
Utl.: Pharmaunternehmen legen bis 30.6. auf ihren Websites offen, an
wen und wofür geldwerte Leistungen in der Zusammenarbeit mit
Ärzten, Krankenhäusern etc. erbracht wurden. =
Wien (OTS) - 22. Juni 2016 – Die Zusammenarbeit der pharmazeutischen
Industrie mit der Ärzteschaft sowie anderen Angehörigen und
Institutionen der Fachkreise ist notwendig, um Therapieoptionen für
Patienten stetig zu verbessern. Welche finanziellen Leistungen
pharmazeutische Unternehmen dabei erbringen und wofür, das machen sie
bis 30.6. auf ihren Websites öffentlich. Die Zahlungen, die
offengelegt werden, betreffen Leistungen im Zusammenhang mit
Forschung und Entwicklung, Spenden und Förderungen, Veranstaltungen
zum Zweck der Aus- und Weiterbildung sowie Dienst- und
Beratungsleistungen. Grundlage für diese Transparenzinitiative ist
der Pharmig Verhaltenscodex (VHC).
Die Pharmig hat unter allen Unternehmen, die dem VHC beigetreten
sind, die Summen für die geldwerten Leistungen in den genannten
Kategorien für das Jahr 2015 erhoben (Stand 20.6.2016). Die
Unternehmen, die Angaben gemacht haben, spiegeln einen Großteil des
heimischen Marktes wider. Auf Basis dieser Hochrechnung sind es rund
100 Mio. Euro, die in den Standort Österreich investiert werden. Mehr
als 50 Prozent entfallen dabei auf die Organisation, Einrichtung und
Durchführung klinischer Studien im Rahmen von Forschung und
Entwicklung.
Dr. Karl Forstner, 1. Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer
(ÖÄK), sagte dazu heute in einem gemeinsamen Pressegespräch mit der
Pharmig, dem Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs: „Die
Förderung von Medizin und Gesundheit ist eine gesamtgesellschaftliche
Aufgabe. Dennoch gibt es in Österreich für die medizinische Forschung
wie für die verbindlich vorgeschriebene ärztliche Fortbildung so gut
wie keine öffentlichen Mittel. Beides ist nur mit Unterstützung der
pharmazeutische Industrie möglich.“ Umso wichtiger seien gesetzliche
und ethische Vorgaben und die klaren Verhaltensregeln, die Pharmig
und Ärztekammer für ihre Mitglieder definiert hätten. „Damit haben
wir schon vor Jahren die Basis für die Zusammenarbeit und den
Wissensaustausch gelegt, die für eine moderne Medikamentenversorgung
unerlässlich sind.“
Forstner: „Jede von der Akademie der Ärzte akkreditierte
Fortbildungsveranstaltungen muss mögliche Sponsoren bekanntgeben.
Ärzte, die geldwerte Leistungen, etwa als Vortragende, erbringen,
müssen Interessenkonflikte ganz klar darlegen. Und die nun startende
Offenlegung durch Pharmaunternehmen ist ein weiteres positives Signal
an die Öffentlichkeit.“
Dr. Jan Oliver Huber, Generalsekretär der Pharmig, erläutert die
Hintergründe der jüngsten Transparenzinitiative: „Europaweit gibt es
unsererseits klare Bestrebungen, das Vertrauen der Öffentlichkeit in
das Gesundheitswesen und in die darin agierenden Partner zu stärken.
Mit Offenheit und Transparenz zeigen wir auf, wo, wie und in welchem
Rahmen zwei wesentliche Partner zum Nutzen der Patienten
kooperieren.“ Der Pharmig VHC legt genau fest, wie diese Offenlegung
zu erfolgen hat. „Für die Unternehmen bedeutet das einen enormen
Aufwand. Sie generierten, analysierten und ordneten in den
vergangenen Monaten tausende Datensätze, um die Ergebnisse letztlich
übersichtlich auf ihren Websites verfügbar zu machen. Das hat in
einigen Fällen auch dazu geführt, dass neue Arbeitsplätze geschaffen
wurden – im Grunde ein weiterer positiver Effekt“, so Huber.
Die Offenlegung der geldwerten Leistungen an Angehörige und
Institutionen der Fachkreise, wie beispielsweise Ärzte und
Krankenhäuser, erfolgt individualisiert oder zusammengefasst.
Voraussetzung für die individuelle Offenlegung ist die Zustimmung der
Betroffenen. Dazu Huber: „Wir tragen hier dem Datenschutz Rechnung,
weshalb alle Empfänger von geldwerten Leistungen auch um ihre
Zustimmung zur Nennung ihres Namens gefragt werden. In der ersten
Welle haben sich noch nicht alle Ärzte dazu bereit erklärt. Ich bin
aber zuversichtlich, dass die Zustimmungsrate von Jahr zu Jahr höher
wird. Unser Ziel ist die individuelle Offenlegung.“
Auch für ÖÄK-Vizepräsident Forstner ist die individuelle Offenlegung
das Ziel. Man stünde jedoch vor einem „Kulturwandel“, der Zeit
brauche – gerade im deutschsprachigen Raum, wo es generell nicht
üblich sei, über das Einkommen zu sprechen. „Was zählt, ist, dass wir
mit dieser Initiative einen deutlichen Schritt für die Zukunft
gesetzt haben. Jede einzelne Zustimmung ist ein Erfolg.“
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