• 03.06.2016, 13:09:57
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Bedingungsloses Grundeinkommen: Ökosozial oder fatal?

Podiumsdiskussion des Ökosozialen Studierendenforums

Utl.: Podiumsdiskussion des Ökosozialen Studierendenforums =

Wien (OTS) - Das Ökosoziale Studierendenforum lud am 1. Juni 2016 zu
einer spannenden Podiumsdiskussion zu einem stark diskutierten Thema
ein. Im Hinblick auf die Volksabstimmung in der Schweiz wollten sie
mögliche Auswirkungen einer Einführung des bedingungslosen
Grundeinkommens aufzeigen und den Einfluss auf soziale, ökologische
und wirtschaftliche Gegebenheiten erörtern.

770 Interessierte versammelten sich im Audimax der
Wirtschaftsuniversität Wien, um sich mit der Idee des bedingungslosen
Grundeinkommens auseinanderzusetzen, weitere Zuseher und Zuseherinnen
verfolgten die Veranstaltung via Livestream.

Am Podium saßen der Kabarettist Roland Düringer, die Ökonomin der
Denkfabrik Agenda Austria Monika Köppl-Turyna, der Ex-Banker und
Mitglied des Vereins Runder Tisch Bedingungsloses Grundeinkommen
Helmo Pape, der wissenschaftliche Mitarbeiter der
Wirtschaftsuniversität Wien Michael Soder und der
wirtschaftspolitische Koordinator der Industriellenvereinigung
Clemens Wallner. Die Diskussion wurde von Michaela Hickersberger vom
Ökosozialen Forum moderiert.

Was wäre, wenn bedingungslos für Einkommen gesorgt wäre? Wie sieht
eine Welt aus, in der niemand um seine Existenz fürchten muss? Ist
ein gutes Leben für alle Menschen möglich? In einer einführenden
Keynote präsentierte Valentina Aversano-Dearborn eine Studie zu
ehrenamtlichen Tätigkeiten in Österreich um aufzuzeigen, wozu die
Menschen auch ohne finanzielle Motivation fähig sind. Ist nur
bezahlte Arbeit Arbeit? Sie glaube nicht, dass „es zu wenig zu tun“
gäbe.

In der Podiumsdiskussion zeigte sich, dass das bedingungslose
Grundeinkommen einige große Fragen aufwirft. Was braucht es für ein
gutes Leben, fragte sich zum Beispiel Roland Düringer. Die Idee fand
er gut, so wie er auch Weltfrieden als Idee unterstützt. Er fürchtete
aber um die persönlichen Freiheiten und eine zu große Machtposition
des Staates. Er berief sich auch darauf, wie sich sein Leben
veränderte, als er als Kind erstmals Taschengeld bekommen habe,
dieses aber schon an Bedingungen geknüpft war. Wichtig war ihm auch,
den Wert von Geld ganz allgemein in Frage zu stellen.

Clemens Wallner war es wichtig, die Unmöglichkeit einer so großen
gesellschaftlichen Veränderung zu betonen. Er lobte das bestehende
System und plädierte, jeder solle versuchen, persönliche Interessen
und wirtschaftliche Aspekte miteinander zu vereinbaren, doch immer
könne man darauf nicht eingehen. Wallner war es außerdem wichtig
hervorzuheben, dass er kein Problem mit Menschen habe, die sich für
einen bescheideneren Lebensstil entscheiden, allerdings müssten diese
dann auch die Konsequenzen ihrer Entscheidung tragen. Seiner Meinung
nach wären mit einem bedingungslosen Grundeinkommen unbeliebte Berufe
bald unterbesetzt.

Helmo Pape hob die Vorteile eines bedingungslosen Grundeinkommens
hervor. Für ihn ist es ein Menschenrecht. In seinen Augen ermöglicht
es den Menschen, ihren Begabungen entsprechend zu engagieren. Er ist
überzeugt davon, dass die meisten Menschen die gewonnene Sicherheit
dazu nützen würden, sich mehr in die Gesellschaft einzubringen.
Seiner Meinung nach könnte man erst dann von einem richtigen
Arbeitsmarkt sprechen – „wenn beide Seiten die Möglichkeit haben,
Nein zu sagen“. Oder in Roland Düringers Worten: „Die schlechte Hackn
sei dann besser bezahlt als die leiwande“.

Michael Soder, der sich auch neue Lösungen für die heutigen
gesellschaftlichen Herausforderungen wünscht, stand der Idee des
gesicherten Einkommens kritisch gegenüber. Er sehe es nur als eines
von vielen möglichen Werkzeugen für eine solche Veränderung und
bezweifelte mit wirtschaftlichen Argumenten, dass das Konzept
aufgehe. Stattdessen würde er bestehende Sozialleistungen verbessern,
die zielgerichteter bedürftige Menschen unterstützen.

Die Wirtschaftsexpertin Monika Köppl-Turnya verwies in der Diskussion
immer wieder auf die ökonomische Dimension und setzte die Kosten für
ein bedingungsloses Grundeinkommen in Relation zum BIP.

Das Ökosoziale Studierendenforum ist eine Gruppe von Studierenden und
HochschulabsolventInnen und ein eingetragener gemeinnütziger Verein.
Sie engagieren sich für ökosoziale Gesellschafts- und
Wirtschaftsmodelle – insbesondere für die Anliegen der Ökosozialen
Marktwirtschaft und des Global Marshall Plans bzw. andere Konzepte,
die ökologische Verantwortung, soziale Gerechtigkeit und faire
Wirtschaft gleichrangig miteinander verbinden.

Den Link zur Aufzeichnung von OKITALK:
http://www.okitalk.com/archiv.php?month=juni&year=2016&type=all

Die Statements der ReferentInnen:

Roland Düringer:
https://www.youtube.com/watch?v=cv6WVWBr73E&feature=youtu.be
Monika Köppl-Turyna:
https://www.youtube.com/watch?v=Pqo2QOVXQKU&feature=youtu.be
Helmo Pape:
https://www.youtube.com/watch?v=r4X-RbGMOLI&feature=youtu.be
Michael Soder:
“Vermutlich kann und wird ein BGE nicht imstande sein, das zu
leisten, was ihm oftmals und fälschlicherweise zugesprochen wird.
Möglicherweise kann es sogar eine Gefahr für die bisher erreichten
sozialen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts darstellen.”

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