- 12.05.2016, 11:55:57
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Schönborn vor Wahl: Einigung Europas nicht "zurückbuchstabieren"
Vorsitzender der Bischofskonferenz nimmt in "Kleiner Zeitung" Stellung zum Kanzlerwechsel und gibt zu anstehender Stichwahl um Bundespräsidentenamt "keine Wahlempfehlung" - Warnung vor Politik der "einfachen Lösungen", Stimmungsmache gegen Flüchtlinge und "abgeschottete Nationalstaatlichkeit"
Utl.: Vorsitzender der Bischofskonferenz nimmt in "Kleiner Zeitung"
 Stellung zum Kanzlerwechsel und gibt zu anstehender Stichwahl
 um Bundespräsidentenamt "keine Wahlempfehlung" - Warnung vor
 Politik der "einfachen Lösungen", Stimmungsmache gegen
 Flüchtlinge und "abgeschottete Nationalstaatlichkeit" =
Graz (KAP) - Kardinal Christoph Schönborn hat im Blick auf die
 anstehende Stichwahl zum Bundespräsidentenamt davor gewarnt, den
 Prozess der europäischen Einigung "zurückzubuchstabieren". Wie "seit
 Jahrzehnten üblich", gebe er und andere Bischöfe keine
 Wahlempfehlungen ab, im Vertrauen darauf, dass die Katholiken in
 Österreich nach ihrem besten Wissen und Gewissen entscheiden, sagte
 er in einem Interview in der Donnerstag-Ausgabe der "Kleinen
 Zeitung", dem ein Besuch des "Medienbischofs" in der Grazer
 "Styria"-Zentrale vorausging.
Zugleich sprach sich der Vorsitzende der Österreichischen
 Bischofskonferenz dafür aus, den Weg des Aufeinanderzugehens der
 europäischen Länder nicht zu verlassen. "Weil ich zutiefst überzeugt
 bin vom Friedensprojekt Europa, das nicht vollkommen ist", begründete
 der Kardinal. Gegenüber einer "abgeschotteten Nationalstaatlichkeit,
 die so viel Unheil über Europa gebracht hat", sei der Weg der
 Einigung "unvergleichlich wünschenswerter". Dass hier in der
 Flüchtlingsfrage ein "Auseinanderbrechen" drohe, halte er "sogar für
 das eigentliche Drama", erklärte Schönborn. "Nach 70 Jahren des
 Aufeinanderzugehens, nach den schrecklichen Erfahrungen der zwei
 Weltkriege strebt Europa wieder auseinander. Das ist furchtbar
 kurzsichtig. In vielen Dingen leben wir heute ja völlig
 selbstverständlich ein europäisches Miteinander. Und das soll alles
 plötzlich zurückgeschraubt werden?"
Zu den zur Wahl stehenden Bundespräsidentschaftskandidaten äußerte
 sich der Wiener Erzbischof nicht. Beide Kandidaten kämen aus
 politischen Richtungen, die in manchen Aspekten "ein gewisses
 Naheverhältnis zum Christentum" haben; bei anderen Punkten gebe es
 "eher kritische Distanz". Bei allen bestehenden "unterschiedlichen
 Sensibilitäten und Traditionen" würden aber alle Parteien, die
 innerhalb des Verfassungsbogens sind, "in die politische Landschaft
 Österreichs" gehören. Er - Schönborn - werde dem von der Mehrheit der
 Bevölkerung gewählten Bundespräsidenten "respektvoll
 gegenüberstehen".
Kritisch äußerte sich der Kardinal zum Umgang mit der
 Flüchtlingsthematik: Statt sachlich über Chancen, Gefahren und
 Herausforderungen der Zuwanderung zu reden, habe sich in Österreich
 "ein Klima der Angst verbreitet, das auf einfache Antworten hofft".
 Die Grenzen zuzumachen und eine pauschalisierende
 "Negativcharakterisierung von Flüchtlingen" seien solche simplen
 Antworten. "In dieser Stimmung ist es sehr schwer, nüchtern, aber
 auch hoffnungsvoll auf die Wirklichkeit zu blicken", bedauerte der
 Kardinal. Dass die Stimmung im Land sehr besorgt ist, sei
 "verständlich". Jedoch, wie Schönborn einschränkte: "Die Verheißung
 einfacher Lösungen wird einmal eingelöst werden müssen. Dessen muss
 sich jede politische Partei bewusst sein."
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 gung-europas-nicht-zurueckbuchstabieren
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