• 12.05.2016, 11:55:57
  • /
  • OTS0147 OTW0147

Schönborn vor Wahl: Einigung Europas nicht "zurückbuchstabieren"

Vorsitzender der Bischofskonferenz nimmt in "Kleiner Zeitung" Stellung zum Kanzlerwechsel und gibt zu anstehender Stichwahl um Bundespräsidentenamt "keine Wahlempfehlung" - Warnung vor Politik der "einfachen Lösungen", Stimmungsmache gegen Flüchtlinge und "abgeschottete Nationalstaatlichkeit"

Utl.: Vorsitzender der Bischofskonferenz nimmt in "Kleiner Zeitung"
Stellung zum Kanzlerwechsel und gibt zu anstehender Stichwahl
um Bundespräsidentenamt "keine Wahlempfehlung" - Warnung vor
Politik der "einfachen Lösungen", Stimmungsmache gegen
Flüchtlinge und "abgeschottete Nationalstaatlichkeit" =

Graz (KAP) - Kardinal Christoph Schönborn hat im Blick auf die
anstehende Stichwahl zum Bundespräsidentenamt davor gewarnt, den
Prozess der europäischen Einigung "zurückzubuchstabieren". Wie "seit
Jahrzehnten üblich", gebe er und andere Bischöfe keine
Wahlempfehlungen ab, im Vertrauen darauf, dass die Katholiken in
Österreich nach ihrem besten Wissen und Gewissen entscheiden, sagte
er in einem Interview in der Donnerstag-Ausgabe der "Kleinen
Zeitung", dem ein Besuch des "Medienbischofs" in der Grazer
"Styria"-Zentrale vorausging.

Zugleich sprach sich der Vorsitzende der Österreichischen
Bischofskonferenz dafür aus, den Weg des Aufeinanderzugehens der
europäischen Länder nicht zu verlassen. "Weil ich zutiefst überzeugt
bin vom Friedensprojekt Europa, das nicht vollkommen ist", begründete
der Kardinal. Gegenüber einer "abgeschotteten Nationalstaatlichkeit,
die so viel Unheil über Europa gebracht hat", sei der Weg der
Einigung "unvergleichlich wünschenswerter". Dass hier in der
Flüchtlingsfrage ein "Auseinanderbrechen" drohe, halte er "sogar für
das eigentliche Drama", erklärte Schönborn. "Nach 70 Jahren des
Aufeinanderzugehens, nach den schrecklichen Erfahrungen der zwei
Weltkriege strebt Europa wieder auseinander. Das ist furchtbar
kurzsichtig. In vielen Dingen leben wir heute ja völlig
selbstverständlich ein europäisches Miteinander. Und das soll alles
plötzlich zurückgeschraubt werden?"

Zu den zur Wahl stehenden Bundespräsidentschaftskandidaten äußerte
sich der Wiener Erzbischof nicht. Beide Kandidaten kämen aus
politischen Richtungen, die in manchen Aspekten "ein gewisses
Naheverhältnis zum Christentum" haben; bei anderen Punkten gebe es
"eher kritische Distanz". Bei allen bestehenden "unterschiedlichen
Sensibilitäten und Traditionen" würden aber alle Parteien, die
innerhalb des Verfassungsbogens sind, "in die politische Landschaft
Österreichs" gehören. Er - Schönborn - werde dem von der Mehrheit der
Bevölkerung gewählten Bundespräsidenten "respektvoll
gegenüberstehen".

Kritisch äußerte sich der Kardinal zum Umgang mit der
Flüchtlingsthematik: Statt sachlich über Chancen, Gefahren und
Herausforderungen der Zuwanderung zu reden, habe sich in Österreich
"ein Klima der Angst verbreitet, das auf einfache Antworten hofft".
Die Grenzen zuzumachen und eine pauschalisierende
"Negativcharakterisierung von Flüchtlingen" seien solche simplen
Antworten. "In dieser Stimmung ist es sehr schwer, nüchtern, aber
auch hoffnungsvoll auf die Wirklichkeit zu blicken", bedauerte der
Kardinal. Dass die Stimmung im Land sehr besorgt ist, sei
"verständlich". Jedoch, wie Schönborn einschränkte: "Die Verheißung
einfacher Lösungen wird einmal eingelöst werden müssen. Dessen muss
sich jede politische Partei bewusst sein."

Mehr unter:
http://www.kathpress.at/goto/meldung/1376341/schoenborn-vor-wahl-eini
gung-europas-nicht-zurueckbuchstabieren

((ende)) RME/PWU
Copyright 2016, Kathpress (www.kathpress.at). Alle Rechte vorbehalten

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | KAT

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel