• 04.05.2016, 13:03:34
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Ludwig: Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus aus der Neutorgasse 15

"Halten wir alle die Erinnerung an die grausame Zeit wach!"

Utl.: "Halten wir alle die Erinnerung an die grausame Zeit wach!" =

Wien (OTS) - Unter Anwesenheit der Botschafterin Israels, von
Vertreterinnen und Vertretern der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG)
Wien, des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des
Nationalsozialismus und der Stadt Wien wurde in der Neutorgasse 15 im
ersten Wiener Gemeindebezirk am Mittwoch eine Tafel zum Gedenken an
Opfer des Nationalsozialismus feierlich enthüllt. Auf Bitte von
Christine Spiess, Projektleiterin der Stadt Wien für die Seestadt
Aspern, hatte der Nationalfonds ein Dossier über das Schicksal der
Bewohnerinnen und Bewohner der Neutorgasse 15 zwischen 1938 und 1945
erstellt. Die Recherchen schafften traurige Gewissheit darüber, dass
viele von ihnen in Konzentrationslager deportiert und ermordet worden
waren.
"Halten wir alle die Erinnerung an diese grausame Zeit wach!",
betonte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig bei der Enthüllung. Er hob in
diesem Zusammenhang die aktive Bildungsarbeit der Stadt Wien hervor.
Auch sei es – unter der Federführung von Bürgermeister Michael Häupl
- gelungen, den 8. Mai, einen Freudentag, in der öffentlichen und
medialen Wahrnehmung den trauernden Ewiggestrigen wieder zu
entreißen“. Gleichzeitig warnte Ludwig vor weiterhin aktiven
rechtsradikalen Gruppen, die fremdenfeindlichen Hass verbreiten.
Die Ergebnisse der Nachforschungen, die unter Mithilfe des Archivs
der IKG und anderer Archive erstellt werden konnten, zeigen die
Einrichtung so genannter Sammelwohnungen in der Neutorgasse 15
zwischen 1939 und 1943. Von den damals 39 gemeldeten Menschen, die
nach den Nürnberger Rassengesetzen als jüdisch galten, wurden 27
zwischen Oktober 1941 und Oktober 1942 direkt in Ghettos und
Konzentrationslager deportiert. Weitere fünf Personen wurden in
andere Sammelwohnungen bzw. in jüdische Altersheime delogiert und zu
einem späteren Zeitpunkt in verschiedenen Konzentrationslagern
ermordet. Sechs Menschen starben noch in Wien. Nur eine einzige
Bewohnerin überlebte den Holocaust.
Die Gewissheit über die tragischen Vorkommnisse veranlasste die Stadt
Wien, die Namen der Opfer mit einer Gedenktafel im Haus zu
dokumentieren. Bis 2011 rankten sich viele Gerüchte um die Geschichte
der Bewohnerinnen und Bewohner in der Zeit des Nationalsozialismus.
Ein Dialog mit einem Historiker führte zu ersten konkreten
Recherchen, die auf der Website lettertothestars.at veröffentlicht
wurden. Sie bildeten den Ausgangspunkt für die weitere historische
Aufarbeitung.

Die Neutorgasse 15 gestern und heute

Das schräg gegenüber dem denkmalgeschützten Palais Hansen gelegene
Gebäude wurde 1870 von dem mit Theophil Hansen befreundeten
Architekten Karl Tietz – damals ein sehr beschäftigter
Ringstraßenarchitekt – im klassischen Ringstraßenstil erbaut. Das
Gebäude wurde als gehobenes Mietshaus konzipiert und weist vor allem
in der Beletage eine Vielzahl denkmalgeschützter
Inneneinrichtungselemente auf, die vom Historismus über frühen und
späten Jugendstil reichen.
Das Haus kam 1905 in den Besitz der jüdischen Familie Tintner und
beherbergte neben Wohnungen auch die Büros von zwei Firmen – einer
Schafwollwarenfabrik und einer Gemischtwaren-Großhandlung von Rudolf
Böhmer, dessen Schuh-Großhandel in Wien 1938 „arisiert“ wurde. Nach
1945 verkauften die Erben von Margit Tintner die Liegenschaft
sukzessive. Nach weiteren Eigentümerwechseln erwarb die Stadt Wien
Mitte der 1970er Jahre die Liegenschaft.
Die Stadt Wien nutzt den Standort Neutorgasse 15 seit November 1974
als Amtshaus. Derzeit agieren hier neben der Projektleitung Seestadt
Aspern auch das Menschenrechtsbüro der Stadt Wien, Einheiten der
Magistratsabteilungen 26 und 34 sowie die Gruppe Magistratische
Bezirksämter und Fahrservice der Magistratsdirektion. (Schluss)

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