- 03.05.2016, 08:51:53
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Bioethikkommission diskutiert den Einsatz von Robotern im Pflegebereich
Öffentliche Sitzung zum Thema "Von Mensch und Maschine: Roboter in der Pflege"
Utl.: Öffentliche Sitzung zum Thema "Von Mensch und Maschine:
Roboter in der Pflege" =
Wien (OTS) - "Wir haben uns das Thema des Robotereinsatzes in der
Pflege bewusst vorgenommen, um damit die notwendigen ethischen,
rechtlichen aber auch praktischen Fragen aufzuwerfen, die sich aus
dieser technologischen Entwicklung für unsere Gesellschaft ergeben",
so die Vorsitzende der Bioethikkommission, Christiane Druml, zum
inhaltlichen Programm der öffentlichen Kommissionssitzung gestern,
Montagnachmittag, im Bundeskanzleramt. Die Tagung zum Thema "Von
Mensch und Maschine: Roboter in der Pflege" fand unter Beteiligung
internationaler Expertinnen und Experten statt, die aus Wissenschaft
und Praxis berichteten. In der Debatte wurden ethische Implikationen
und gesellschaftliche Konsequenzen von maschineller Versorgung
behandelt, aber auch erste empirische Erfahrungen und Fragen der
praktischen Umsetzung.
"Den Einsatz von möglichst menschenähnlichen Robotern sehe ich als
ein sehr politisches und auch ideologisch belastetes Thema. Als
Ausgangspunkt für die Propagierung von Pflege-Robotern dient die
Behauptung, dass wir in Zukunft nicht genug Betreuungspersonal für
ältere Menschen haben werden. Auch erwartet man sich dadurch eine
Kostenersparnis im Pflegebereich. Als Bioethikkommission sehe ich uns
dazu verpflichtet, diesen Behauptungen nachzugehen und die Fakten zu
überprüfen", so Ina Wagner, Mitglied der Bioethikkommission. Wichtig
sei, so der mehrfache Tenor in der Expertenrunde, dass die
Technologieentwicklung sich am Bedarf der Menschen orientiert, und
nicht umgekehrt das technisch Mögliche die Anwendungsgebiete vorgibt.
Michael Decker vom Karlsruher Institut für Technologie nannte
beispielsweise sinnvolle Nischen-Anwendungen bei der Betreuung
dementer Menschen: "Hier können Roboter als Hilfsmittel eingesetzt
werden, um Impulse für Interaktionen zu setzen." Oliver Bendel vom
Institut für Wirtschaftsinformatik der Fachhochschule Nordwestschweiz
betonte, dass es noch intensiver Forschung bedarf, insbesondere bei
Roboter-Prototypen, die Menschen direkt anfassen. Für Markus
Wohlmannstetter von der Krankenanstalt Rudolfstiftung ist es dabei
wichtig, dass Roboter als unterstützende Hilfsmittel gesehen werden,
sie aber menschliche Pflege nicht komplett ersetzen können. Auch Mark
Coeckelbergh vom Institut für Philosophie der Universität Wien
betonte die Unterscheidung zwischen reinen Assistenzleistungen und
stärker autonomen Robotern. "Hier geht es auch um die Frage, wie wir
mit Fehlleistungen von Robotern umgehen würden", so Coeckelbergh. Ein
assistierender Robotereinsatz unter menschlicher Überwachung sei
weniger strittig als stärker autonome Varianten.
Jutta Weber vom Institut für Medienwissenschaften der Universität
Paderborn warnte vor einer zu stark technologieorientieren Debatte,
bei der die ethische Perspektive ins Hintertreffen gerät. "Es geht
darum, wie wir unsere Zukunft gestalten wollen. Dazu müssen wir
zunächst die Problemlage analysieren und verschiedene Zugänge zu
Lösungen ermöglichen", so Weber. Es müssten auch die
gesellschaftlichen Folgewirkungen in Betracht gezogen werden, die mit
einer Automatisierung im Pflegebereich einhergehen. In der
Expertenrunde wurde neben den Vorteilen auch auf die Nachteile des
Robotereinsatzes hingewiesen: So stünde der erhofften Entlastung von
Angehören und Pflegepersonal eine immer größer werdende
Angriffsfläche für die Überwachung von Haushalten und Datengewinnung
von Privatpersonen gegenüber.
Bilder von der öffentlichen Sitzung der Bioethikkommission am 2. Mai
2016 sind über das Fotoservice des Bundespressedienstes,
http://fotoservice.bundeskanzleramt.at, kostenfrei abrufbar.
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