• 02.05.2016, 14:46:34
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Ärztemangel geht uns alle an – Die Bürger sind die Leidtragenden

Nicht nur reden, sondern Maßnahmen zur Stellenbesetzung durch Mediziner setzen

Utl.: Nicht nur reden, sondern Maßnahmen zur Stellenbesetzung durch
Mediziner setzen =

St. Pölten (OTS) - „Der strukturelle Ärztemangel in Niederösterreich
geht uns alle an“, so Dr. Herbert Machacek, Abgeordneter im Landtag
(BürgerLandtag) und Allgemeinmediziner. „Ich finde es unerträglich,
dass dieser Zustand von Einigen immer noch negiert wird, obwohl im
ganzen Land schon die Alarmglocken läuten.“ Für viele Kassenstellen,
vor allem im Bereich der Allgemeinmedizin finden sich keine Bewerber
mehr. „Gerade in ländlichen Gegenden mit ohnehin schon schwacher
Infrastruktur ist das eine Tendenz, die wir abwenden müssen“, so Dr.
Machacek.

Die Landtagsabgeordnete Dr. Gabriele Von Gimborn (BürgerLandtag) -
ebenfalls Allgemeinmedizinerin – kennt die zahlreichen Gründe, die zu
diesem Problem führen. Und wenn man die Gründe kennt, kann man aus
ihrer Sicht auch Lösungsvorschläge anbieten. „Eine der dringend
notwendigen Maßnahmen betrifft die Verbesserung der Ärzteausbildung.
Wer als Hausarzt arbeiten möchte, der sollte ein mindestens
halbjähriges Lehrpraktikum in einer Ordination absolvieren“, meint
Dr. Von Gimborn. „Denn viele lassen sich von der Tätigkeit als
Hausarzt abhalten, weil die Lehrpraxis de facto fehlt.“

Lehrpraxen sind zwar vorhanden, aber über die Finanzierung wird seit
Jahren nur diskutiert.

„Dabei sind Lehrpraxen für die Ausbildung junger Allgemeinmediziner
von unschätzbarem Wert“, so Dr. Machacek weiter. „In der neuen
Ausbildungsordnung ist sogar ein halbes Jahr Praxis vorgesehen.
Dieses kann aber neben den Lehrpraxen auch in einer Ambulanz
absolviert werden, was aus meiner Sicht am Zweck völlig vorbeigeht.

In ganz Österreich gibt es auch bereits seit langem unzählige
Lehrpraxen, von denen jedoch die wenigsten mit Lehrpraktikanten
besetzt sind. „Alleine in Niederösterreich waren es bisher knapp 200
Stück.“ Der Grund ist aus Sicht von Dr. Machacek klar: „Die
Finanzierung ist bis heute nicht zufriedenstellend geklärt.“ In
dieser Angelegenheit gehen die Meinungen über die Zuständigkeit
nämlich weit auseinander und daher bewegt sich bis dato nichts.

Notwendige Signale an die Ärzteschaft, dass sie von großem Wert ist

„Rechtlich gesehen liegt der Zuständigkeitsbereich für die so
genannte „postpromotionelle Ausbildung“ - also für den praktischen
Ausbildungsteil nach dem Studium - aus meiner Sicht eindeutig bei den
Spitälern, also in NÖ beim Land“, erläutert Dr. Von Gimborn. Die
Lehrpraxisinhaber müssen einige Voraussetzungen erfüllen und sich
prüfen lassen, das sollte jedoch aus ihrer Sicht für niemanden ein
Hindernis sein.

„In Bezug auf die gesellschaftliche Relevanz dieses Themas sollten
wir uns jedoch alle in die Thematik einbringen. Das Land, die
Krankenkassen und auch die Ärzteschaft,“ ist Dr. Von Gimborn
überzeugt. „Und daher müssen wir auch ein gemeinsames
Finanzierungsmodell anbieten und nicht nur den „Schwarzen Peter“ hin
und her schieben. Wir müssen den Jungärzten auch signalisieren, dass
sie für die Gesellschaft von großem Wert sind.“

800.000 Euro pro Jahr für eine flächendeckende Lehrpraxisausbildung

Dr. Machacek rechnet vor: „Ein Lehrpraktikant kostet entsprechend dem
Tarifvertrag etwa 20.000 Euro pro Halbjahr, inklusive
Lohnnebenkosten. In Niederösterreich werden in der Zukunft im Schnitt
etwa 40 neue Allgemeinmediziner jährlich gebraucht. Das entspricht
einem Kostenvolumen von etwa 800.000 Euro pro Jahr.“ Nicht
miteinberechnet sind die Ausbildungskosten in den Ordinationen. „Wenn
man die Ausbildungstätigkeit der Lehrpraxisinhaber mit einem Honorar
von 1.000 Euro pro Monat kalkuliert, kommen etwa noch einmal 240.000
Euro pro Jahr hinzu.

Die errechneten 800.000 Euro sollten sich laut Dr. Von Gimborn das
Land und die Sozialversicherung aufteilen, beispielsweise im
Schlüssel 3:1. „Wenn dieser Grundschritt einmal gemacht wäre, dann
würde ich mich selbstverständlich auch dafür einsetzen, dass die
Ärzte mit Lehrpraxis durch eine kostenlose Ausbildungstätigkeit ihren
Beitrag zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung in
Niederösterreich leisten.“ Die Landtagsabgeordneten und
Allgemeinmediziner Dr. Gabriele Von Gimborn und Dr. Herbert Machacek
sind sich einig: „Wir werden dieses Thema und den Vorschlag dazu bei
nächstmöglicher Gelegenheit im NÖ Landtag einbringen.“

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