- 28.04.2016, 11:30:01
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Mythen versus neueste Erkenntnisse zur Hormonersatztherapie
Neue Leitlinien geben klare Orientierung für die Praxis
Utl.: Neue Leitlinien geben klare Orientierung für die Praxis =
Wien (OTS) - Vor rund 20 Jahren trat die Hormonersatztherapie (kurz:
MHT = menopausale Hormontherapie) ihren Siegeszug an:
Wechselbeschwerden schienen ebenso wie die gefährlichen
Langzeitfolgen des postmenopausalen Hormonmangels (Osteoporose,
erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko) ein für alle Mal
gebannt zu sein. Die Euphorie war grenzenlos: Es schien ein
„Jungbrunnen“ gefunden, der Frauen jugendliches Aussehen sowie ein
weitgehend beschwerdefreies und gesundes Leben bis ins hohe Alter
verhieß.
Doch vor rund 15 Jahren folgte die große Ernüchterung: Die Daten
zweier über mehrere Jahre laufender Studien schienen zu belegen, dass
der Einsatz von (künstlichen) Östrogenen und Gestagenen
lebensgefährliche Nebenwirkungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall,
Thrombose und Brustkrebs nach sich ziehen kann. Die
Hormonersatztherapie geriet daraufhin ziemlich in Verruf und galt
plötzlich als gefährlich.
Neue Erkenntnisse rücken Hormonersatztherapie in ein anderes Licht.
In den letzten Jahren wurde eine Reihe von weiteren Studien
durchgeführt, die diese Ergebnisse jedoch relativieren: Diese neuen
Erkenntnisse wurden nun in Form eines Konsensusberichtes der
Österreichischen Menopausegesellschaft und der Österreichischen
Gesellschaft für Sterilität, Fertilität und Endokrinologie
zusammengefasst. Im Rahmen einer Pressekonferenz wurden diese nun in
Wien vorgestellt.
Bei richtiger Indikationsstellung überwiegt der Nutzen
eindeutig die Risiken
„Die MHT stellt nach wie vor die wirksamste Methode zur Behandlung
klimakterischer Beschwerden dar“, stellte Univ.-Prof. Dr. Hans
Christian Egarter von der Universitäts-Klinik für Frauenheilkunde der
Medizinischen Universität Wien klar. „Sie muss dabei an die
individuelle Situation der Patientin angepasst werden: Sie sollte,
solange die Beschwerden andauern, mit der individuell
niedrigstmöglichen effektiven Hormon-Dosis durchgeführt werden.“ Der
Anwendung der MHT müsse dabei die Erstellung eines individuellen
Risikoprofils mit klarer Indikationsstellung vorangehen. Ferner
sollten Lebensstilanpassungen (Nikotinabsenz, Gewichtsregulation,
Bewegung etc.) und regelmäßige fachärztliche Kontrollen die MHT
begleiten. Egarter: „Wir können heute sagen, dass bei strenger
Indikationsstellung und der Berücksichtigung individueller Faktoren
der Nutzen der differenzierten MHT die Risiken bei Frauen, die unter
Wechselbeschwerden leiden, überwiegt. Und zwar dann, wenn die MHT vor
dem 60. Lebensjahr bzw. innerhalb von zehn Jahren nach dem Eintreten
in die Menopause (Window of Opportunity) zum Einsatz kommt.“
Brustkrebs und Hormonersatztherapie
Die derzeitige Datenlage spricht gegen den Einsatz einer MHT, wenn
eine Frau bereits an Brustkrebs erkrankt ist oder war. Es gibt jedoch
keinen Beweis, dass eine MHT kausal Brustkrebs auslösen könnte.
Egarter: „Das mit MHT assoziierte Brustkrebsrisiko ist ein komplexes
Thema und hängt in erster Linie von individuellen Risiko- und
Lebensstilfaktoren ab. Übermäßiger Alkoholgenuss, also mehr als zwei
Gläser pro Tag, und mangelnde körperliche Betätigung können zu einem
vielfach erhöhten Brustkrebsrisiko führen, während die absolute
Risikoerhöhung durch eine MHT als gering einzustufen ist.“
Wichtige Einflussfaktoren seien die Wahl des eingesetzten Gestagens
sowie die Anwendungsdauer, so Egarter weiter.
Zwischen oraler und transdermaler Applikation scheint es keinen
Unterschied hinsichtlich des Brustkrebsrisikos zu geben. Eine
kombinierte MHT kann das Brustkrebsrisiko unter Umständen erhöhen,
wobei natürliches und mikronisiertes Progesteron sowie Dydrogesteron
mit einem niedrigeren oder keinem erhöhten Risiko verbunden sein
dürften. Egarter: „Die absolute Risikoerhöhung durch MHT ist gering
und das Risiko verringert sich weiter nach Behandlungsende.“
Mythen und Vorurteile verhindern oft erfolgreiche Therapie der
Wechselbeschwerden
Die Gynäkologin OÄ Dr.in Claudia Linemayr-Wagner, stellvertretende
ärztliche Leiterin des Gesundheitszentrums Wien Mitte, kennt die Nöte
und Ängste der Frauen in den Wechseljahren. Vorurteile und Mythen
seien aufgrund von Falschinformationen entstanden, mit denen man
dringend aufräumen müsse, betonte Linemayr-Wagner: „Heute besteht
aufgrund von Ängsten, die durch falsche Informationen ausgelöst
wurden, bei vielen Frauen wenig Neigung, die hormonell bedingten
Wechselbeschwerden medikamentös auszugleichen. Sie meinen, diesen
‚natürlichen‘ Prozess tapfer durchstehen zu müssen, wie es seit jeher
üblich war. Manche kommen mit einem hohen Leidensdruck in die
Ordination, weisen jedoch mit Genugtuung auf ihr Durchhaltevermögen
hin und wollen die ‚gefährlichen Hormone‘ nicht einnehmen.“
Von den Betroffenen würden dabei aber nicht genügend die Folgen
bedacht: Bereits die Linderung der Östrogenentzugssymptome habe einen
wesentlichen Einfluss auf die berufliche und familiäre
Leistungsbereitschaft, die Partnerschaftsbeziehung und damit auf die
aktuelle Lebensfreude. Linemayr-Wagner: „Frauen brauchen heute nicht
mehr unter Wechselbeschwerden zu leiden. Besonders für Frauen mit
starken Wechselbeschwerden kann sich die Therapie mit Hormonen als
wahrer Segen entpuppen. Bei allen Pro- und Contra-Diskussionen unter
Fachleuten herrscht darüber Einigkeit, dass mit der Gabe von
Östrogenen und Gestagenen die Wechseljahrbeschwerden erfolgreich
behandelt werden können.“
Dieser Pressetext, detaillierte Zusammenfassungen der Vorträge der
Referenten, der Konsensusbericht „Österreichisches Konsensuspapier
Hormonersatztherapie“ sowie ein Text „12 Mythen zum Thema menopausale
Hormontherapie (MHT)“ sind zum Download verfügbar unter
medical-media-consulting.at/pressroom
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