• 26.04.2016, 12:15:15
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30 Jahre nach Tschernobyl - Atomstromimporte auf Rekordniveau

Österreich importiert aus Deutschland und Tschechien immer mehr Atomstrom

Utl.: Österreich importiert aus Deutschland und Tschechien immer
mehr Atomstrom =

Wien (OTS) - Laut dem Dachverband der erneuerbaren Energien EEÖ
importiert Österreich in den letzten Jahren eine Rekordmenge an
Atomstrom. Österreich ist zwar nach der Volksabstimmung 1978 zum
Atomkraftwerk (AKW) Zwentendorf und dem darauffolgenden
Atomsperrgesetz, seit 1999 auch in Verfassungsrang, frei von
inländischen AKW aber der Import von Atomstrom steigt jedes Jahr an.
„Speziell an einem traurigen Jubiläumstag wie heute, 30 Jahre nach
dem Super-GAU in der Ukraine müssen wir endlich beginnen
Atomstromimporte aus deutschen und tschechischen Atomkraftwerken, wie
Temelin und Dukovany, stoppen“, fordert EEÖ-Sprecher Erwin Mayer.

Seit 2001 ist Österreich ein Stromimportland, d.h. dass mehr Strom
nach Österreich fließt, als von Österreich abgegeben wird. „Da der
Stromverbrauchszuwachs seit Jahren höher ist als der Ökostromausbau,
ist der Nettostromimport nach Österreich auf 15,5% oder rund 9,2 TWh
im Jahr 2014 gestiegen. Davon stammt zumindest ein Drittel, aus
grenznahen deutschen oder tschechischen AKWs“, warnt Erwin Mayer.

Ein österreichisches Stromkennzeichnungssystem sollte den
Atomstromanteil offenlegen. „Aber leider müssen wir heute, 30 Jahre
nach Tschernobyl und 5 Jahre nach Fukushima feststellen, dass dieses
österreichische System der Stromkennzeichnung irreführend ist“,
bedauert Mayer. „Entgegen den Angaben der e-control in ihrem
Stromkennzeichnungsbericht beweisen die auf der Stromrechnung der
Endkunden gemachten Angaben keineswegs die Atomstromfreiheit in
Österreich“ stellt Mayer klar. So genannte Herkunftsnachweise (HKN)
weisen eben nicht die Herkunft des Stroms nach sondern nur wohin eine
sehr kleine Spende für erneuerbare Energien hin überwiesen wurde.
„Das Hauptproblem liegt in der getrennten Handelbarkeit von HKN und
dem eigentlichen Stromgeschäft“ erklärt Mayer.

So ist es möglich und wahrscheinlich, dass österreichische
Stromlieferanten entweder direkt in Deutschland oder Tschechien Strom
mit einem entsprechenden Atomstromanteil einkaufen oder Strom von der
EEX Stromhandelsbörse in Leipzig beziehen. Dadurch wurden in den
vergangenen Jahren rund 3 Cent/kWh oder 30 Euro/MWh an z.B. die CEZ,
einem tschechischen Atomstrombetreiber, oder EON, Vattenfall in
Deutschland überwiesen. Österreichs Haushalte bezahlen so
unfreiwillig rund 84 Mio Euro an Atomkraftwerkbetreiber.

Zur Verschleierung dieses eigentlichen KERN(kraft)-Geschäfts werden
aus Norwegen oder Deutschland oder auch aus Österreich davon völlig
getrennt gehandelte HKN um unter 0,01 Cent/kWh oder 1 Euro/MWh
eingekauft und überdecken so den Einkauf von Atomstrom. Der Strom
wird weder physisch noch kaufmännisch von Norwegen oder Schweden und
auch nicht zwingend von einem österreichischen Ökostromproduzenten
bezogen, sondern eben zu einem großen Anteil von Tschechien und
Deutschland. „Das ist eine Art Ablasshandel mit Herkunftsnachweisen
und jedenfalls eine Irreführung der Stromkunden, wenn auch gesetzlich
gedeckt und erlaubt“, kritisiert Mayer und fordert eine Änderung der
Stromkennzeichnung in Österreich und in Europa. Zusätzlich braucht es
ein Ökostromgesetz mit dem Ziel, dass „100% des Stromverbrauchs in
Österreich durch 100% Ökostrom aus Österreich bis 2030 abgedeckt
werden“ Aber das haben schon Kanzler Faymann und Umweltminister
Rupprechter bei der Klimaschutzkonferenz in Paris versprochen.

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