Höchstwerte bei Ankünften und Nächtigungen, Umsatz stagniert
Utl.: Höchstwerte bei Ankünften und Nächtigungen, Umsatz stagniert =
Innsbruck (TP/OTS) - In der bisherigen Wintersaison – im Zeitraum von
November 2015 bis März 2016 – wurden im Tiroler Tourismus so viele
Nächtigungen und Ankünfte erzielt wie noch nie. Rund 25,3 Millionen
Nächtigungen bedeuten im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 6,3
Prozent und 5,4 Millionen Ankünfte einen Zuwachs von 6,2 Prozent. Zu
einem Gutteil verantwortlich für das starke Wachstum gegenüber dem
Vorjahr ist allerdings, dass Ostern heuer in den März fiel, während
es im Vorjahr im April lag. Darüber hinaus gab es im Schaltjahr 2016
mit dem 29. Februar einen zusätzlichen Tag in der Wintersaison. Die
Aufenthaltsdauer liegt im heurigen Winter bei durchschnittlich 4,7
Tagen und ist damit konstant zum Vorjahr. Angesichts gedämpfter
Umsatzentwicklungen und gestiegener Belastungen sehen sich die
Betriebe dennoch großen Herausforderungen gegenüber: Als schwierig
werden insbesondere das Halten des wirtschaftlichen Niveaus und der
Auslastung sowie die notwendigen Investitionen und Renovierungen
gesehen.
Landeshauptmann zeigt sich kämpferisch
Angesichts der positiven Zahlen zollt Tirols Tourismusreferent und
Landeshauptmann Günther Platter den Touristikern Respekt: „Dieses
Ergebnis ist angesichts des extrem schwierigen Starts in den heurigen
Winter eine außerordentliche Leistung und ein besonderer Verdienst
aller Akteure im heimischen Tourismus. Insbesondere unsere
Seilbahnunternehmer haben Großartiges geleistet und trotz des warmen
Wetters für sehr gute Bedingungen auf den Pisten gesorgt.“
Gleichzeitig zeigt sich Platter aufgrund der wachsenden Belastungen
für die Branche aber kämpferisch: Das Ankunfts- und
Nächtigungsergebnis sei kein Ruhekissen, denn es spiegle die
tatsächliche Wertschöpfung und Stimmung in der Branche nicht wider.
„Die Belastungsgrenze ist schon länger erreicht bzw. überschritten“,
so Platter. Der Tourismus habe sich in Tirol auch in Krisenzeiten als
wirtschaftlicher Fels in der Brandung bewährt. Daher gelte es
insbesondere in Wien wachsam zu bleiben, damit die Branche nicht
weiter einseitig belastet wird. Auf Landesebene habe man mit dem
Impulspaket jedenfalls wichtige direkte Unterstützungen für die
Betriebe auf den Weg gebracht, um Investitionen auszulösen und
Belastungen teilweise abzufedern.
Auch für Franz Hörl, Spartenobmann für Tourismus und
Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Tirol, ist es ein Faktum,
dass die Sorgen der Betriebe größer werden: „Die Erträge stagnieren
und die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Umsetzung der Erhöhung
der Umsatzsteuer nehmen extrem zu.“ Hinzu komme die unveränderte
Situation am Arbeitsmarkt und die damit verbundene Herausforderung,
geeignete Arbeitskräfte zu rekrutieren.
Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung, betont die
zentrale Rolle einer starken Wintersaison für das Land: „Die
Unkenrufe zu den Perspektiven des Wintertourismus sind entbehrlich.
Das hat die Branche in dieser Saison wieder bewiesen und sich bei
schwierigen Rahmenbedingungen als Qualitäts- und Innovationsführer
international behauptet.“ Dennoch beschäftigen sich die Touristiker
intensiv mit der Zukunft des Winterurlaubs. „Deshalb haben wir auch
dieses Schwerpunkthema bei der grenzüberschreitenden Fachtagung
theALPS, die im Oktober 2016 in Innsbruck stattfindet, gewählt“,
kündigt Margreiter an. Dafür werde derzeit eine groß angelegte Studie
mit führenden Tourismusforschern in Deutschland, Österreich und der
Schweiz erarbeitet.
Zuwächse auf wichtigen Herkunftsmärkten, Umsätze rückläufig
Bezogen auf Ankünfte und Nächtigungen zeigt sich auf den wichtigen
Märkten ein positives Bild. Insbesondere der Hauptmarkt Deutschland
legte im Vergleich zum Vorjahr um rund 980.000 Nächtigungen zu, das
entspricht einem Plus von 8,2 Prozent. Die Ankünfte wuchsen um
170.000, was ein Plus von 6,7 Prozent bedeutet. Steigerungen gab es
zudem aus den Niederlanden mit 4,7 Prozent bei den Übernachtungen und
6,4 Prozent bei den Ankünften sowie auf dem Inlandsmarkt mit einem
Plus von 1,1 Prozent bei den Übernachtungen und 3,0 Prozent bei den
Ankünften. Besonders stark zugelegt haben Schweizer Gäste, deren
Nächtigungen um 8,5 Prozent und deren Ankünfte um 8,9 Prozent
wuchsen.
Deutliche Rückgänge aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen –
allen voran einem weiterhin schwachen Rubel – gab es hingegen
neuerlich aus Russland. Die Nächtigungen sind um 110.000 bzw. 25,8
Prozent zurückgegangen. Bei den Ankünften gab es ein Minus von 13.000
bzw. 21,8 Prozent.
Ebenfalls rückläufig war im heurigen Winter die Umsatzentwicklung,
zeigt eine repräsentative Erhebung der Prodinger GFB
Tourismusberatung in der Tiroler 4- und 5-Stern-Hotellerie: Der
durchschnittliche Umsatz pro Nacht ist im Zeitraum November bis März
gegenüber dem Vorjahr um 0,7 Prozent gesunken. Es ist somit zu einer
Stagnation der Zimmerpreise gekommen.
Die Übernachtungen von November bis März repräsentieren etwas mehr
als 90 Prozent der Wintersaison, die mit Ende April abgeschlossen
wird.
Positive Buchungslage für den Sommer
Im Rahmen des Saisonalen Tourismusbarometers wurden die Erwartungen
der Unternehmen zur kommenden Sommersaison erhoben: Knapp acht von
zehn Tiroler Unterkunftsbetrieben sind derzeit mit der Buchungslage
für die kommende Sommersaison zufrieden bzw. sehr zufrieden: 58
Prozent der befragten Betriebe halten bei einem ähnlichen
Buchungsstand wie im Vorjahr, ein Fünftel konnte bisher sogar mehr
Buchungen generieren. Nur 16 Prozent bezeichnen die derzeitige
Buchungslage als schlechter als im Vorjahr. Das Ergebnis ist damit
deutlich besser als in den vergangenen Jahren, im April 2015 waren 64
Prozent der Betriebe zufrieden oder sehr zufrieden.
Hinsichtlich der Umsatzerwartungen gehen knapp 60 Prozent der
Unterkunftsbetriebe davon aus, das Ergebnis vom Vorjahr halten zu
können. Knapp ein Viertel erwartet, die Sommersaison 2016 mit einem
Umsatzplus abzuschließen, während 14 Prozent mit Einbußen rechnen.
Angesichts kontinuierlich steigender Belastungen und bürokratischer
Hürden sehen dennoch viele Betriebe im Halten des wirtschaftlichen
Niveaus bzw. der Auslastung und in den Investitionen sowie
Renovierungen die größten Herausforderungen für die Branche.
Tiroler Bergsommer im Aufwind
Der Tiroler Bergsommer habe sich in den vergangenen zehn Saisonen
positiv entwickelt, verdeutlicht Landeshauptmann Günther Platter: „Im
Zehn-Jahres-Vergleich haben die Übernachtungen um 14 Prozent
zugelegt. Gerade in unserer Positionierung als Sportland sehe ich
einen wesentlichen Profilierungsfaktor und noch
Entwicklungspotential.“ Insbesondere mit den sechs
Weltmeisterschaften im Zeitraum von 2016 bis 2019 untermauere Tirol
diese Position als Sportland Nummer 1 der Alpen. Mit diesen
Großveranstaltungen – insbesondere den beiden Sommer-WMs Klettern und
Straßenrad – wolle man eine Innovationsoffensive auslösen, die auch
den Tirolerinnen und Tirolern zugutekommt. Außerdem weist LH Platter
in Zeiten erhöhter Terrorgefahr auf die Frage der Sicherheit als
wichtiges Entscheidungskriterium bei der Wahl des Urlaubszieles hin:
„Tirol ist ein sehr sicheres Land, das schätzen auch unsere Gäste.
Dieses hohe Sicherheitsniveau für Einheimische und Touristen müssen
wir mit allen Mitteln erhalten.“
Für den Sommer 2016 rechnet Franz Hörl mit einem weiteren Anstieg der
Anziehungskraft der Berge. „Daher muss es das Ziel sein, die
vorhandene Qualität und Attraktivität noch besser zu vermarkten und
den Reiz der starken Tourismusmarke Tirol vermehrt für den
Sommerurlaub zu nützen. Gleiches gilt für das Preisniveau, das wenig
Spielraum für die wirklich wichtigen Maßnahmen bietet: Denn an der
Steigerung der Wertschöpfung, dem Erwirtschaften von Investitionen
und der Erhöhung der Angebotsqualität führt kein Weg vorbei“, so
Hörl. Gleichzeitig stellten veränderte Rahmenbedingungen unter
anderem durch Unternehmen wie Airbnb heimische Betriebe vor neue
Herausforderungen. „Hier ist auch die Politik gefordert, da ein
Wettbewerbsnachteil zu beobachten ist, der wohl in Zukunft eher
größer als kleiner wird.“
Auch Josef Margreiter ist überzeugt, dass es zusätzliche spezifische
Angebotsentwicklungen und verstärkte Investitionen in Top-Produkte
braucht, um die positive Entwicklung im Sommer weiter zu fördern:
„Gerade das Thema Rad und Bike wird nicht umsonst gern als Skifahren
des Sommers bezeichnet. Es hat tatsächlich das Potential, zu einem
Wertschöpfungsmotor zu werden.“ Eine Eurac-Studie habe das Potential
aus den Hauptherkunftsmärkten für alpine Destinationen erhoben und
mit 15,8 Millionen Rennradfahrern, 18,7 Millionen Mountainbikern und
40,4 Millionen Trekkingbikern festgemacht. Derzeit, so Margreiter,
fahren 19 Prozent der Tiroler Gäste (rund eine Million) während ihres
Tirol-Urlaubs Rad und zwölf Prozent (rund 640.000) Mountainbike.
Tirol und die Host-City Innsbruck werden sich mit der Straßenrad-WM
aufgrund der Topographie, einzigartiger alpin-urbaner Atmosphäre und
den selektiven Strecken von seiner besten Seite zeigen, ist der
ehemalige Tiroler Rennradprofi Thomas Rohregger überzeugt: „Damit
können wir uns nachhaltig auf der internationalen Radlandkarte
verankern und uns mit der damit einhergehenden Entwicklung eines noch
breiteren und professionelleren Angebots auch erfolgreich als
Raddestination profilieren.“ Wünschenswert sei in diesem
Zusammenhang, dass die Rad-WM genutzt wird, um ein Rad-Gesamtkonzept
für das Land auf den Weg zu bringen.
Die Bedeutung von Großveranstaltungen sieht auch der ehemalige
Skiweltmeister und Olympiasieger Stephan Eberharter. Derartige Events
würden immer auch eine Aufbruchsstimmung im Land erzeugen mit der
auch eine Verbesserung der Infrastruktur einhergehe. „Allerdings“,
bestätigt Eberharter, „ist Tirol vor allem im Winter international
bereits sehr gut als Sportland positioniert. Das habe ich bei meinen
vielen Reisen ins Ausland immer wieder bestätigt bekommen.“
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