• 13.04.2016, 10:11:06
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Studie: TTIP kostet Österreich Arbeitsplätze und beschleunigt Bauernsterben

IHS und ÖFSE prognostizieren Beschäftigungsrückgang, Landwirtschaft am stärksten betroffen

Utl.: IHS und ÖFSE prognostizieren Beschäftigungsrückgang,
Landwirtschaft am stärksten betroffen =

Wien (OTS) - Das US-europäische Freihandelsabkommen TTIP würde sich
in Summe negativ auf den heimischen Arbeitsmarkt auswirken. Zu den
stärksten Verlusten käme es in der Landwirtschaft und im
Nahrungsmittelsektor. So lautet das Ergebnis einer umfassenden Studie
zu den Beschäftigungseffekten von TTIP in Österreich, die heute in
Wien präsentiert wurde. Die vom Institut für Höhere Studien (IHS) und
der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale
Entwicklung (ÖFSE) durchgeführte Studie wurde im Auftrag von SPAR,
BIO AUSTRIA, NÖM und Greenpeace erstellt und sieht vor allem die
kleinstrukturierte heimische Landwirtschaft bedroht. Am stärksten
betroffen wären Betriebe bis zu 20 Hektar, was der durchschnittlichen
österreichischen Bauernhofgröße entspricht. Insgesamt könnte TTIP den
Landwirtschafts- und Nahrungsmittelsektor über 4.600 Jobs kosten.

„Die Studie beweist nun, was wir seit langem versuchen aufzuzeigen:
Der Feinkostladen Österreich ist tatsächlich bedroht“, kommentiert
Gerhard Drexel, Vorstandsvorsitzender der SPAR AG, die Ergebnisse.
„Die österreichische Lebensmittel-Kultur und damit ein Teil unserer
Identität sind nachweislich gefährdet.“ Als Beispiel nennt Drexel das
AMA-Gütesiegel-Qualitätsfleisch: Die Studie belege ganz klar, dass
eine Marktöffnung im Rindfleischsektor die Importe aus den USA
exorbitant ansteigen lassen würde. Österreich, so Drexel, sei geprägt
von einer kleinstrukturierten Landwirtschaft, in den USA gebe es kaum
Farmen, die weniger als 2000 Rinder hätten. „Im Massengeschäft ist
aber nicht hohe Qualität gefragt, sondern ein möglichst homogener
Rohstoff, der zwecks Verarbeitung in den genormten
Herstellungsverfahren der Ernährungsindustrie von einem zum anderen
Kontinent transportiert werden kann. Alleine der billige Preis wird
das alles entscheidende Kriterium bei dieser Marktöffnung sein. Das
können auf Dauer unsere Qualitätslandwirte nicht mitmachen“, warnt
der SPAR-Chef. Es entstehe eine negative Preisspirale nach unten, das
sogenannte „race to the bottom“. Preis und Qualität würden nach unten
gehen, österreichische Qualitätsfleischprodukte und ihre Produzenten
aussterben – so belege es nun eindeutig die Studie. Drexel weiter:
„Diese aktuelle Studie sollte also unsere Politiker aufrütteln, damit
sie sich ganz klar gegen TTIP in Position bringen.“

Gertraud Grabmann, Obfrau von BIO AUSTRIA, sieht ihre Kritik an TTIP
durch die Studie bestätigt: „Die Ergebnisse zeigen, dass die
österreichische Wirtschaft durch das transatlantische
Freihandelsabkommen nicht profitieren würde, die negativen Effekte
von TTIP aber den Landwirtschafts- und Lebensmittelsektor am
stärksten treffen würden. TTIP wäre also ein volkswirtschaftliches
Nullsummenspiel auf Kosten der Landwirtschaft. BIO AUSTRIA sieht sich
daher in seiner ablehnenden Haltung gegenüber TTIP bestärkt.“
Zunehmende Konkurrenz mit Dumpingprodukten würde auch
Qualitätsproduzenten wie Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern unter
Preisdruck bringen. Denn eine steigende Preisdifferenz zwischen
importierten Billigprodukten und Qualitätsprodukten würde die
Kaufentscheidung maßgeblich beeinflussen. „Der Faktor Qualität stellt
daher – anders als oftmals argumentiert – keinesfalls einen
ausreichenden Schutz vor den negativen Folgen durch TTIP dar. Zudem
besteht das Risiko, dass TTIP durch eine Verwässerung der Umwelt- und
Konsumentenschutz-Standards die Rahmenbedingungen für ökologische und
nachhaltige Landwirtschaft massiv verschlechtert“, so Grabmann.

Alexander Egit, Geschäftsführer von Greenpeace, fasst zusammen:
„Durch TTIP wird der mit niedrigeren ökologischen Standards
produzierenden US-Wirtschaft Tür und Tor geöffnet. Die Studie belegt,
dass damit vor allem in der Landwirtschaft in erheblichem Maß
Arbeitsplätze verloren gehen könnten.“ Egit fordert daher Minister
Rupprechter dazu auf, einen Regierungsbeschluss herbeizuführen, dass
Österreich für eine sofortige Ausklammerung aller
landwirtschaftlichen Bereiche aus den TTIP-Verhandlungen eintritt.
Daneben müssten dem Abkommen auch andere „Giftzähne“ – vor allem
Sonderklagerechte für Konzerne und die regulatorische Kooperation –
gezogen werden. „Es ist inakzeptabel, dass der Minister immer noch
glaubt, es gelte, Verhandlungsergebnisse abzuwarten. Bei TTIP gibt es
für die Bäuerinnen und Bauern und für die Umwelt nichts zu gewinnen,
aber alles zu verlieren“, so Egit abschließend.

Die Kurzfassung der Studie finden Sie hier: http://bit.ly/1WpBJBg
Die Langfassung wird demnächst veröffentlicht.

Einen Tonmitschnitt der gesamten Pressekonferenz finden Sie ab 11:30
hier: www.o-ton.at

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