- 19.03.2016, 09:19:35
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Kinder- und Jugendpsychiatrische Versorgung in Wien
Entgegnung zu Aussendungen des KAV und Ärztekammer
Utl.: Entgegnung zu Aussendungen des KAV und Ärztekammer =
Wien (OTS) - Die in den letzten Tagen veröffentlichten
Presseaussendungen von Seiten des Krankenanstaltenverbundes Wien
(KAV) (11.3.) und der Wiener Ärztekammer (16.3.) verlangen einen
Kommentar der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und
Jugendpsychiatrie.
Die Aussendung des KAV suggeriert eine hochaktive Politik in Richtung
Vollversorgung. Dazu ist zu sagen, dass die neu geplanten – und seit
vielen Jahren von der ÖGKJP geforderten - Betten ja abhängig von der
Inbetriebnahme des Krankenhauses Nord (in einigen Jahren) und der
Absiedlung der Behindertenstation vom Primariat am KRH Rosenhügel und
der Übersiedlung eines erwachsenenpsychiatrischen Primariates ins KRH
Hietzing abhängen. Die genannten 95 (statt wie bisher 56 Betten für
Wien) sind ja noch lange nicht Realität.
Zudem ist die projektierte Zahl von 95 Betten, weit unter der
Minimalbettenmessziffer von 128 Betten, die wohlgemerkt auch nur
gültig ist bei ambulanter Vollversorgung.
Auch dem Hinweis des Präsidenten der Wiener Ärztekammer, dass
ausreichend Fachärzte vorhanden wären, muss widersprochen werden.
Eine seit 2015 existierende neue Mangelfachregelung gibt zwar die
gesetzliche Möglichkeit für neue Ausbildungsstellen, die Finanzierung
dieser obliegt aber den Ländern, die bei der Umsetzung säumig sind.
Aus diesem Grund können in manchen Bundesländern die vorhandenen
BewerberInnen nicht für das Fach ausgebildet werden, da die
Finanzierung der durch die Mangelfachverordnung geschaffenen
Ausbildungsstellen fehlt!
Österreich hat mit einer Zahl von 191 Fachärzten (mehr als die Hälfte
davon sind gar nicht in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sondern in
den Fächern Pädiatrie, Neurologie oder Psychiatrie tätig) im
Vergleich zu Deutschland und der Schweiz einen extremen Mangel an
FachärztInnen für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Auf die Bundesländer
bezogen besteht eine hohe Heterogenität im Versorgungsgrad (gute
Versorgung Vorarlberg, Kärnten, Niederösterreich; geringe Versorgung
Burgenland, Wien und Steiermark, Salzburg), die sich negativ auf
Kinder und Jugendlichen mit psychischen Störungen auswirkt.
Diese Mängel wurden zuletzt auch von Volksanwaltschaft und
Patientenanwaltschaftaufgezeigt, die sie sich um die PatientInnen,
die die geringste Lobby haben – die Kinder und die psychisch kranken
Menschen – kümmert.
Univ. Prof. Dr. Andreas Karwautz
Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und
Jugendpsychiatrie
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