- 06.03.2016, 15:27:03
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"Geleaktes" Dokument offenbart: AGES will Glyphosat-Zulassung verlängern
GLOBAL 2000: MinisterInnen Rupprechter und Oberhauser müssen Notbremse ziehen
Utl.: GLOBAL 2000: MinisterInnen Rupprechter und Oberhauser müssen
Notbremse ziehen =
Wien (OTS) - Bereits Montags könnten die 28 EU-Mitgliedsstaaten in
Brüssel mit qualifizierter Mehrheit die europäische Zulassung des
Monsanto-Pestizids Glyphosat für weitere 15 Jahre verlängern. Dies,
obwohl es von der Krebsforschungsagentur IARC der WHO als
„wahrscheinlich beim Menschen krebserregend“ eingestuft wurde. Denn
die EU-Behörde EFSA kam in ihrer Krebs-Gefahrenabschätzung zum
gegenteiligen Ergebnis.
Doch seit Samstag bröckelt die Front der Glyphosat-Befürworter:
Frankreich, Schweden und Holland distanzierten sich von der
umstrittenen EFSA-Bewertung und kündigten an, im Falle einer
Abstimmung gegen die Wiederzulassung zu stimmen.
Landwirtschaftsminister Rupprechter sagte, er vertraue auf seine
Experten bei der AGES. Diese wiederum gaben gegenüber Journalisten
an, dass noch keine Festlegung erfolgt sei.
Die GLOBAL 2000 zugespielte österreichische Stellungnahme zum
Vorschlag der EU-Kommission (siehe Anhang) spricht allerdings eine
andere Sprache: Wie von zahlreichen Insidern befürchtet, positioniert
sich die offenbar am Institut für Pflanzenschutzmittel der AGES im
Februar 2016 ausgearbeitete Stellungnahme für eine Verlängerung der
Glyphosat-Zulassung in der Landwirtschaft. Verbote werden lediglich
für den öffentlichen Sektor (Anwendung bei Straßen- und Bahntrassen
und in Gemeinden) und den privaten Sektor (Anwendung im Hausgarten)
vorgeschlagen. Ebenfalls vorgeschlagen wird ein Verbot des
“Totspritzens“ von Getreide (Sikkation), welches in Österreich aber
ohnehin bereits gilt. Argumentiert werden die vorgeschlagenen
Einschränkungen mit den ökologischen Risiken von Glyphosat.
„Diese Stellungnahme stellt in ihrer Gesamtheit eine kolossale
Themenverfehlung dar, auch wenn positive Ansätze erkennbar sind.
Denn diese Position blendet die menschliche Gesundheit, insbesondere
die ernsten Bedenken der WHO zum Krebsrisiko, einfach aus.“, sagt
Helmut Burtscher, Umweltchemiker von GLOBAL 2000: „Es zeugt nicht von
Verantwortung, Glyphosat in der Landwirtschaft weiter zulassen zu
wollen, wo dieses Pestizid laut den von der WHO bewerteten Studien
das Risiko für Lymphdrüsenkrebs bei Menschen, die damit hantieren, um
50 bis 100 Prozent erhöht.“
„In dieser Frage scheint die AGES doch etwas zu blind ihrer deutschen
Schwesternbehörde, dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), zu
vertrauen.“, sagt Burtscher: „GLOBAL 2000 appelliert daher an
Landwirtschaftsminister Rupprechter und Gesundheitsministerin
Oberhauser, sicherzustellen, dass Österreich kommenden Montag in
Brüssel eine Verschiebung der Abstimmung einfordert, und anderenfalls
mit Nein stimmen wird“, und führt weiter fort: „Die Frage der
Wiederzulassung von Glyphosat betrifft uns alle. Sie darf nicht
länger abgeschirmt von der Öffentlichkeit, unter Ausschluss
unabhängiger Experten auf Basis geheimer Industriestudien verhandelt
und entschieden werden.“
GLOBAL 2000 fordert eine breite und transparente Diskussion zum
Thema, in der gesundheitspolitische Aspekte thematisiert werden und
unabhängige Gesundheitsexperten zu Wort kommen.
Dass jene EFSA-Gefahreneinschätzung zu Glyphosat und Krebs, welche
kritiklos vom BfR übernommen wurde, und die Grundlage für den
europäischen Entscheidungsprozess darstellt, seit vergangener Woche
zahlreichen europäischen Staatsanwaltschaften und dem Europäischen
Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) zur Prüfung vorliegt, sollte ein
weiteres Argument sein, von einer überstürzten Verlängerung der
Zulassung Abstand zu nehmen. (Anmerkung: Die Stellungnahme der AGES
datiert vom 18. Februar, also noch bevor die
Sachverhaltsdarstellungen eingebracht wurden.)
Fundierte inhaltliche Unterstützung für die unseren Anzeigen zugrunde
liegenden Argumente kam Freitags von zahlreichen renommierter
internationaler Wissenschaftlern:
http://jech.bmj.com/content/early/2016/03/03/jech-2015-207005.full
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