Wälder in Gefahr: Große Lücken bei Umsetzung und Durchsetzung
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Brüssel/Wien (OTS) - Der WWF begrüßte den gestern in Brüssel
präsentierten Bericht der EU-Kommission zum Waldschutzgesetz, das die
Wälder weltweit und auch in Europa schützen soll. Der Bericht zeigt,
dass nach fast drei Jahren nach Einführung der
EU-Holzhandelsverordnung (EUTR) diese noch immer nicht in das Recht
der meisten Nationalstaaten implementiert und entsprechend umgesetzt
ist. Höchst problematisch ist auch der Umstand, dass die Verordnung
viele Holzproduktgruppen nicht erfasst und zu viele Ausnahmen
zulässt, darunter etwa Druckprodukte, Stühle, Holzkohle oder
Musikinstrumente. “Die Verordnung muss künftig alle Holzprodukte
erfassen und alle 28 EU-Staaten müssen die Verordnung effektiv
umsetzen, sonst bleibt das Risiko für Konsumenten bestehen, dass sie
Produkte aus illegalen Quellen kaufen. Der Import und Handel von
illegal geschlägertem Holz muss aufhören“, fordert Andreas Baumüller
vom Europäischen WWF-Büro. Der WWF erinnert dabei an den Fall des
österreichischen Holzkonzerns Schweighofer, gegen den die
Umweltorganisation eine Beschwerde wegen des Verdachts des Handels
mit Holzprodukten aus illegalen Quellen in Rumänien eingebracht hat.
Die EU-Kommission veröffentlichte heute den Bericht nach umfassenden
Erhebungen in der EU. Dabei wurde vor allem kritisiert, dass die
Verordnung viel zu spät in einigen Mitgliedsstaaten umgesetzt wurde.
Der WWF kritisiert außerdem, dass nur 41 Prozent des Werts aller in
der EU verkauften Holzprodukte von der Verordnung erfasst werden. Die
Umweltorganisation unterstreicht dabei den Wunsch der Holz-, Papier
und Möbelindustrie sowie der Baumärkte, dass die EUTR verbessert
werden muss. Die EU-Kommission wird in den kommenden Monaten
Empfehlungen zur Novellierung der Verordnung ausarbeiten.
Der Fall von Holzindustrie Schweighofer zeigt in bester Weise den
Reformbedarf der EUTR. Schweighofer steht unter massivem Verdacht
illegales Holz gekauft zu haben und in illegalen Holzhandel
verwickelt zu sein. Die US-amerikanische NGO Environmental
Investigation Agency (EIA) hatten im Oktober 2015 einen Bericht
präsentiert, nach dem Holzindustrie Schweighofer verdächtigt wird,
einer der größten Treiber für illegalen Holzeinschlag in Rumänien zu
sein. Der Bericht weist darauf hin, dass 50 Prozent des
Holzeinschlags in Rumänien aus illegalen Quellen stammen. Illegal
geschlägertes Holz im Wert von fünf Milliarden Euro stammt allein aus
rumänischen Wäldern. Schweighofer besitzt drei Sägewerke und zwei
Fabriken in Rumänien und setzt dabei 465 Millionen Euro jährlich um.
Auf Basis des Berichts erstattete der WWF im November 2015 Anzeige
bei der zuständigen Behörde in Österreich. Diese lehnte die
Bearbeitung aber aus formellen Gründen ab – nach Ansicht des WWF zu
Unrecht. Aber auch andere NGOs, wie Global Witness und Greenpeace,
haben Berichte zu illegalem Holz in der EU vorgelegt, die bis heute
noch zu keiner Verurteilung geführt haben. „Trotz vielfältiger
Recherchen, Berichte und Anzeigen verschiedener NGOs zu illegalem
Holz in der EU, waren die Mitgliedsstaaten offensichtlich bisher
weder in der Lage illegales Holz innerhalb der EU abzustellen, noch
den Fall Schweighofer auf Basis der EUTR zu untersuchen. Diese
Situation kann weder die Urwälder außerhalb der EU schützen und
offensichtlich auch nicht einmal die Naturwälder innerhalb der EU
bewahren”, so WWF-Waldexperte Johannes Zahnen.
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