- 09.02.2016, 08:30:01
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Psychotherapie wird erschwinglich – aber nur für manche Versicherte
Wien (OTS) - Psychische Erkrankungen am Vormarsch. Nach Beamten und
Eisenbahnern erhalten nun auch Bauern von ihrer Sozialversicherung
einen erhöhten Zuschuss für Psychotherapie. Wer jedoch bei einer
Gebietskrankenkasse versichert ist, erhält nur 21,80 Euro.
Psychische Erkrankungen sind längst eine Volkskrankheit
Über 900.000 Menschen jährlich nehmen in Österreich Psychopharmaka.
Der Anstieg psychischer Leiden zeigt sich in allen Bereichen der
Statistik, egal ob bei Krankenständen (Verdreifachung seit 1996) oder
Frühpensionen (bereits 50 % der Neuzuerkennungen). „Wir haben es hier
nicht mehr mit einem Randphänomen zu tun“ warnt Peter Stippl,
Präsident des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie.
„Die Finanzierung für Psychotherapie wurde aber seit 24 Jahren nicht
angepasst – das rächt sich jetzt“.
Auch Sozialversicherung der Bauern erhöht Zuschuss auf 50 Euro
Die Sozialversicherungsanstalt der Bauern erhöhte für ihre 225.000
Anspruchsberechtigten mit 1. Jänner 2016 den Zuschuss für
Psychotherapie auf 50 Euro. „Das steigert natürlich die
Erwartungshaltung, dass die Gebietskrankenkassen nachziehen“, zeigt
sich Peter Stippl über diese Entwicklung erfreut. Denn auch die
Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter (BVA, 800.000
Anspruchsberechtigte) leistet bereits seit 2014 einen Zuschuss von 40
Euro und die Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau zahlt
28 Euro.
Gebietskrankenkassen: Seit 1992 nur 21,80 Euro Zuschuss
Die Gebietskrankenkassen leisten einen Zuschuss von 21,80 Euro.
Dieser wurde seit 1992 nicht angepasst. „Die Zuschusshöhe entscheidet
für viele Menschen darüber, ob Psychotherapie leistbar ist“,
erläutert Stippl. Durch einen niedrigen Zuschuss werden vor allem
sozial schwache Gruppen, wie Alleinerziehende benachteiligt.
Es gibt zwar bei jeder Sozialversicherung vollfinanzierte
Sachleistungsplätze, die Wartezeiten betragen jedoch bis zu 6 Monaten
und die Anzahl der Plätze ist stark beschränkt. Somit können jährlich
nur rund 30.000 Personen auf diese Weise versorgt werden.
Mindestens 40 Euro Zuschuss für alle Versicherten
„40 Euro sollte das Minimum für alle Kassen sein“, fordert Stippl.
„Wir müssen endlich wirklich gegensteuern und das für alle
Versicherten. Wie viel Psychotherapie kostet, darf nicht wie
Lottospielen sein – je nach Sozialversicherung hat man Glück oder
Pech“, ist Stippl überzeugt.
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