- 27.01.2016, 17:50:30
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NEOS kritisieren Frühpensionierungen bei der Post
Nationalrat debattiert über Maßnahmen für ältere ArbeitnehmerInnen
Utl.: Nationalrat debattiert über Maßnahmen für ältere
 ArbeitnehmerInnen =
Wien (PK) - Äußerst unzufrieden zeigten sich die NEOS mit einer 
 Anfragebeantwortung durch den Finanzminister zum Thema 
 Frühpensionierungen bei der Post. Aus diesem Grund verlangten sie in 
 der heutigen Nationalratssitzung die Durchführung einer Kurzdebatte. 
 Da sich seit dem Jahr 2008 die Ruhestandsversetzungen, die den 
 SteuerzahlerInnen hohe Kosten verursachen, enorm gesteigert haben, 
 warf Gerald Loacker dem Minister Schelling vor, seiner 
 Aufsichtspflicht nicht im gebührenden Maße nachzukommen. Es sei auch 
 nicht einzusehen, dass die Allgemeinheit die Pensionskosten der Post 
 zu tragen hat, während private AktionärInnen von den "fetten 
 Dividenden" profitieren.
Loacker: Pensionssonderregelungen gehören auf den Schrottplatz
Die Ankündigung der Österreichischen Post AG im vorigen Jahr, 
 vermehrt MitarbeiterInnen über 50 Jahre frühzeitig in den Ruhestand 
 versetzen zu wollen, sei nicht nur eine Zumutung gegenüber den 
 SteuerzahlerInnen, sondern vor allem gegenüber all jenen Menschen, 
 die normale, privatwirtschaftliche Dienstverhältnisse haben, 
 unterstrich Gerald Loacker. Dies bedeute nämlich, dass die Post ihre 
 Personalkosten der Allgemeinheit umhängen will. Auch wenn die 
 rechtliche Situation eine andere ist, so zeige sich ein ähnliches 
 Denken nun bei der Bank Austria, die ebenfalls versuche, sich ihrer 
 Pensionsverpflichtungen zu entledigen.
Loacker kritisierte zudem, dass sich die Post nicht an die Regeln des 
 Beamtendienstrechts gehalten hat. Diese Tatsache wird u.a. durch 
 mittlerweile 20 Erkenntnisse des Bundesverwaltungsgerichtshofs 
 belegt. Darin wird den betroffenen MitarbeiterInnen bestätigt, dass 
 sie zu Unrecht in den Ruhestand versetzt worden sind. Loacker war 
 überzeugt davon, dass die Dunkelziffer noch viel höher liegt, da 
 nicht alle den Rechtsweg beschreiten wollen. Aus all diesen Gründen 
 haben die NEOS eine Anfrage an den Finanzminister gerichtet, dessen 
 Beantwortung aber mehr als lückenhaft war und nur als "Märchenstunde" 
 bezeichnet werden kann. Das einzig Neue, das man daraus entnehmen 
 konnte, war die Höhe der Kosten, die das ganze Spektakel kostet, 
 nämlich 90 Mio. €, so Loacker.
Interessant sei auch die Tatsache, dass ab 2008 die 
 Ruhestandsversetzungen innerhalb von acht Jahren um 250 % zugenommen 
 haben. Bis zu diesem Zeitpunkt musste nämlich das Finanzministerium 
 diesen Maßnahmen zustimmen, informierte Loacker, ab 2009 war dies 
 nicht mehr notwendig. Wenn jemand in einen normal versicherten 
 Dienstverhältnis glaubt, er sei berufsunfähig oder invalide, dann 
 gebe es nicht nur ein kompliziertes Verfahren, sondern er müsse auch 
 alle möglichen Tätigkeiten am Arbeitsmarkt annehmen. Davon seien die 
 BeamtInnen im allgemeinen, die nur innerhalb der Dienststelle 
 versetzt werden können, aber ausgenommen. Eine Harmonisierung des 
 Beamtenpensionsrechts sei daher dringend notwendig, forderte Loacker, 
 dies werde von der ÖVP aber immer wieder verhindert.
Generelle Debatte über die Probleme älterer ArbeitnehmerInnen
Abgeordneter Christoph Matznetter (S) gab zu bedenken, dass vor allem 
 bei großen, börsenorientierten Unternehmen beobachtet werden kann, 
 dass sie verstärkt dem Druck der Börse nachgeben und versuchen, 
 ältere ArbeitnehmerInnen los zu werden. Dies verursacht nicht nur 
 Kosten für die SteuerzahlerInnen, sondern bedingt meistens auch ein 
 schlechteres Service, da viel Know-how verloren geht. Gerade auch 
 wegen der steigenden Altersarbeitslosigkeit müssen entsprechende 
 Modelle entwickelt werden, forderte Matznetter, der kritisierte, dass 
 ältere ArbeitnehmerInnen oft wie Aussätzige behandelt werden. Was die 
 konkrete Anfrage der NEOS betrifft, so solle man bedenken, dass alle 
 Anträge durch die PVA geprüft werden; er glaube nicht, dass mit 
 unterschiedlichen Maßstäben gemessen wird.
Beatrix Karl (V) hob die Bedeutung der Anhebung des faktischen 
 Pensionsantrittsalters hervor. Wenn auch bereits erste Erfolge 
 erzielt werden konnten, müssen noch weitere Schritte gesetzt werden, 
 war die Rednerin überzeugt. Als Beispiel führte sie die Einführung 
 eines Teilkrankenstands an. Gleichzeitig müssen auf Unternehmensebene 
 Maßnahmen ergriffen werden, um die Beschäftigten länger im 
 Erwerbsleben zu halten. Aus der Anfragebeantwortung könne man 
 erkennen, dass gerade die Post durchaus bemüht ist, in moderne 
 Betriebsmittel und Gesundheitsförderungsprogramme zu investieren.
Gerhard Deimek (F) hielt die Debatte über die Anfragebeantwortung für 
 sehr wichtig, weil es nicht nur um ein Einzelphänomen geht. Ähnliche 
 Vorgänge konnte man etwa auch bei der Telekom, bei etlichen Banken, 
 bei zahlreichen Privatbetrieben oder - einem großen Ausmaß - bei der 
 ÖBB beobachten.
Schelling verweist auf begrenzte Einflussmöglichkeiten und 
 Initiativen für ältere ArbeitnehmerInnen
Die Bundesregierung befasse sich intensiv mit den Problemen älterer 
 ArbeitnehmerInnen und habe diesbezüglich auch schon zahlreiche 
 Initiativen gesetzt, erklärte Finanzminister Hans Jörg Schelling. So 
 werden etwa in den Jahren 2015 und 2016 zusätzlich jeweils 250 Mio. € 
 für diesen Bereich zur Verfügung gestellt. Auch das Bonus-Malus-
 System befinde sich schon in der Umsetzung. Was die konkrete Anfrage 
 betrifft, so habe das Finanzministerium nur begrenzte 
 Einflussmöglichkeiten, da sein Ressort lediglich als 
 Auszahlungsstelle fungiere. Außerdem gelte im vorliegenden Fall das 
 Beamtendienstrecht, das aufgrund der Pragmatisierungen und des 
 strengen Versetzungsschutzes wenig Spielräume biete. Da es sich bei 
 der Post AG um ein börsenorientiertes Unternehmen handelt, sind die 
 entsprechenden Organe für die wirtschaftlichen und personellen 
 Entscheidungen zuständig. Aufgrund der derzeitigen gesetzlichen 
 Grundlagen könne er auch nicht auf Einzelfälle eingehen. Die Post sei 
 jedenfalls ein sehr wichtiger Arbeitgeber, unterstrich Schelling, 35 
 % aller MitarbeiterInnen sind zudem älter als 50 Jahre. Was die Bank 
 Austria betrifft, so gehe er unter Berücksichtigung der geltenden 
 Gesetzeslage nicht davon aus, dass so einfach über 3.000 
 MitarbeiterInnen ins staatliche Pensionssystem zu Lasten der 
 SteuerzahlerInnen übertragen werden können.
Judith Schwentner (G) hielt dem Finanzminister entgegen, dass es sehr 
 wohl erlaubt sein müsse, im Parlament über über jahrelange Missstände 
 und schlechtes Management bei der Post, die mehrheitlich dem Staat 
 Österreich gehört, zu diskutieren. Nach der Privatisierung durch die 
 schwarz-blaue Regierung haben sich die Arbeitsbedingungen massiv 
 verschlechtert, urteilte die Rednerin, auch darauf müsse man vermehrt 
 schauen. Sie appellierte daher an die Minister, entsprechende 
 Anfragen ernst zu nehmen und ausführlich zu beantworten.
NEOS-Vertreterin Claudia Angela Gamon vermisste grundlegende Reformen 
 im Pensionswesen und trat für eine Vereinheitlichung der Systeme ein. 
 Es könne nicht angehen, dass fitte, ältere ArbeitnehmerInnen, die 
 noch gerne im Job geblieben wären, in die Zwangspension geschickt 
 werden. Wenn Regelungen im Beamtendienstrecht als problematisch 
 erkannt werden, dann sollten diese auch rasch geändert werden, 
 forderte Gamon. Statt einer Obergrenze für Flüchtlinge hätte sie 
 lieber eine für politische Untätigkeit, für Reformverschleppung oder 
 fürs Schuldenmachen.
Auch Waltraud Dietrich vom Team Stronach plädierte für ein 
 einheitliches Pensionssystem, das statt zahlreicher Privilegien eine 
 Gleichbehandlung für alle bringt. Im Fall der Post müsse man die 
 Fehler früherer Regierungen ausbaden, da einerseits zwar eine 
 Privatisierung durchgeführt wurde, andererseits aber auch die alten 
 Verträge beibehalten wurden. Generell sei die Arbeitssituation vieler 
 MitarbeiterInnen aber sehr schwierig, die oft unter einem enormen 
 Zeitdruck arbeiten müssen. (Fortsetzung Nationalrat) sue
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