Wien (OTS) - Die heuer zum 18. Mal vergebenen „Radiopreise der
Erwachsenenbildung“ gehen an Irene Suchy, Hans-Georg Nicklaus, Ernst
Weber, Ina Zwerger und Matthias Däuble von Ö1 und Natalie Brunner,
Mahdi Rahimi, Ole Weinreich und Stefan Trischler von FM4. Die
Preisverleihung findet heute, 20. Jänner, um 18.30 Uhr im Wiener
ORF-RadioKulturhaus statt, die Preisrede hält die Schriftstellerin
Teresa Präauer.
„Dass auch heuer wieder zahlreiche Radiosendungen des ORF
ausgezeichnet werden, ist Beweis für die hohe journalistische
Qualität und die professionelle Arbeit der ORF-Radiojournalistinnen
und -journalisten. Das ausgezeichnete Abschneiden der ORF-Radios beim
Radiopreis der Erwachsenenbildung zeigt, dass exzellente Radioarbeit
breite öffentliche Anerkennung findet.“ gratuliert ORF-Radiodirektor
Karl Amon den Preisträgern.
In der Sparte „Information“ geht die Auszeichnung an Ernst Weber
für den Beitrag „Intersex: Ein Leben zwischen den Geschlechtern“,
ausgestrahlt in der Ö1-Reihe „Moment – leben heute“. Bei etwa 25 von
80.000 Geburten kann den Babys kein eindeutiges Geschlecht zugeordnet
werden. Die Diagnose „Intersex“ wird von Medizinern als
Sexualdifferenzierungsstörung bezeichnet. Die Sendung arbeitet ein
heikles, tabuisiertes Thema umfassend auf. Interviewpartner sprechen
offen über intime Details ihrer Persönlichkeit und
Geschlechtsproblematik – sie werden gefühlvoll porträtiert und die
Anliegen intersexueller Menschen auf Unversehrtheit des Körpers und
Schutz ihrer Identität und Würde so einer breiten Öffentlichkeit
bekannt gemacht.
In der Sparte „Bildung/Wissenschaft“ geht der nach dem ORF-Kurator
und Erwachsenenbildner Eduard Ploier benannte Spartenpreis an Ina
Zwerger für „Wenn Erwachsene lesen und schreiben lernen“, ein
„Radiokolleg“ über Bildungsbenachteiligung in Österreich. In
Österreich haben fast eine Million Erwachsene große Probleme mit dem
Lesen und Schreiben. 17,1 Prozent der 16- bis 65-Jährigen verfügen
nur über rudimentäre Lesekompetenzen und sind dadurch in Beruf und
Alltag benachteiligt. Zu diesen Ergebnissen kommt die so genannten
PIAAC -Erhebung, die von der OECD durchgeführt und in Österreich 2013
veröffentlicht wurde. Der „Pisa-Test für Erwachsene“ stellt auch
fest, dass in Österreich vor allem die Altersgruppe der 55- bis
65-Jährigen besonders betroffen ist, beinahe jeder Vierte hat
mangelhafte Lese- bzw. Schreibfähigkeiten. In einer durch Schrift und
Vorschriften geprägten Welt stoßen Menschen mit geringen
Schriftsprachkompetenzen schnell an ihre Grenzen, ob im Berufsleben,
bei Ämtern, im Verkehr, beim Einkaufen oder im Familienleben. Ina
Zwerger suchte Antworten, warum so viele Menschen neun Jahre umsonst
die Pflichtschule besucht haben und warum Bildungsbenachteiligung
nicht nur - aber meist schon - eine soziale Frage ist.
In der Sparte „Kultur“ geht der „Radiopreis“ an Irene Suchy und
Hans-Georg Nicklaus für die monatliche Sendung „Intrada Exkurs: Musik
– Markt – Medien“. Dieses Magazin mit Musik, Reportagen, Interviews,
Studiogesprächen, Buchrezensionen und einem Musiklexikon widmet sich
seit dem Jahr 2007 explizit dem Musikleben, der Musikszene, den
Fragen nach Wertschöpfung und Musikmedien, nach Organisation,
Produktion und Distribution von Musik.
In der Sparte „Sendereihen“ geht die Auszeichnung an die Ö1-Reihe
„Help“. Den Preis dafür erhält Matthias Däuble stellvertretend für
die Redaktion. Die Radio-Verbrauchersendung „help – das
Konsumentenmagazin“ feierte 2015 ihr 40-jähriges Jubiläum. Die
„help“-Redaktion war die erste Konsumentenredaktion des ORF. Die
Serviceredaktion steht in direktem Kontakt mit dem Publikum, jede
Woche erreichen die Redaktion dutzende Anfragen zu großen und kleinen
Verbraucherproblemen. Viele Themenbereiche wie Streitigkeiten mit
Banken und Versicherungen oder Probleme mit Hausverwaltungen und
Vermietern sind auch nach vier Jahrzehnten ungebrochen aktuell. Dazu
kamen die Nebenwirkungen der vernetzten Gesellschaft. Wie lange das
neue Smartphone hält ist inzwischen genauso relevant, wie die Menge
und die Art der Daten, die es über seiner Besitzerinnen und Besitzer
sammelt. Software ist allgegenwärtig, und damit die
Endnutzerverträge, die Verbraucherinnen und Verbraucher in neue
Abhängigkeitsverhältnisse mit globalen Konzernen bringen. Der
grenzenlose (Online-)Handel hat Fragen der Garantie und
Gewährleistung zu einem europäischen Problem werden lassen,
Klimaschutz ist längst eine Konsumentenangelegenheit.
Die Sparte „Kurzsendungen“ gewinnt der „HipHop-Lesekreis“ von FM4.
Seit mehr als zwei Jahren wird im „HipHop Lesekreis“ fast wöchentlich
über aktuelle HipHop-Songs gesprochen, die hierzulande kaum
inhaltlich wahrgenommen werden. Das Redaktionsteam Natalie Brunner,
Mahdi Rahimi, Ole Weinreich und Stefan Trischler entschlüsselt die
verschiedenen US-Slangbegriffe und versucht zu ergründen, was hinter
verschiedenen Metaphern steckt. Zusätzlich zum Radiobeitrag gibt es
immer auch einen Online-Artikel, der noch mehr Kontext und
Querverweise zu den jeweiligen Künstler/innen und ihren Songs
liefert. Denn: Gute HipHop-Lyrics können tatsächlich auch als „Lyrik“
gelesen werden.
Eine aus elf Personen bestehende Jury - acht
Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner sowie drei
Journalistinnen und Journalisten - hat am 18. November 2015 zum 18.
Mal den „Radiopreis der Erwachsenenbildung“ vergeben. Eingereicht
wurden 85 Produktionen, 38 vom ORF und 47 von acht freien und
privaten Radiosendern. Der Preis wird von vier österreichweit tätigen
Verbänden der Erwachsenenbildung - der ARGE Bildungshäuser, dem
Büchereiverband, dem Volkshochschulverband und dem WIFI -
gestiftet.(ih)
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