• 12.01.2016, 11:10:19
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WK Wien präsentiert 5-Punkte-Themenplan für Industriestandort Wien

Betriebsflächen schwinden, Konjunktur schwach, Standort verliert zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit – Sparte Industrie der WK Wien mit Maßnahmenpaket für Industriestandort

Utl.: Betriebsflächen schwinden, Konjunktur schwach, Standort
verliert zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit – Sparte Industrie
der WK Wien mit Maßnahmenpaket für Industriestandort =

Wien (OTS) - Der Industriestandort Wien steht seit Jahren unter
Dauerdruck. Die Unternehmen beklagen die kommunale
Bürokratiemaschinerie, hohe Gebühren- und Abgaben sowie die
Versäumnisse der Stadtplanung gegenüber Industriezonen. So sind in
den letzten 20 Jahren die Wiener Industriebetriebsflächen um 21
Prozent geschrumpft. In den letzten Jahren beschleunigte sich dieser
Prozess. „Die Betriebe haben kein Verständnis für diese
wirtschaftsfeindliche Belastungspolitik. Rund 200.000 Arbeitsplätze,
die internationale Wettbewerbsfähigkeit und der
Hochtechnologiestandort Wien stehen auf dem Spiel, wenn die
Rahmenbedingungen für die industriellen Produktionsbetriebe nicht
endlich verbessert werden“, sagt Stefan Ehrlich-Adám, CEO der EVVA
Sicherheitstechnologie-GmbH und Spartenobmann Industrie der
Wirtschaftskammer Wien.

Ulrike Baumgartner-Gabitzer, Vorsitzende des Vorstandes der Austria
Power Grid AG und stv. Obfrau der Sparte Industrie in der WK Wien,
ergänzt: „Wir haben in Wien rund 560 Landesgesetze und Verordnungen
mit rund 9000 Paragraphen zu beachten. Bundesgesetze, EU-Richtlinien,
nationale und internationale Normen sind dabei gar nicht
berücksichtigt. Es ist dringend an der Zeit anzupacken, statt mit
überzogener Bürokratie Zeit zu verschwenden.“

Richard A. Kwizda, Geschäftsführer des Pharmakonzerns Kwizda Pharma
GmbH und stv. Obmann der Sparte Industrie in der WK Wien, sieht die
Industrie in Wien am Scheideweg: „Investitionen in der Höhe von einer
halben Milliarde Euro und 400 neue Arbeitsplätze bei Boehringer in
Wien im Pharma-Forschungsbereich sind ein sehr positives Zeichen.
Aber zugleich verabschieden sich dutzende Firmen aus Wien – unter
Ihnen Flaggschiffe wie Niemetz.“

Im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierte die Sparte Industrie
deshalb heute ihre Anliegen für eine starke Wiener Industrie und
damit für eine positive Wende am Industriestandort Wien. Rund 50
Unternehmerinnen und Unternehmer haben aktiv am Arbeitsprogramm
mitgearbeitet.

Standort und Infrastruktur
• Wien als Produktionsstandort international bewerben und
positionieren
• Ausbau der Wiener Exportförderung, denn eine Mio. Euro an
Exportförderung löst Exporte im Wert von 55 Mio. Euro aus. Wien
rangiert nur noch an 4. Stelle beim Exportvolumen.
• Lösungsorientierte und wirtschaftsfreundliche Verwaltung schaffen
• z.B.: Gebrauchsabgabegesetz radikal beschneiden, Vorschriften der
Bauordnung kürzen, öffentliches Ausschreibungswesen vereinfachen
• Betriebliche Aufzeichnungspflichten auf sinnvolles Maß reduzieren
• Generell soll in der Verwaltung gelten: Beraten statt Bestrafen!
• Umwidmungsstopp für bestehende Industrieflächen und Reservierung
freier Betriebsfläche für Industrienutzung (inklusive der nötigen
Pufferzonen zwischen Industrie- und Wohngebieten).
• Bessere Erschließung von Gewerbe- und Industriegebieten durch
öffentlichen Verkehr und Breitbandausbau.
• Vienna Silicon Valley: Ausbau der Technischen Universität nach
Vorbild des WU-Campus zu einem modernen TU-Campus mit Platz für
Thinktanks, Spinoffs und Start-ups.

Technologie und Innovation
• Harmonisierung von Bundes- und Landesförderstellen zur Senkung von
Verwaltungskosten und Steigerung der Effektivität der Fördermittel.
Derzeit ist einmal nach Stunden, bei der nächsten Förderstelle nach
Tagen, einmal in Excel, einmal in Word zu erfassen.
• Stärkung der urbanen Industrieleistung durch internationale
Themenführerschaft. Eine Großstadt wie Wien braucht Industrie für
Wachstum und Wohlstand, denn das Bevölkerungswachstum und damit
einhergehend die Notwendigkeit, auch die nötige Anzahl an
Arbeitsplätzen zu schaffen, geht weiter.
• Unternehmensgründungen im produzierenden Bereich müssen gezielt
unterstützt werden.
• Ähnlich wie im Life-Sciences-Bereich müssen wir weitere Themen
finden, mit denen wir international in Führung gehen können. Eine
Idee für ein solches Leuchtturmprojekt könnte lauten, eine neue
zukunftsgerichtete Energiestrategie für Wien zu erarbeiten. Die Stadt
soll zum internationalen Themenführer werden und den
Wirtschaftsstandort somit in einem zukunftsträchtigen Bereich
positionieren.

Energie und Klimaschutz
• Wiener Energiestrategie: Das aktuelle Energiekonzept der Stadt Wien
stammt im Kern aus dem Jahr 1998. Durch eine neu konzipierte und
„smarte“ Energiestrategie sollen die Risiken von
Versorgungsunterbrechungen und -schwankungen minimiert und die
höchstmögliche Sicherheit hergestellt werden. Zugleich sollen
verschiedenste Maßnahmen und Programme die Verfügbarkeit von
kostengünstiger Energie für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft in Wien
forcieren. Die Strategie muss mehr als „smart“ sein.
• Energieinfrastruktur mit Bevölkerungswachstum in Einklang bringen:
Mehr Bevölkerung bedeutet auch mehr Energiebedarf, die langfristige
Versorgungssicherheit ist ein Standortthema – für Wien, Österreich
und ganz Europa.
• Belastung bei Energiekosten einbremsen: Die reinen Strom- und
Gaspreise sinken seit Jahren, die Gesamtkosten bleiben jedoch gleich,
da Steuern und Abgaben kontinuierlich steigen.
• Kein „Golden Plating“ bei Umweltgesetzen: EU-Bestimmungen dürfen
nicht im Alleingang mit nationalen Verordnungen verschärft werden,
ansonsten verlieren wir Wettbewerbsfähigkeit.

Bildung und Arbeit
• Fachkräftemangel entgegensteuern: 2015 konnten 23 Prozent der
Wiener Lehrbetriebe ihre offenen Lehrstellen nicht besetzen.
Einerseits ist das Ausbildungsniveau der Bewerberinnen und Bewerber
zu niedrig, andererseits das Interesse am Absolvieren einer Lehre zu
gering.
• Mehr Wirtschaft in die Schulen bringen: Damit zukünftige
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Wirtschaftszusammenhänge verstehen
und danach handeln, müssen sie es vorher lernen. Schulen und
Lehrkräfte sind gefordert.
• Bildungsschwerpunkte MINT-Fächer, Wirtschaft und Fremdsprachen: der
frühzeitige Kontakt zu Naturwissenschaften motiviert Schülerinnen und
Schüler, später einen technischen Beruf zu erlernen. Ein weiterer
wichtiger Bildungsschwerpunkt in der globalisierten Welt sind
Fremdsprachenkenntnisse.

Steuern und Abgaben
• Nachbarregionen berücksichtigen: Die Anpassung der Wiener Gebühren
an die der benachbarten Regionen kann Wettbewerbsnachteile und das
Abwandern von Betrieben verhindern.
• Transparente Kostenrechnung bei Gebühren: Eine nachvollziehbare
Kostenrechnung und deren regelmäßige Evaluierung sollten die Basis
für alle Gebühren sein. Entsprechende Reformvorschläge des
Bundesrechnungshofes und des Stadtrechnungshofes liegen vor und
könnten einfach implementiert werden. Dann wäre Wien einen Schritt
näher am Ziel, eine effiziente und damit die beste Verwaltung zu
haben.
• Kommunalsteuer als Basis für den Bezirksfinanzausgleich: Die
Bezirksverwaltungen sollten sich für den Verbleib ansässiger Betriebe
und für die Ansiedlung weiterer Unternehmen einsetzen. Dies wollen
wir erreichen, indem das Kommunalsteueraufkommen und somit die Zahl
der Arbeitsplätze im Bezirk die entscheidende Größe für die Bemessung
des Bezirksbudgets wird.

Dass die Zeit für Maßnahmen drängt, zeigt ein Blick in die Statistik:
In den letzten Jahren haben 16 Prozent der Industrieunternehmen
Betriebsteile an einen anderen Standort außerhalb Wiens verlagert.
Zudem können sich einige Industriebetriebe eine Abwanderung aus der
Bundeshauptstadt in nächster Zeit konkret vorstellen. „Die Politik
muss jetzt rasch reagieren. Wir unterstützen alle Maßnahmen, um Wien
als interessanten Standort für die Industrie zu positionieren“, sagt
Ehrlich-Adám.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | WHK

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