• 16.11.2015, 12:10:54
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LR Schwarz zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November

"Wichtig, dass wir Stellen haben, wo Frauen hingehen können"

Utl.: "Wichtig, dass wir Stellen haben, wo Frauen hingehen können" =

St. Pölten (OTS/NLK) - Am 25. November wird weltweit der
„Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“ begangen. Dieser bildet
den Auftakt zur jährlichen Kampagne „16 Tage gegen Gewalt“, die am
10. Dezember – am Internationalen Tag der Menschenrechte – endet.
Über das Thema „Gewalt an Frauen“ informierten heute
Frauen-Landesrätin Mag. Barbara Schwarz und Elisabeth Cinatl,
Sprecherin der Frauenberatungsstellen Niederösterreich, in der
Frauenberatung Mostviertel in Amstetten.

Das Thema Gewalt an Frauen sei nach wie vor sehr aktuell, so
Landesrätin Schwarz, die betonte: „Es ist ein Menschenrecht und somit
auch ein Recht jeder Frau, anständig behandelt zu werden und nicht
Gewalt ausgesetzt zu sein.“ Man nehme diesen Tag zum Anlass, um auch
darauf aufmerksam zu machen, „dass Gewalt gegen Frauen auch in
unserer unmittelbaren Umgebung passiert“. „Sie findet oft in den
eigenen vier Wänden statt“, so Schwarz, die betonte, dass es für
betroffene Frauen oft schwierig sei, aus der Gewaltspirale
herauszufinden, da es mit sehr viel Scham verbunden sei, sich
jemanden anzuvertrauen und weil die Angst vor weiterer Gewalt oft zu
groß sei.

„Auch psychische Gewalt ist Gewalt“, betonte Schwarz, dass neben der
sexuellen und körperlichen Gewalt auch Verhalten massiv verletzen
könne. Daher sei es wichtig, dass Frauen, die Unterstützung brauchen,
diese rasch und unbürokratisch bekommen und sich Frauen und ihre
Kinder nicht allein gelassen fühlen. „Gewalttätigkeit in der
Partnerschaft und im sozialen Nahraum kennt keine kulturellen und
religiösen Grenzen, sie zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten
und Altersgruppen“, so die Landesrätin. Mehr Gewalt gebe es bei
unsicheren Lebensbedingungen, aber Gewalt sei überall möglich, auch
in stabilen Verhältnissen, sogenannten „Bilderbuchfamilien“.

Laut einer europaweiten Studie betreffend Gewalt an Frauen von der
Agentur der Europäischen Union für Grundrechte, bei der 42.000 Frauen
aus 28 EU-Staaten befragt worden seien, sei jede dritte Frau in der
EU seit ihrem 15. Lebensjahr von physischer und/oder sexueller Gewalt
betroffen gewesen, jede 20. Frau habe angegeben, schon einmal
vergewaltigt worden zu sein. In Österreich sei jede fünfte Frau von
körperlicher und/oder sexueller Gewalt bedroht, 15 Prozent der Frauen
erlebten Stalking und 35 Prozent der Frauen hätten bereits eine Form
der sexuellen Belästigung erlebt. Diese Zahlen zeigten, „wie wichtig
es ist, dass wir Stellen habe, wie die Frauenberatungsstellen, wo
Frauen hingehen können“, so Schwarz.

Neben der Soforthilfe für betroffene Frauen brauche es auch
Präventivmaßnahmen wie eine Qualifizierung im Gesundheitsbereich, so
die Landesrätin. Vor rund 15 Jahren habe man daher das Projekt
„Gewalt gegen Frauen – Auswirkungen auf das Gesundheitswesen“
gestartet und Informations- und Schulungsmaßnahmen entwickelt. Bisher
seien rund 5.700 Menschen aus dem Gesundheitswesen, der Exekutive,
etc. geschult worden. Nächster Schritt sei nun „die Aufnahme des
Themas in die Gesundheits- und Krankenpflege“. Es brauche eine
verpflichtende Fortbildung für Ärztinnen und Ärzte und die Aufnahme
von häuslicher Gewalt in das Curriculum für den Gesundheits- und
Krankenpflegebereich.

Die Sprecherin der Frauenberatungsstellen in Niederösterreich,
Cinatl, sagte, dass man für das Thema Gewalt gegen Frauen
sensibilisieren und dazu eine klare Stellung einnehmen müsse. Die von
Landesrätin Schwarz angesprochene EU-Studie bedeute auf
Niederösterreich umlegt, dass von den 670.000 in Niederösterreich
lebenden Frauen 134.000 von physischer und/oder sexueller Gewalt
betroffen gewesen seien. 2.763 Frauen seien in den
Frauenberatungsstellen in Beratung. „Ich bin froh über jede Frau, die
zu uns kommt, denn das heißt, sie unterbricht die Gewaltdynamik“, so
Cinatl.

Die Wahrnehmung von Frauen, die Gewalt erleben, sei oft verzerrt, sie
könnten das, was ihnen passiere, nicht mehr als Gewalt bezeichnen.
Zudem würden Faktoren wie ökonomische Abhängigkeit dazu führen, dass
man sich vom gewalttätigen Partner nicht trenne. Ein wichtiges Thema
sei auch jenes, wie in den Medien über Gewalt berichtet werde.
„Gewalt ist kein Streit“, hier müsse klar differenziert werden, so
Cinatl. Zur Rechtfertigung des Täters, dass er mit Gewalt auf eine
Provokation reagiert habe, sagte Cinatl: „Die Verantwortung für
Gewalt liegt bei den Personen, die sie ausüben.“

„Gewalt ist ein öffentliches Thema“, es sei nicht privat, daher habe
sich auch der Staat einzumischen, so Cinatl. „Niemand bleibt gerne in
einer Gewaltbeziehung“, betonte die Sprecherin der
Frauenberatungsstellen, dass es ein Mythos sei, dass Frauen, die
misshandelt werden, das wollten, weil sie sonst weggehen würden. Es
sei keine Ausrede für einen erwachsenen Mann, dass er eine Frau
schlage, weil er selbst in der Kindheit Gewalt erlebt habe. Alkohol
sei keine Ursache von Gewalt, die Hemmschwelle werde dadurch nur
niedriger. Man müsse Frauen unterstützen, ihre Wahrnehmung wieder
zurechtzurücken, so Cinatl.

Nähere Informationen: Büro LR Schwarz, Mag. (FH) Dieter Kraus,
Telefon 02742/9005-12655, e-mail dieter.kraus@noel.gv.at,
www.gewaltgegenfrauen.at

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