Beschneidung legaler Einreisemöglichkeiten führt zu mehr Schlepperei und gefährlicheren Fluchtrouten
Utl.: Beschneidung legaler Einreisemöglichkeiten führt zu mehr
Schlepperei und gefährlicheren Fluchtrouten =
Wien (OTS) - Das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR spricht sich
gegen die geplanten Einschränkungen bei der Familienzusammenführung
von Flüchtlingen und subsidiär Schutzberechtigten aus.
Vor allem für subsidiär Schutzberechtigte sieht der Gesetzesentwurf
starke Einschnitte vor. So sollen sie Ehepartner, minderjährige
Kinder oder - wenn sie noch minderjährig sind - ihre Eltern erst nach
einer Frist von drei Jahren nachholen können. Zusätzlich müssen
Erwachsene ein für die Betroffenen überdurchschnittlich hohes
Einkommen, ausreichend Wohnraum und eine Versicherung nachweisen.
Auch bei anerkannten Flüchtlingen ist UNHCR besorgt, dass die
geplanten Änderungen zu Problemen führen könnten. Hier sieht der
Gesetzesentwurf vor, dass Familienangehörige innerhalb von drei
Monaten einen Antrag bei einer österreichischen Botschaft stellen
müssen. Auch das kann zu Härtefällen führen, wenn z.B. eine Reise zur
Botschaft nicht rechtzeitig möglich ist oder sich Familien durch
Krieg und Konflikt erst nach längerer Zeit wiederfinden.
"UNHCR befürchtet, dass durch die geplanten Einschnitte Familien für
viele Jahre oder auch für immer auseinandergerissen werden", so
Christoph Pinter, Leiter von UNHCR Österreich.
Die Trennung von der Familie bedeutet nicht nur persönliches Leid für
die Betroffenen, sondern wirkt sich auch negativ auf deren
Integration aus. UNHCR-Studien belegen, dass es für jene
Schutzberechtigten, die von ihrer Familie getrennt sind, weitaus
schwieriger ist, die Sprache zu lernen, einen Job zu finden und auf
eigenen Füßen zu stehen.
Außerdem sieht UNHCR durch die geplanten Regelungen die große Gefahr,
dass vor allem Frauen und Kinder, die momentan häufig über die
Familienzusammenführung sicher nach Österreich kommen können,
vermehrt lebensgefährliche Fluchtrouten wählen werden.
"Wenn die legalen Wege verschlossen werden, werden sich die Menschen
Schleppern anvertrauen und noch größere Risiken als bisher eingehen,
um zu ihrer Familie zu gelangen und ein gemeinsames Leben in
Sicherheit zu führen", so Pinter.
Die geplante Einschränkung steht im Gegensatz zu den Vorschlägen von
UNHCR. Aus Sicht von UNHCR wäre vielmehr eine Erweiterung der
Familienzusammenführung ein geeignetes Instrument, um legale
Einreisemöglichkeiten zu schaffen und irreguläre, gefährliche
Fluchtrouten einzudämmen.
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