• 01.11.2015, 11:10:01
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Ex-ÖSV-Trainer Alexander Pointner in Ö3-"Frühstück bei mir" über die Tragödie um seine Tochter Nina: "Die erste Zeit war ich wie gelähmt."

Der ehemalige ÖSV-Trainer und seine Frau Angela sprachen auf Ö3 erstmals über ihren schwersten Schicksalsschlag. Und Alexander Pointner kündigte seine Rückkehr an die Schanze an.

Utl.: Der ehemalige ÖSV-Trainer und seine Frau Angela sprachen auf
Ö3 erstmals über ihren schwersten Schicksalsschlag. Und
Alexander Pointner kündigte seine Rückkehr an die Schanze an. =

Wien (OTS) - Fast genau ein Jahr nach ihrem schwersten
Schicksalsschlag erzählten Alexander Pointner - zehn Jahre lang
Erfolgstrainer der ÖSV-Skisprungmannschaft - und seine Frau Angela in
Ö3-"Frühstück bei mir" erstmals vom Tag, der in ihrem Leben alles
verändert hat: Am 5. November 2014 machte ihre damals 16-jährige
Tochter Nina zuhause einen Suizidversuch. Gefunden wurde sie von
ihrer Mutter, die sie wiederbeleben konnte. Seitdem befindet sich
Nina Pointner mit schweren Hirnschäden im Wachkoma und liegt seit
Monaten im Rehazentrum Hochzirl. Alexander Pointner im Gespräch mit
Ö3-Moderatorin Claudia Stöckl: "Es war der schrecklichste Moment
meines Lebens von diesem Vorfall zu erfahren. Die erste Zeit war ich
wie gelähmt."

Angela Pointner erinnerte sich auf Ö3 an den Schicksalstag: "Nina hat
mich angerufen, ob ich sie von der Schule abholen kann, es ging ihr
nicht gut, sie wollte aber nicht darüber reden. Ich habe noch weg
müssen und sie kurz allein gelassen, in der Zeit hat sie es getan."
Der Auslöser waren Depressionen, wegen denen sich bereits Alexander
Pointner und sein Sohn Max in den Jahren davor behandeln ließen.
Angela Pointner: "Nina war bereits sechs Wochen in psychiatrischer
Behandlung, es hat allerdings keinerlei Anzeichen gegeben, dass es so
akut werden kann. Uns war klar, die Krankheit kann jeden treffen,
offensichtlich sind unsere Kinder durch genetische Voraussetzungen
besonders gefährdet. Jetzt wissen wir: Es gibt eine plötzliche
suizidale Einengung, bei der das ohne Vorwarnung passieren kann." Aus
medizinischer Sicht sind die Prognosen auf Verbesserung des Zustands
von Nina Pointner verhalten. Angela Pointner im Gespräch mit Claudia
Stöckl: "Ich habe die Überzeugung, dass es wieder wird, ich lasse
mich von dieser Hoffnung auch nicht abbringen. Denn es ist das, was
mich aufrecht erhält." Schuldgefühle plagen beide, doch sie rufen
sich immer die Krankheit als Auslöser in Erinnerung. Alexander
Pointner: "Die gesamte Familie ist seit dem Vorfall in Therapie.
Natürlich habe ich mich oft gefragt, ob ich als Trainer zu viel
unterwegs war, mich zu wenig um die Familie gekümmert habe. Mein
Therapeut sagt: 'Man kann Vergangenes nicht wieder gut machen. Aber
man kann es jetzt gut machen.'" Angela Pointner hat bei der
Bewältigung des Schicksalschlags das Schreiben geholfen. Dieser Tage
erscheint ihr erster Roman "Phie und die Hadeswurzel", in dem sie
ebenfalls von einem Koma-Patienten erzählt.

Auf seinen unsanften Abgang vom ÖSV im April 2014, als sein Vertrag
plötzlich nicht mehr verlängert wurde, blickt Pointner mittlerweile
ohne Bitterkeit zurück: "Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich auf der
Ebene gar nicht mehr bewegen - jetzt wo ich merke, was wirkliche
Probleme sind." Seine Frau ist da um einiges emotionaler. Dass sich
niemand aus dem Skisprungzirkus in diesem letzten Jahr bei ihnen
gemeldet hätte, hat Angela Pointner verletzt: "Da denke ich mir: 'Der
Alex war tagein tagaus mit euch unterwegs, ihr habt so intensiv
miteinander getan, und dann wird nicht einmal nachgefragt wie es ihm
geht.' Ich habe selten so viele feige Männer auf einem Haufen
gesehen. Die brüsten sich alle, springen von den höchsten Schanzen
und dann haben sie im zwischenmenschlichen Bereich solche Hemmungen."
Der ehemalige Mastermind der Superadler bestätigt, seit seinem Abgang
keinen Kontakt zu Schröcksnadel, Schlierenzauner und Co. gehabt zu
haben: "Die, die in dieser Welle mitschwimmen, machen sich Gedanken
über andere Dinge. Es war kein Kontakt da, es waren andere Leute da,
sagen wir es so."

Pointner - mit 32 Medaillen bei Großereignissen erfolgreichster
ÖSV-Skisprungtrainer aller Zeiten - kündigte in Ö3-"Frühstück bei
mir" auch seine Rückkehr an die Schanze an. Er hat eben seine
Beratertätigkeit für den bulgarischen Springer Vladimir Zografski
begonnen, der 2011 bei der Junioren-WM eine Goldmedaille errang. "Er
hat großes Potenzial. Und bei ihm leuchten die Augen, wenn ich ihn
mit meinem Know-How unterstütze. Das ist mir beim ÖSV-Team zum
Schluss abgegangen." Ob Pointner die Leistungen unserer Ski-Adler und
Heinz Kuttins in der letzten Saison verfolgt hat? Der 44-jährige auf
Ö3: "Ich habe ab und zu geschaut, aber es haben sich meine Themen
einfach zu sehr vermischt. Wenn ich im Krankenhaus im Aufenthaltsraum
mit Nina war und da ist Skispringen im Fernsehen gelaufen - zu sehen,
wofür ich solange gelebt habe und daneben meine schwerkranke Tochter,
das war mir öfters zuviel."

Ö3-"Frühstück bei mir" - das große Interview der Woche,
Persönlichkeiten ganz persönlich - jeden Sonntag von 9.00 bis 11.00
Uhr im Hitradio Ö3 und zum Nachhören online auf http://oe3.orf.at.

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