- 23.10.2015, 15:36:55
- /
- OTS0160 OTW0160
Den Schulweg durch Kinderaugen sehen
Eyetracking-Projekt zum Verbessern der Sicherheit am Schulweg

Utl.: Eyetracking-Projekt zum Verbessern der Sicherheit am Schulweg =
St. Pölten (OTS/FHSTP) - Was sehen Kinder im Straßenverkehr oder auf
ihrem Schulweg? Und noch viel wichtiger: Was können sie alles nicht
sehen? Das Forschungsprojekt "Augen auf!" untersuchte die Wahrnehmung
der "schwächsten" VerkehrsteilnehmerInnen und ermöglicht, deren Blick
mit eigenen Augen zu sehen und zu verstehen.
Gefahren erkennen
Das Projekt "Augen auf" macht Problempunkte auf Schulwegen sichtbar
und bietet damit Städten und Gemeinden sowie Familien und Schulen
Hilfe, um die Verkehrssicherheit im Schulumfeld zu erhöhen. Im
Projekt wurden Schulwege analysiert, Gefahrenstellen auf diesen
identifiziert und der Blickverlauf von Kindern mittels mobilem
Eyetracking nachvollzogen und ausgewertet.
"Kinder können erlebte Situationen am Schulweg und die Gefahren noch
nicht ausreichend verbalisieren und reflektieren. Mittels
instrumenteller Beobachtung des Blickverlaufs können wir aber für
Erwachsene die Welt aus Kinderaugen sichtbar machen und so neue
Erkenntnisse über die größten Gefahren am Schulweg gewinnen", erklärt
Johanna Grüblbauer, Leiterin des Projekts an der FH St. Pölten und
stellvertretende Leiterin des dort angesiedelten Österreichischen
Instituts für Medienwirtschaft.
Hindernisse und fehlende Gehsteige
So ergab die Analyse des Blickverlaufs zum Beispiel, dass 90 Prozent
der Kinder nicht nach hinten sehen, bevor sie ein am Straßenrand
geparktes Auto umgehen und die Fahrbahn betreten. Besonders
gefährlich sind für Kinder auch Hauseinfahrten: Egal, ob die Tore
wahrnehmbar offen oder geschlossen sind. Jedes zweite Kind lässt sich
beispielsweise bei offenen Hauseinfahrten ablenken und denkt nicht an
möglicherweise den Gehsteig überquerende Autos.
Auch die Untersuchung der Hindernisse auf Schulwegen gab ein
aufschlussreiches Bild: Auf jeder vierten untersuchten Strecke sind
Gehsteige durch parkende Autos, Mülltonnen oder andere Gegenstände
blockiert und bei 40 Prozent der Schulwege müssen die Kinder
zumindest auf Abschnitten ohne Gehsteig auskommen, weil keiner
vorhanden ist.
Erwachsene sensibilisieren
"Um die Schulwege sicherer zu machen, müssen aber auch die
Erwachsenen und vor allem Eltern im Hinblick auf die ‚Sichtweisen‘
der Kinder sensibilisiert werden und es muss Grundwissen zur
Wahrnehmung und des Verhaltens von Kindern vermittelt werden", sagt
Grüblbauer. Dazu werden im Projekt entstandene Videos und
Publikationen verwendet.
Im Projekt wurden mehrere Schulen eingebunden sowie PädagogInnen und
Mitarbeitende im Bereich der Verkehrserziehung informiert. Den
SchülerInnen und allen Beteiligten wurden zudem Grundlagen der
Sichtfeldforschung vermittelt.
Dabei wurde das sogenannte Buddy-Konzept angewendet: In einem ersten
Schritt wurde älteren SchülerInnen Wissen über ihr eigenes
Sehverhalten und die Blickmessung vermittelt. Nach dem Prinzip
"Lernen durch Lehren" haben die SchülerInnen dann Patenschaften für
Volksschulkinder übernommen und sie nicht nur beim Eyetracking
begleitet, sondern ihnen auch Wissenswertes zum "richtigen Schauen"
beibringen können.
Somit wurde gewährleistet, dass nicht nur Erwachsene durch
Messergebnisse neues Wissen generieren, sondern auch bei den
SchülerInnen selbst ein Verständnis darüber geschaffen wurde, wie
Sehen funktioniert und was Kinder warum sehen oder eben nicht sehen
können (Blinder Fleck).
Bautechnikpreis NÖ
Zwei Schüler der HTL Krems wurden für ihre Arbeiten in dem Projekt
mit dem zweiten Platz beim NÖ Bautechnikpreis 2015 ausgezeichnet. Am
Projekt teilgenommen haben die Schulen VS Hafnerplatz Krems, HTL
Krems, VS Grafenwörth, VS Fels und NNöMS Fels-Grafenwörth.
PartnerInnen des Projekts waren neben der FH St. Pölten das
Ziviltechnikbüro Retter & Partner als Konsortialführer (Volker
Alberts) sowie Walk-Space.at - der österreichische Verein für
FußgängerInnen (Dieter Schwab). Die Eyetracking-Analysen hat Johanna
Grüblbauer gemeinsam mit Georg Neubauer durchgeführt, einem Studenten
des Masterstudiums Digitale Medientechnologien an der FH St. Pölten.
Projekt "Augen auf! Die Welt aus Kinderaugen sehen"
Das Projekt "Augen auf! Die Welt aus Kinderaugen sehen" wurde durch
das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie über
die Österreichische Forschungsgesellschaft FFG im Rahmen des
Programms "Talente entdecken: Nachwuchs - Talente regional"
gefördert.
https://www.fhstp.ac.at/de/forschung/projekte/augen-auf-die-welt-aus-kinderaugen-sehen
Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service
sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | FSP