• 16.10.2015, 10:19:33
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ÖAMTC/ÄKVÖ-Symposium: Medikamente und Drogen im Straßenverkehr

Experten diskutierten über Beeinflussung durch legale und illegale Substanzen

Utl.: Experten diskutierten über Beeinflussung durch legale und
illegale Substanzen =

Salzburg/Wien (OTS) - Von den rund 12.000 in Österreich zugelassenen
Arzneimitteln sind etwa 7.000 mit einem Warnhinweis bezüglich der
Verkehrstüchtigkeit versehen (Quelle: Apothekerkammer). Die Einnahme
dieser Mittel kann Auswirkungen auf Reaktionsvermögen,
Konzentrationsfähigkeit oder Motorik haben. Andererseits gibt es
Medikamente, die bei richtiger Anwendung den Konsumenten die
Teilnahme am Straßenverkehr erst ermöglichen und deren Lebensqualität
damit massiv erhöhen. Beim Symposium der Ärztlichen
Kraftfahrvereinigung Österreichs (ÄKVÖ) in Salzburg sprachen heute
zahlreiche Experten über medizinische, rechtliche und psychologische
Ansätze, den Straßenverkehr sicherer zu gestalten.

Über die Problematik von Drogen und drogenähnlichen Medikamenten
im Straßenverkehr berichtete Martin Hoffer, Chefjurist des ÖAMTC.
Laut Hoffer wirken viele Medikamente drogenähnlich, deshalb ist die
richtige Aufklärung der Patienten wichtig. Er sprach sich für eine
verstärkte Überwachung durch die Exekutive aus und brachte das
Beispiel eines Planquadrates in Wien. Dabei wurden 21 durch Drogen
beeinträchtigte Lenker aus dem Verkehr gezogen. "Während eine
Beeinträchtigung durch Alkohol mit Alkovortest und Alkomat relativ
einfach festgestellt werden kann, ist die Feststellung einer
Beeinträchtigung durch Suchtgift oft schwieriger", so Hoffer. Um in
Zukunft Drogenkonsum konkreter nachweisen zu können, sprach sich der
Jurist für eine ambitionierte Suche nach technischen Hilfsmitteln für
Polizisten auf der Straße und gesetzlich festgelegte
Suchtgift-Grenzwerte aus.

Ein bisher wenig erforschtes Themenfeld in der Verkehrsmedizin
sind die sogenannten "Legal Highs". Dies sind synthetische Drogen,
die ähnliche Wirkungen wie illegale Drogen hervorrufen. Sie sind
jedoch nicht in bestehende Klassifikationssysteme und damit
verbundene strafrechtliche Verfolgung eingebunden. Dr. Michael
Willis, Psychiater der Medizinischen Universität Innsbruck, sprach
über Häufigkeit, Wirkung und Gefahren dieser Mittel.
"Einzelfallberichte geben Hinweise, dass der Konsum dieser Substanzen
negativen Einfluss auf die Fahrtauglichkeit hat", so Willis. Dazu
gehören Störungen der Aufmerksamkeit und Konzentration sowie
Koordinationsprobleme und veränderte Wahrnehmung. "Problematisch ist
außerdem, dass diese Substanzen aufgrund ihrer zweifelhaften
Legalität für unerfahrene Konsumenten attraktiv sind und leicht über
unseriöse Quellen im Internet bezogen werden können. Aufgrund der
nicht vorhersehbaren Wirkung gefährden Konsumenten nicht nur sich
selbst, sondern auch andere im Straßenverkehr."

Weitere medizinische Referenten gaben einen Überblick über die
Krankheiten Narkolepsie (Schlafkrankheit), Epilepsie und ADHS
(Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom). "Die Epilepsie
stellt eine Gruppe von sehr verschiedenen Erkrankungen dar", erklärte
Markus Leitinger, Epilepsie-Experte an der Universitätsklinik für
Neurologie Salzburg. Für die Verkehrstauglichkeit steht die Art der
Epilepsie im Vordergrund, deshalb wird in zwei Gruppen unterschieden.
Um ein Fahrzeug lenken zu dürfen, wird für eine Gruppe die
Anfallsfreiheit für bestimmte Zeiträume verlangt - das wird oft durch
Medikamente ermöglicht. In der zweiten Gruppe müssen entsprechende
Fristen ohne Einnahme antiepileptischer Medikation erzielt werden.

Alexander Kunz, Facharzt für Neurologie am Uniklinikum Salzburg,
sprach über die Schlafkrankheit Narkolepsie. Diese birgt ein erhöhtes
Unfallrisiko, das in erster Linie auf die erhöhte Einschlafneigung
untertags zurückzuführen ist. "Medikamentöse Therapie ist häufig
möglich, ebenso spezielle Vermeidungsstrategien wie: Schlafen vor der
Fahrt, gezielte Fahrtunterbrechungen und die Einnahme von
Medikamenten vor dem Fahrtantritt", so der Experte.

Über die verkehrsmedizinische Relevanz von ADHS berichtete Peter
Strohbeck-Kühner vom Universitätsklinikum Heidelberg. "Neben
Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit geht die Störung auch mit
Persönlichkeitsmerkmalen einher, die eine Gefährdung der
Verkehrssicherheit darstellen. Dazu zählen beispielsweise erhöhte
Risikobereitschaft, geringe Risikowahrnehmung, mangelhafte
Emotionsregulation und aggressives Verhalten", so Strohbeck-Kühner.
Auch hier können Arzneimittel Abhilfe schaffen und verkehrsrelevante
Leistungsfunktionen positiv beeinflussen.

Erschwerte Feststellung der Beeinträchtigung

Viele Krankheiten und deren Verlauf erschweren eine objektive
Feststellung der Fahrtauglichkeit. Mit Hintergründen zum Einfluss von
kognitiven Störungen auf das Fahrverhalten und die Fahrtauglichkeit
im Alter informierte Michaela Defrancesco, Fachärztin für Psychiatrie
in Innsbruck, die Teilnehmer des Symposiums. "Mit der stetig
steigenden Lebenserwartung kommt es zu einer zunehmenden Anzahl an
dementiellen Erkrankungen", erklärte die Fachärztin. Besonders der
schleichende Verlauf sowie die häufig reduzierte Krankheitseinsicht
bei Patienten mit Alzheimer Demenz, welche die häufigste Demenzform
darstellt, ist problematisch. "Diese Patientengruppe beendet nur in
sehr geringem Ausmaß aus eigener Initiative die aktive Teilnahme am
Straßenverkehr. Vor allem wegen des höheren Unfallrisikos der
Betroffenen wäre daher die Notwendigkeit einer objektiven Regelung
der Einschätzung der Fahrtauglichkeit von großer Wichtigkeit",
appellierte Defrancesco.

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