- 15.10.2015, 17:22:44
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Kontroverse Budgetdebatte: Solider Voranschlag oder Stillstand?
Opposition sieht Reformstillstand, Koalitionsparteien begrüßen Entlastungen der BürgerInnen
Utl.: Opposition sieht Reformstillstand, Koalitionsparteien begrüßen
 Entlastungen der BürgerInnen =
Wien (PK) - Im weiteren Verlauf der Nationalratsdebatte über das 
 Bundesfinanzgesetz 2016 bekräftigten sowohl die VertreterInnen der 
 Regierungsparteien als auch der Opposition ihre Zustimmung bzw. 
 Ablehnung zum Budgetvorschlag von Minister Schelling. Die SPÖ trat 
 dafür ein, dass der mit der Steuerreform eingeschlagene Weg - 
 Entlastung des Faktors Arbeit und Belastung von Vermögen und Kapital 
 -, weiter fortgesetzt werden soll. Zusätzliche Maßnahmen seien bei 
 der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit notwendig. "Wir dürfen uns auf 
 den Lorbeeren der Steuerreform nicht ausruhen, meinten auch die ÖVP-
 VertreterInnen, die u.a. für eine rasche Lohnnebenkostensenkung sowie 
 für die Abschaffung der kalten Progression plädierten.
Die VertreterInnen der Opposition beklagten vor allem, dass die 
 Budgetrede von Schelling primär aus Ankündigungen bestand und nichts 
 Neues enthalte habe. Die FPÖ sprach von einer "Märchenstunde" des 
 Finanzministers, da die zahlreichen Abgabenerhöhungen und die kalte 
 Progression dazu führen würden, dass von der Steuerreform unterm 
 Strich nichts übrig bleibt. Die Grünen orteten einen Reformstillstand 
 in vielen Bereichen und bezweifelten, dass die Gegenfinanzierung auf 
 soliden Beinen steht. Aus Sicht der NEOS stellt das Budget 2016 eine 
 Fortsetzung der bisherigen Schuldenpolitik dar, echte strukturelle 
 Änderungen auf der Ausgabenseite fehlen. Die Regierung negiert die 
 wesentlichen Probleme, urteilte das Team Stronach, und reagiere nicht 
 entsprechend auf die demographische Entwicklung, den ständig 
 steigenden Schuldenberg und die Pensionsproblematik.
SPÖ: Besteuerung von Vermögen und Kapital sowie Bekämpfung der 
 Arbeitslosigkeit
Abgeordneter Kai Jan Krainer (S) erinnerte eingangs daran, dass 
 aufgrund des neuen Haushaltsrechts die wesentlichen Budgetkennzahlen 
 bereits seit Mai bekannt sind. Deshalb könne man dem Finanzminister 
 auch nicht vorwerfen, dass seine Budgetrede "ein bisschen fad" war. 
 Krainer war grundsätzlich überzeugt davon, dass mit der Steuerreform 
 der richtige Weg eingeschlagen wurde, auch wenn es aus SPÖ-Sicht noch 
 Nachholbedarf bei den Steuern auf Vermögen und Kapital gebe. In 
 diesem Zusammenhang betonte sein Fraktionskollege Wolfgang Katzian 
 die Bedeutung der Sozialpartnerschaft, die noch immer Garant dafür 
 sei, dass Lösungen gefunden werden, bei denen niemand auf der Strecke 
 bleibt.
Noch mehr Engagement wünschte sich Krainer bei der Bekämpfung der 
 Arbeitslosigkeit; er hoffe, dass noch heuer wichtige Akzente gesetzt 
 werden. Eine Lösung erwarte er sich auch in Bezug auf die 
 "strukturelle Unterbudgetierung der Personalkosten" im 
 Bildungsressort. Positiv bewertete er hingegen die Investitionen in 
 Zukunftsbereiche, wie etwa Bildung, Forschung und Entwicklung sowie 
 in den Breitbandausbau im ländlichen Raum.
ÖVP für effizienteren Mitteleinsatz beim AMS und im Bildungsbereich
Auch ÖVP-Mandatarin Gabriele Tamandl räumte ein, dass die Eckdaten 
 des Finanzrahmens bis 2019 bereits seit Mai bekannt sind. Allerdings 
 gebe es aktuell große Herausforderungen, die schwer planbar seien, 
 wie etwa die Entwicklungen am Arbeitsmarkt oder "die 
 Flüchtlingswelle, die Österreich und Europa überrollt". Ebenso wie 
 Krainer hob Tamandl die positiven Auswirkungen der Steuerreform 
 hervor, durch die jedem Bürger durchschnittlich 1.000 € pro Jahr mehr 
 übrig bleiben werden. Dass man sich auf dem Erreichten nicht ausruhen 
 dürfe, sei klar, betonte die Rednerin, die sich u.a. für eine rasche 
 Lohnnebenkostensenkung und die Abschaffung der kalten Progression 
 aussprach. Solide Staatsfinanzen sind eine unverzichtbare Grundlage 
 für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und für soziale 
 Stabilität, betonte auch Jakob Auer (V). Ein wichtiges Anliegen der 
 ÖVP sei auch der effiziente Mitteleinsatz, der in einigen Bereichen - 
 wie etwa beim AMS - nicht immer gegeben sei, urteilte Tamandl.
FPÖ: Steuerreform wird durch unternehmerfeindliche Maßnahmen 
 gegenfinanziert
Einen sehr kritischen Blick warf Abgeordneter Herbert Fuchs (F) auf 
 die Steuerreform. So sei es etwa nicht richtig, dass jedem Bürger 
 1.000 € mehr in der Geldbörse bleiben werden. Davon müssen nämlich 
 noch die zahlreichen neuen Belastungen, die sich etwa durch die 
 Erhöhung der Kapitalertragssteuer, der Immobilienertragssteuer, der 
 Umsatzsteuer u.v.m. ergeben, abgezogen werden. Unterm Strich bleibe 
 dann nichts mehr übrig, rechnete Fuchs vor. Die ständig angeführten 5 
 Mrd. €, die die Steuerzahler ab 2016 erhalten sollen, decken zudem 
 nur jenen Betrag ab, der den Bürgern seit 2009 durch die kalte 
 Progression "rechtswidrig weggenommen" wurde. Kritik übte Fuchs auch 
 an der Registrierkassenpflicht, mit der die Unternehmen "gepflanzt" 
 werden. Äußerst bedauerlich sei zudem, dass die Gegenfinanzierung der 
 Steuerreform nicht durch Einsparungen erfolge, sondern durch 
 Steuererhöhungen und Neuverschuldung. Schelling habe zwar in seiner 
 Budgetrede auf zahlreiche Missstände hingewiesen - zu hohe 
 Abgabenquote und Lohnnebenkosten, überbordende Bürokratie etc. -, 
 dagegen unternommen werde aber seit Jahren nichts, beklagte Bernhard 
 Themessl (F), der von einer Bankrotterklärung der Bundesregierung 
 sprach.
Grüne beklagen Reformstillstand und unsichere Gegenfinanzierung der 
 Steuerreform
Abgeordneter Bruno Rossmann von den Grünen bezeichnete die 
 Steuerreform als bloße Tarifentlastung, zumal echte 
 Strukturänderungen nicht angegangen wurden. Hätte man endlich einmal 
 den Mut aufgebracht, eine ökosoziale Steuerreform inklusive einer 
 Erbschaftssteuer umzusetzen, dann stünde man heute nicht vor dem 
 Problem einer komplett unsicheren Gegenfinanzierung. Schelling sei 
 zwar ambitioniert an den Start gegangen, mittlerweile gehe ihm aber 
 wohl die Luft aus, meinte Werner Kogler (G), da er auf Bundes- und 
 vor allem auf Länderebene von den eigenen Leuten zurückgehalten bzw. 
 sogar torpediert werde. Dies führe zu einer Fortsetzung des 
 Reformstillstands in vielen Bereichen, wie etwa der Gesundheit, der 
 Bildung, den Wirtschaftsförderungen oder beim Föderalismus.
Was die Forderung von Tamandl bezüglich des effizienteren 
 Mitteleinsatzes im Bildungsbereich betrifft, so gab Rossmann zu 
 bedenken, dass es gerade die ÖVP ist, die immer wieder eine Reform im 
 Bereich der Schulorganisation verhindere. Damit verleugne man auch 
 die Tatsache, dass dieser Sektor seit Jahren Zeit strukturell 
 unterfinanziert ist. Bei den neuen Budgetregeln für Länder und 
 Gemeinden gebe es zwar gewisse Fortschritte, räumte Rossmann ein, 
 aber leider sei man auf halbem Wege stehen geblieben. Wichtige 
 Bereiche, wie etwa die mittelfristige Budgetplanung, blieben 
 ausgeklammert. Er wundere sich auch, warum die Sozialdemokraten 
 zugelassen haben, dass Maßnahmen gegen die steigenden 
 Arbeitslosigkeit weitgehend fehlen.
NEOS fordern ein Ende der Schuldenpolitik und echte Reformen auf der 
 Ausgabenseite
Seit 1962 hat es keine österreichische Bundesregierung mehr 
 geschafft, ein ausgeglichenes Budget vorzulegen, zeigte NEOS-Mandatar 
 Rainer Hable (N) auf. Obwohl Österreich in vielen Rankings immer 
 schlechter abschneide, werde die bisherige Schuldenpolitik weiter 
 fortgesetzt. Die NEOS haben immer wieder gefordert, die völlig außer 
 Kontrolle geratenen Ausgaben des Staates einzudämmen, wobei man vor 
 allem bei den Frühpensionen, dem Föderalismus, den Förderungen, der 
 Gesundheitsverwaltung und der Bürokratie ansetzen müsse. Dadurch 
 könnten insgesamt 19 Mrd. € über einen Zeitraum von acht Jahren 
 eingespart und ein Spielraum für eine echte Steuer- und 
 Abgabenentlastung geschaffen werden, rechnete er vor. Sein 
 Fraktionskollege Christoph Vavrik thematisierte vor allem "die 
 riesigen Herausforderungen", die durch das Flüchtlingsproblem auf 
 Österreich noch zukommen werden. Seiner Meinung nach sollte man vor 
 allem in internationale Projekte investieren, die in den Herkunfts- 
 und Erstaufnahmeländern der Menschen durchgeführt werden; hier sei 
 Österreich säumig.
Team Stronach: Regierung fehlt der Mut für echte Reformen
Auch Christoph Hagen vom Team Stronach zeigte sich enttäuscht vom 
 Budget des Finanzministers; er hätte sich von ihm mehr erwartet. 
 Einerseits habe man auf der Ausgabenseite keine strukturellen 
 Änderungen vorgenommen, andererseits seien viele Bereiche völlig 
 unterdotiert. Dies betreffe u.a. das Bundesheer, wo Fahrzeuge 
 dahinrosten und dringend erforderliche Investitionen in die 
 Infrastruktur nicht getätigt werden. Was die zusätzlichen 72 Mio. € 
 für den Sicherheitsbereich betrifft, so befürchtet Hagen, dass diese 
 Mittel nicht der Exekutive zugutekommen, sondern für die Betreuung 
 der Flüchtlinge aufgewendet werden müssen. Auch Wifo-Chef Karl 
 Aiginger habe bereits darauf hingewiesen, dass durch den 
 Familiennachzug hohe Mehrkosten entstehen werden. Abgeordnete 
 Waltraud Dietrich (T) konnte nicht nachvollziehen, dass der immens 
 hohe Schuldenberg in der Höhe von 296 Mrd. € die Regierung nicht 
 wachrüttle, zumal die Zukunft der nächsten Generation auf dem Spiel 
 stehe. Auch in der Flüchtlingsfrage müsse man klar sagen, dass es 
 Grenzen der Belastbarkeit gibt.
Schelling spricht von einem soliden Budget und kündigt weitere 
 Reformschritte an
Bundesminister Hans Jörg Schelling erinnerte daran, dass er erst seit 
 einem Jahr das Finanzressort führe und auch immer wieder Reformen 
 eingefordert habe. Der Hauptgrund dafür, dass die wirtschaftliche 
 Situation in Deutschland derzeit deutlich besser sei, liege vor allem 
 in dem Umstand begründet, dass dort bereits vor zehn Jahren massive 
 Eingriffe in den verschiedensten Sektoren vorgenommen wurden. 
 Schelling war überzeugt davon, dass nun auch in Österreich innerhalb 
 eines kurzen Zeitraums wichtige Vorhaben auf Schiene gebracht werden, 
 wie etwa die Umsetzung von einheitlichen Rechnungslegungsvorschriften 
 oder eben die Steuerreform. Wenn die geplanten Maßnahmen greifen, 
 dann sei auch eine solide Gegenfinanzierung gewährleistet, hielt der 
 Minister Abgeordnetem Rossmann entgegen. Prinzipiell war der 
 Ressortchef der Meinung, dass viele Probleme nicht einfach durch mehr 
 Geld zu lösen sind, sondern durch Reformen. Dies betreffe auch den 
 Bildungsbereich. Auch wenn nun durch einen Nachtragshaushalt die 
 Altlasten beseitigt werden, müssen in der Folge Maßnahmen ergriffen 
 werden, um eine klare Budgetstruktur zu bekommen, unterstrich der 
 Minister.
Erste Lesung geht in die letzte Runde
Auch in der dritten und vierten Debattenstunde über den Budgetkurs 
 für 2016 hätten die Reaktionen der Abgeordneten zwischen Regierungs- 
 und Oppositionsfraktionen unterschiedlicher nicht sein können.
SPÖ: Ein Budget, mit dem man leben kann
Von den Abgeordneten der SPÖ wurde der Budgetentwurf weitgehend 
 positiv bewertet. In den Blickpunkt ihrer Debattenbeiträge rückten 
 die Abgeordneten neben den Bereichen Arbeit, Soziales und Bildung 
 auch Pensionsreform, Infrastruktur, Gesundheit und Umwelt.
"In Österreichs Klassenzimmern wird die Zukunft des Landes 
 geschrieben", schickte etwa Elisabeth Grossmann (S) in Bezug auf die 
 geplante Aufstockung des Bildungsbudgets voraus. Ein höchst 
 notwendiger Schritt, geht es nach ihr, so könnten nun wertvolle 
 Maßnahmen, etwa der qualitative und quantitative Ausbau ganztägiger 
 Schulformen, realisiert werden. Was sich Grossmann zukünftig erhofft, 
 ist eine langfristige Absicherung der Bildungsaufgaben. Auch 
 Fraktionskollegin Andrea Kuntzl (S) zählte Investitionen in die 
 Bildung zu den wichtigsten Zukunftsinvestitionen in Österreich. Ihre 
 Fraktion geht davon aus, dass das Plus für die Universitäten und 
 Hochschulstrukturmittel für bessere Betreuungsverhältnisse verwendet 
 werden, wie sie sagte. Das soll durch die Schaffung von zusätzlichen 
 Professorenstellen passieren.
Josef Muchitsch (S) ortete das höchste Einsparungspotential in 
 Bereichen, "wo Dinge doppelt und dreifach verwaltet werden", konkret 
 in der föderalen Verwaltung. Muchitsch setzt deswegen auf die 
 anstehenden Finanzausgleichsverhandlungen, hier sollte sich der Bund 
 gegenüber anderen Verwaltungsebenen durchsetzen, so seine Forderung. 
 Die Budgetsanierung nämlich nur über den Bereich Soziales vollziehen 
 zu wollen, wird aus seiner Sicht nicht funktionieren.
Rainer Wimmer (S) bezeichnete den Budgetentwurf als großen Wurf. Es 
 sei ein guter Tag für die arbeitenden Menschen, aber auch für die 
 PensionistInnen, wie er meinte. Die Steuerreform habe epochal im 
 Budgetentwurf Platz gefunden, ab Jänner würde so den Menschen 
 tatsächlich mehr Geld bleiben.
Christine Muttonen (S) sprach im Zusammenhang mit der Aufstockung des 
 Auslandskatastrophenfonds sowie der Zurücknahme von massiven 
 Kürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit von notwendigen 
 Maßnahmen. Man könne hierbei aber nicht von einem altruistischen Akt 
 sprechen. Die Gelder, etwa zur Unterstützung der direkten 
 Nachbarländer Syriens zur Bewältigung der Flüchtlingssituation, 
 würden auch einen unmittelbaren Beitrag für die Sicherheit 
 Österreichs leisten. Ein Wermutstropfen im Budget sind aus ihrer 
 Sicht die Kürzungen der Gelder für internationale Institutionen.
Die Steuerentlastung stärke die Kaufkraft, außerdem würden weitere 
 Wachstumsimpulse gesetzt, zeigte sich Gisela Wurm (S) zufrieden. Im 
 Frauenbudget hätte sie sich mehr erhofft, doch sei der Ansatz 
 zumindest gleich geblieben. Das "Wirkungsziel Gleichstellung" sei in 
 allen Budgetkapiteln verankert, man werde genau im Auge behalten 
 müssen, welche Effekte es habe, meinte Wurm. Die Frauen müssten ihren 
 gerechten Anteil erhalten. Wohnbauförderung als Beitrag zu leistbarem 
 Wohnen was das Anliegen von Ruth Becher (S). Der Budgetentwurf 
 sichere die Wohnpolitik und leistbares Wohnen.
Die Erhöhung des Katastrophenfonds sah Petra Bayr (S) als erfreulich, 
 bedauerte aber, dass keine Erhöhung im Bereich der 
 Entwicklungspolitik erfolge. Das sei kein Renommee für den UNO-
 Standort Österreich. Immerhin werde die Unterstützung für 
 Flüchtlingslager erhöht. Die Bundesregierung habe ein ordentliches 
 Budget vorgelegt, das allgemeine Unterstützung verdiene, meinte Otto 
 Pendl (S). Er rief dazu auf, alles zu tun, um die schwierige 
 Situation der Flüchtlingskrise unter Achtung der Menschenwürde zu 
 meistern.
Elisabeth Hakel (S) thematisierte das Kulturbudget und begrüßte 
 besonders die Erhöhung der Basismittel für die Bundestheater. Eine 
 Einschränkung des Bühnenbetriebs käme aus Sicht der Sozialdemokratie 
 nicht in Frage, betonte sie.
Hermann Krist (S) vermisste Aussagen des Finanzministers zum 
 Sportbudget und hoffte, dass dieser mit sich noch reden lasse. Leider 
 werde die tägliche Bewegungseinheit an den Schulen nicht umgesetzt, 
 obwohl sie breite Unterstützung habe, kritisierte er. Sport sei unter 
 anderem ein wichtiger Wirtschafts- und Arbeitsplatzfaktor und helfe, 
 Gesundheitskosten zu senken.
"Investitionen in die Integration sind Investitionen in die Zukunft", 
 sagte Nurten Yilmaz (S). Sie bedauerte, dass hohe finanzielle Hürden 
 für den Erwerb der Staatsbürgerschaft aufgebaut wurden. Es sei auch 
 volkswirtschaftlich gesehen unsinnig, Hemmnisse für die Integration 
 leistungswilliger Zuwanderer aufzubauen, meinte sie.
Das Budget trage den Herausforderungen für Landwirtschaft und 
 ländliche Regionen Rechnung, sagte Erwin Preiner (S). Der Masterplan 
 für den ländlichen Raum, der im Regierungsprogramm vorgesehen sei, 
 müsse umgesetzt und der Katastrophenfonds höher dotiert werden, 
 forderte er. Der Breitbandausbau sei eine Überlebensfrage für die 
 Landwirtschaft, stellte er fest.
Im Bereich Gesundheit werde nicht gespart, konstatierte Erwin 
 Spindelberger (S), sondern das Budget in diesem Bereich werde um 86 
 Mio. € erhöht. Die angekündigten Reformen begrüßte er und meinte, es 
 gelte, auch das Positive in Österreich hervorzuheben. Anton Heinzl 
 (S) unterstrich den Wert einer gut ausgebauten Infrastruktur und von 
 Investitionen in den öffentlichen Verkehr, besonders in die Schiene. 
 Dabei werde eine umfassende Strategie verfolgt, und es sei geplant, 
 zahlreiche wichtige Projekte umzusetzen.
Johannes Jarolim (S) wies darauf hin, dass die Jugendgerichtsbarkeit 
 dringend reformiert werden müsse. Die Abschaffung des 
 Jugendgerichtshofs war aus seiner Sicht ein großer Fehler der 
 schwarz-blauen Koalition, der negativen Folgen sich nun deutlich 
 zeigten. Peter Wittmann (S) benützte seine Wortmeldung, um die 
 Innenministerin für ihre Handhabung der Flüchtlingskrise zu 
 kritisieren. Das Umweltbudget wurde von Hannes Weninger (S) 
 thematisiert. Dieses sollte ambitionierter sein, doch könne er damit 
 leben, wenn es zumindest konsequent umgesetzt werde. Zudem sehe das 
 Budget des Verkehrsministeriums Mittel für umweltfreundlichen Verkehr 
 vor.
Christoph Matznetter (S) zeigte sich zufrieden, dass die 
 Bundesregierung habe bedeutende Maßnahmen zur Reform des 
 Pensionssystems gesetzt habe. Österreich habe ein gutes System, 
 betonte er. Insgesamt sei es ein "herzeigbares Budget", das den 
 Anteil der öffentlichen Schulden am BIP reduziere. Er ist überzeugt 
 davon, dass es auch umgesetzt werde. Österreich stehe im 
 internationalen Vergleich sehr gut da, es gebe daher keinen Grund zu 
 Schwarzmalerei.
ÖVP-Abgeordnete sehen Budgetentwurf als Ausgangspunkt für weitere 
 Reformschritte
Die ÖVP wies Angriffe auf Finanzminister Schelling durch die 
 Oppositionsfraktionen entschieden zurück. Schelling habe auch in 
 schwierigen Zeiten ein stabiles Budget vorgelegt, wie August Wöginger 
 (V) meinte. Der Finanzminister habe eine Steuerentlastung sowie die 
 Hypo-Abwicklung zustande gebracht und sich in der Griechenland-Krise 
 durch seine Fachkenntnisse ausgezeichnet. Von "schwierigen 
 Rahmenbedingungen", unter denen Schelling den Budgetentwurf vorlegen 
 musste, sprach auch Peter Haubner (V). Die Hauptschwerpunkte im 
 Budget, etwa der Belastungsstopp bei den Unternehmen oder die 
 angekündigte Lohnnebenkostensenkung seien richtig gewählt. Diese soll 
 aus seiner Sicht nun so schnell wie möglich umgesetzt werden. Trotz 
 der Unsicherheiten und Krisen sei es ein gutes Budget, so auch die 
 Meinung von Dorothea Schittenhelm (V). Aus ihrer Sicht wird es eine 
 Wirtschaftsoffensive ermöglichen und entsprechende 
 Investitionsimpulse auslösen.
Laut Andreas Zakostelsky (V) ist Österreich mit den übergeordneten 
 Zielen der Budgetpolitik, etwa mit der strengen Haushaltsdisziplin, 
 auf dem richtigen Weg. Dieser Überzeugung war auch Fraktionskollegin 
 Maria Fekter (V), die darauf hinwies, dass in Österreich seit 2011 
 sukzessive Defizite abgebaut wurden. Besonders erfreulich ist es aus 
 ihrer Sicht, dass neben dem Konsolidierungspfad eine Steuerreform 
 beschlossen werden konnte. Als Kostentreiber sieht Fekter die ÖBB und 
 Schieneninfrastruktur, damit würde man den folgenden Generationen 
 massive Schuldenberge hinterlassen. Diesbezüglich fordert sie mehr 
 Kostentransparenz. 
 Erfreuliche Ankündigungen in der Budgetrede sah Kathrin Nachbaur (V). 
 Doch gebe es noch einiges zu tun, etwa im Bereich 
 Arbeitsmarktpolitik. Die Unternehmen würden zu Tode reguliert, 
 beklagte sie. Nur eine funktionierende Privatwirtschaft in einem 
 effizienten Staat könne Wirtschaftswachstum schaffen.
Er stimme dem Finanzminister zu, der festgestellt habe, dass 
 Österreich kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem hat, sagte 
 Asdin El Habbassi (V). Die Jugend glaube nicht mehr daran, dass ihre 
 Pension gesichert ist. Die Ausgaben für das Pensionssystem seien der 
 größte Ausgabentreiber im Budget, die Sozialdemokratie müsse hier 
 endlich aufwachen. Die Koalition müsse beherzt Reformen angehen, er 
 sei dabei.
Das Budget begünstige PensionistInnen mit kleinen Einkommen, zeigte 
 Gertrude Aubauer (V) sich zufrieden und rechnete vor, was für 
 einzelne Gruppen an Ersparnissen zu erwarten seien. Auch das 
 Pflegegeld werde erhöht, was in schwierigen Zeiten nicht 
 selbstverständlich sei. Zudem gelte es, die Pensionen für die 
 nächsten Jahrzehnte zu sichern. Der Finanzminister habe in seiner 
 Budgetrede die Reformnotwendigkeiten deutlich herausgearbeitet, sagte 
 Georg Vetter (V). Das Budget sei ein Schritt in die richtige 
 Richtung, doch müssten diesem weitere Reformen folgen mit Anpassung 
 des Pensionssystems, Verwaltungsreform, Senkung der Lohnnebenkosten 
 und Abschaffung der kalten Progression.
Man dürfe auf vieles stolz sein, aber sich nicht auf dem Erreichten 
 ausruhen, meinte Eva-Maria Himmelbauer (V). Die große Herausforderung 
 sei die Sicherung des Lebensstandards. Dafür müssten bürokratische 
 Hürden für Unternehmen abgebaut, mehr in Forschung und Entwicklung 
 investiert und die Staatsschuld gesenkt werden. Himmelbauer forderte 
 zudem den raschen Ausbau des Breitbandnetzes. Die Landwirtschaft sei 
 ein wichtiger Faktor für Beschäftigung im ländlichen Raum, stellte 
 Manfred Hofinger (V) fest. Niedrige Preise machten derzeit den 
 LandwirtInnen zu schaffen. Das Budget biete ihnen eine neue 
 Perspektive. Die Aufrechterhaltung einer guten Gesundheitsversorgung 
 für alle stelle eine große Herausforderung dar, sagte Erwin Rasinger 
 (V). Hier seien viele Fortschritte erreicht worden, es sei nicht 
 alles im Gesundheitssystem negativ zu bewerten.
In einer weiteren Wortmeldung betonte Jakob Auer (V), alle Teile der 
 Politik und Gesellschaft seien bei der Bewältigung der großen 
 humanitären Krise des Flüchtlingsstroms nach Europa gefordert. Er 
 rief dazu auf, von unangebrachten Vorwürfen und Ausdrücken Abstand zu 
 nehmen.
FPÖ-Abgeordnete: Die tatsächlichen Probleme werden nicht angegangen
Für die FPÖ finden sich im Budgetentwurf sowie in der Budgetrede 
 Schellings nur Altbekanntes und hohle Phrasen, wie Wolfgang Zanger 
 (F) sagte. Das konkrete Ziel des Finanzministers im Zusammenhang mit 
 der Umsetzung der Rechnungshofvorschläge, laut Zanger rund 599, werde 
 seine Fraktion genau beobachten. Thematisch kreisten die 
 budgetpolitischen Erörterungen des vorgelegten Budgetentwurfs für 
 2016 bei den Freiheitlichen vermehrt um das Flüchtlingsthema. 
 Beispielsweise stellte Zanger die Frage der Folgekosten der 
 Flüchtlingssituation in den Raum, oder, was mit jenen Menschen 
 passiert, die keinen Asylstatus in Österreich erhalten. Philipp 
 Schrangl (F) warnte vor dem Szenario, dass 80.000 Flüchtlinge auf den 
 Wohnungsmarkt in Österreich drängen. Die Menschen in Österreich 
 würden schon jetzt unter den hohen Wohnkosten stöhnen. Bei der 
 angekündigten Wohnbauoffensive hofft Schrangl, dass 
 "Ankündigungsriesen" nicht zu "Wohnbauzwergen" werden, wie er sagte.
Christian Höbart (F) sprach in Sachen Budgetpolitik von einer 
 "schwarz-roten Raubritterregierung", die nichts anderes könne, als 
 die letzten Leistungsträger der heimischen Gesellschaft noch weiter 
 zu belasten. Zudem würden keine Verwaltungsreformen umgesetzt und 
 bildungs- und kulturfernen Menschen aus allen Ländern der Welt Türen 
 und Tore geöffnet. Schon die bisherige Zuwanderung habe keinen 
 Mehrwert für die Republik gebracht, das werde auch mit Afghanen und 
 Pakistani nicht gelingen, meinte Höbart.
Edith Mühlberghuber (F) vermisste im Budget Maßnahmen zur 
 Verringerung der Armutsgefährdung für Familien. In Österreich würden 
 über eine Million Menschen armutsgefährdet sein, die meisten davon 
 seien etwa Familien oder alleinerziehende Mütter mit Kindern. Das 
 Fundament eines Staates seien seine demographischen Verhältnisse, 
 betonte Barbara Rosenkranz (F). Seit den 1970er Jahren übertreffen 
 die Sterbezahlen die Geburtenzahlen. Das gefährde den 
 Generationenvertrag. Nach wie vor sei es so, dass von den Kindern nur 
 jene profitieren, die keine haben. Das Budget zeige keine Änderung 
 dieses Trends.
Jegliche Ambitionen im Kulturbereich, dessen Budget in den letzten 
 Jahren faktisch um 5 % gekürzt worden sei, vermisste Wendelin Mölzer 
 (F). Die angekündigten Mittel würden keine tatsächliche Erhöhung 
 bedeuten, und das geplante "Haus der Geschichte" sei noch nicht 
 budgetiert. Der Finanzausgleich benachteilige mit dem abgestuften 
 Bevölkerungsschlüssel die ländlichen Gemeinden, die hohe Ausgaben 
 hätten, sagte Gerald Hauser (F). Er müsse endlich reformiert werden, 
 denn das Geld solle dorthin fließen, wo die Aufgaben erfüllt werden, 
 forderte er.
Grüne vermissen umwelt- und sozialpolitische Schwerpunkte
Für die Grünen fehlt es an umfassende Maßnahmen im Budget, die 
 nachhaltig, sozial gerecht sowie global und europäisch ausgerichtet 
 sind. Besonders Tanja Windbüchler-Souschill (G) vermisst eine 
 verantwortungsvolle Budgetpolitik, gerade wenn es um die Situation 
 von Flüchtlingen und humanitären Notständen geht. Der Krieg in Syrien 
 sei seit bereits viereinhalb Jahren in Gange, niemand müsse über die 
 nunmehrige Flüchtlingssituation überrascht sein. Eine nachhaltige 
 Strategie zur Bekämpfung von Armut, Ausbeutung und Ungleichheit fehle 
 schlichtweg, die Kürzung von UNO-Hilfsprogrammen ist aus ihrer Sicht 
 ein fahrlässiger Weg.
Auch für Christiane Brunner (G) finden große Herausforderungen und 
 Chancen, etwa im Bereich der Energiewende, keinen Platz im von 
 Schelling vorgelegten Budget. In der Budgetrede seien weder die Worte 
 Klimaschutz, noch Energie noch Umweltschutz in irgendeiner Silbe 
 vorgekommen, auch bei den Klimaschutzmaßnahmen wurde acht Wochen vor 
 der Weltklimakonferenz in Paris massiv gekürzt, wie Brunner 
 kritisierte. Österreich könne es sich nicht leisten, aus Umwelt- aber 
 auch aus wirtschaftlichen Gründen, nicht in Klimaschutz zu 
 investieren, warnte die Abgeordnete der Grünen.
NEOS: Regierung bemüht Ausreden, um Defizit zu rechtfertigen
An Kritik gegenüber dem Budgetentwurf sparten auch die NEOS nicht. 
 Besonders im Bereich der humanitären Hilfe müsse Österreich in die 
 Zukunft denken, wie Nikolaus Scherak (N) forderte, zumal es sich bei 
 den Flüchtlingen nicht um eine einmalige Situation handle. Der 
 Zivilgesellschaft, die in den letzten Monaten im Zusammenhang mit der 
 Flüchtlingssituation viel geleistet habe, gehe langsam die Luft aus, 
 rief er ins Bewusstsein. Josef Schellhorn (N) bemängelte, dass die 
 Transparenzdatenbank bis heute nicht umgesetzt wurde. Österreichs 
 UnternehmerInnen würden als Diebe der Nation kriminalisiert, während 
 "oben" Reformen ausgelassen werden und durch Doppelgleisigkeiten 
 Steuergeld verschleudert werde. Die Bundesregierung sollte sich 
 endlich aus dem Würgegriff der Sozialpartner und Landeshauptleute 
 befreien, so die Forderung Schellhorns.
Als mühsam bezeichnete Gerald Loacker (N) die "Ausreden" der 
 Bundesregierung, warum erneut ein Defizit erwirtschaftet wurde. 
 Einmal sei es die Hypo, einmal die Flüchtlingssituation, einmal das 
 Hochwasser, kritisierte er. Zudem würde die Wirtschaft nicht in die 
 Gänge kommen. Was es aus Sicht des NEOS-Abgeordneten deswegen 
 braucht, ist die Senkung der Lohnnebenkosten. "Dieses Budget ist 
 nicht generationengerecht", machte NEOS-Mandatarin Claudia Gamon ihre 
 Ablehnung gegenüber dem Entwurf deutlich. Investitionen in die 
 Zukunft würden in Österreich hintangestellt, viele Mittel in 
 vergangenheitsbezogene Angelegenheiten gesteckt. Allein für Pensionen 
 werde in diesem Jahr das Doppelte des Bildungsbudgets in die Hand 
 genommen. (Fortsetzung Nationalrat) sue/keg/sox
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