- 02.10.2015, 10:17:14
- /
- OTS0050 OTW0050
SWV-Strobl: Kein Kniefall vor Konzernen – freier Sonntag muss bleiben
Liberalisierung der Sonntagsöffnungszeiten brächte nur Vorteile für große Handelsketten, kleine Geschäfte kämen unter Druck.
Utl.: Liberalisierung der Sonntagsöffnungszeiten brächte nur
Vorteile für große Handelsketten, kleine Geschäfte kämen unter
Druck. =
Wien (OTS) - Am 1. Oktober 2015 fand im ÖGB-Gebäude unter Leitung von
Gabriele Kienesberger von der Allianz für den freien Sonntag
Österreich, die Diskussion zum freien Sonntag mit Vertretern der
wahlwerbenden Parteien statt. SPÖ, FPÖ, Grüne, ÖVP, NEOS und Wien
Anders diskutierten zum Thema "Was ist uns der freie Sonntag wert?"
über die Vor- und Nachteile von Tourismuszonen und Sonntagsöffnung.
Keine Entscheidung ohne Sozialpartner
"Das Wichtigste ist, dass eine solche Entscheidung nicht über die
Köpfe der Betroffenen hinweg getroffen wird", erklärte
SWV-Wien-Präsident Strobl eingehend. Weit über 80% der Händlerinnen
und Händler sowie mehr als 95% der Handelsangestellen seien, so
Strobl für den freien Sonntag in Wien. Die Aussagekraft der Ende 2014
durchgeführten Mitgliederbefragung der Wirtschaftskammer Wien sei
außerdem mehr als zweifelhaft: "Bei einer Beteiligung von nur 16%
haben 84% der Sonntagsöffnung letztlich eine Absage erteilt."
Umsätze nicht beliebig vermehrbar - Gefahr für weniger
zentrale Lagen
Das zentrale Argument der Befürworter, dass es zu mehr Umsätzen und
neuen Arbeitsplätzen kommen würde, entkräftete Strobl: "Umsätze sind
nicht beliebig vermehrbar. Es kaufen ja nicht nur Touristen in den
Tourismuszonen ein. Durch Umsatzverlagerung von weniger zentralen
Gebieten in die Tourismuszonen würden auch Arbeitsplätze verloren
gehen". Das, so Strobl weiter, stelle eine ernstzunehmende Gefahr
dar: "Eine funktionierende Stadt erkennt man an ihren Außenbezirken.
In Wien gibt es, im Vergleich zu Städten wie Paris, Rom oder London,
überall gewachsene und lebendige Einkaufsstraßen, die flächendeckend
eine ausgezeichnete Nahversorgung sicherstellen. Die vielen kleinen
Geschäfte kämen durch die Einführung von Tourismuszonen ordentlich
unter Druck. Das kann niemand wollen".
Wien ist nicht Pörtschach
Ein weiteres Argument, das Befürworter immer wieder vorbringen, sind
die Tourismuszonen in anderen Orten Österreichs. Strobls Replik:
"Wien kann man nicht mit Pörtschach vergleichen." Eine saisonale
Beschränkung mache in Wien keinen Sinn und die Entscheidung über die
Grenzziehung der Tourismuszonen sei äußerst schwierig. "In Wien sind
die Nächtigungszahlen auch ohne Sonntagsöffnung in den letzten Jahren
massiv und stetig gestiegen - es gibt andere Programme, mit denen man
die Auslastung der Hotels verbessern kann" kommentierte Strobl.
Freiheit des Einzelnen hört auf wo Freiheit des nächsten
anfängt
Zum Argument der unternehmerischen Wahlfreiheit sagte Strobl: "Keine
Unternehmerin und kein Unternehmer möchte und kann sieben Tage die
Woche in seinem Geschäft stehen. Es wäre falsch zu glauben, dass es
sich die Geschäfte angesichts der Konkurrenz der großen
Handelsketten, einfach aussuchen könnten am Sonntag aufzusperren. Es
braucht einen Tag, an dem Zeit für Familie, Freunde und
Freizeitaktivitäten da ist." Auch die propagierte Wahlfreiheit der
Handelsangestellten ("Es muss ja niemand am Sonntag arbeiten") sei
laut Strobl in Frage zu stellen und die Aufweichung von
Sonntagszulagen dürfe nicht riskiert werden.
"Das Miteinander steht gerade in einer Stadt wie Wien an erster
Stelle, einen Kniefall vor den Konzernen darf es nicht geben" so
Strobl abschließend.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | WVW