• 23.09.2015, 11:21:21
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Sozialpartner und IV wollen Kindergarten und Co. weiterentwickeln

10-Punkte-Programm zu Qualität, Finanzierung und Chancengerechtigkeit

Utl.: 10-Punkte-Programm zu Qualität, Finanzierung und
Chancengerechtigkeit =

Wien (OTS) -
Die Sozialpartner und die Industriellenvereinigung wollen die
Elementarbildung in Krippe und Kindergarten weiterentwickeln: "Wir
verstehen Lernen als Prozess, der mit der Geburt beginnt und
lebenslang dauert", heißt es einleitend zu dem 10-Punkte-Programm,
das Sozialpartner und Industriellenvereinigung gemeinsam erarbeitet
und heute präsentiert haben. WKÖ-Präsident Christoph Leitl,
IV-Präsident Georg Kapsch, AK Präsident Rudi Kaske,
ÖGB-Vizepräsidentin Renate Anderl und Elisabeth Leitner (LKÖ),
Leiterin des Ländlichen Fortbildungsinstituts, fordern:
Elementarbildung soll in die Kompetenz des Bundes fallen.

Investitionen in qualitativ hochwertige frühkindliche Betreuung
bringen individuellen Nutzen für jedes Kind, "da sie die kognitiven
Fähigkeiten, die Lernbereitschaft und Lernfreude sowie die soziale
Integration der Kinder fördern", betont WKÖ-Präsident Christoph
Leitl. Gerade für Kinder aus sozial benachteiligten Familien seien
die Vorteile von frühkindlicher Bildung besonders stark ausgeprägt
und Startnachteile lassen sich reduzieren. Leitl: "Auch die
Übergangsquoten auf weiterführende Bildungseinrichtungen steigen und
letztendlich führen sie zu einer geringeren Arbeitslosigkeit. Jeder
in frühe Bildung investierte Euro bringt langfristig gesehen
volkswirtschaftlich mindestens den achtfachen Nutzen." Für die Eltern
und das Kind stellt der Übergang vom Kindergarten in die Schule eine
wichtige Zäsur dar. Ein fließender Übergang sowie mehr Kooperation
zwischen den beiden Institutionen seien daher wichtig. Diese könnte
auch über eine Neustrukturierung der bisherigen
Schulreifefeststellung erfolgen: Sie soll von einer punktuellen
Entscheidung hin zu einer gemeinsamen (Kindergarten, Schule)
Begleitung und Feststellung der Schulfähigkeit im letzten
Kindergartenjahr weiterentwickelt werden.

AK Präsident Rudi Kaske fordert ein flächendeckendes Angebot an
Kinderbildung mit umfassenden Öffnungszeiten sowie eine nachhaltige
Finanzierung durch einen aufgabenorientierten Finanzausgleich. "Mir
sind zwei Dinge ein besonderes Anliegen: das ist die
Chancengerechtigkeit, auch für die Kleinsten und die Vereinbarkeit
von Beruf und Familie für die ArbeitnehmerInnen", so AK Präsident
Rudi Kaske. "Das zweite kostenlose verpflichtende
Gratiskindergartenjahr muss kommen! Es braucht mehr Plätze in der
Elementarbildung, damit auch wirklich jedes Kind die gleichen Chancen
hat. Und damit alle Frauen ihre Chancen im Beruf ergreifen können.
Die letzte Kindertagesheimstatistik hat wieder gezeigt, dass
Österreich hier Aufholbedarf hat. 27 Schließtage im Jahr bei den
Kindergärten im Österreichdurchschnitt sind eindeutig zu viel, Wien
ist hier mit nur drei Schließtagen Vorbild."

IV-Präsident Georg Kapsch appellierte - auch mit Blick auf den 17.
November - den elementarpädagogischen Bildungsföderalismus zu
beenden. "Wir brauchen die Bundeskompetenz für Elementarbildung im
Bildungsressort. Krippen und Kindergärten leisten wichtige
Bildungsarbeit und erfüllen einen Bildungsauftrag. Der Bund muss
daher wie in fast allen anderen europäischen Ländern auch seine
Verantwortung entsprechend wahrnehmen." Zusätzlich forderte der
IV-Präsident einen massiven Qualifizierungsschub bei der gesamten
Ausbildung für Elementarpädagoginnen und -pädagogen. "Die derzeitige
Ausbildungssituation ist unbefriedigend, die Entscheidung für einen
pädagogischen Beruf mit 14 Jahren einfach zu früh. Die BAKIP muss
daher als "echte" BMHS neuausgerichtet und die Ausbildung für
pädagogische Assistentinnen und Assistenten verbessert werden.
Außerdem müssen wir endlich die Tertiärisierung für
Elementarpädagoginnen und -pädagogen in Angriff nehmen. Dies
entspricht auch allen internationalen Empfehlungen", so Kapsch.

ÖGB-Vizepräsidentin Renate Anderl: "Kinderbildungseinrichtungen
sind elementare Bildungsinstitutionen, die Chancengleichheit
gewährleisten sollen. Darum müssen einheitliche Qualitätsstandards
zur Anwendung kommen. Egal ob am Neusiedler See oder im Bregenzer
Wald: Eltern sollten die Gewissheit haben, dass ihre Kinder
bestmöglich betreut werden. Gerade für Mütter sind flächendeckende
Kinderbildungseinrichtungen die Grundvoraussetzung, um berufstätig
sein zu können. Deshalb brauchen wir ein einheitliches
Bundesrahmengesetz, das den gesetzlichen "Fleckerlteppich" zwischen
Bund, Ländern und Gemeinden im elementarpädagogischen Bereich
ersetzt, um eine qualitativ hochwertige Frühförderung zu
gewährleisten: angefangen von einem einheitlichen
Betreuungsschlüssel, einheitlichen Vorbereitungszeiten, höheren
Gehältern und einer einheitlichen Berufsbezeichnung und Ausbildung
für KindergartenassistentInnen und HelferInnen."

"Die Sicherung der pädagogischen Qualität", stellte Elisabeth
Leitner, Vorsitzende des Ländlichen Fortbildungsinstitutes
(Bildungseinrichtung der Landwirtschaftskammer) in den Mittelpunkt.
Leitner wörtlich: "Inhaltliche Qualität und gezielte pädagogische
Arbeit in den einzelnen Bildungsbereichen haben größten Einfluss auf
die elementare Bildung. Wir müssen daher trachten, diese Qualität in
den elementaren Bildungseinrichtungen verlässlich sicherzustellen.
Das gilt für die hohen Anforderungen hinsichtlich der vielfältigen
Förderung der Kinder ebenso, wie für das Eingehen auf ihre
individuellen Bedürfnisse und für die Erwartungen der Eltern."

"Zur Qualitätssicherung sind die österreichweit gültige Festlegung
hoher Standards und ein nationaler Bildungsrahmenplan erforderlich.
Die Standards sind systematisch und kontinuierlich durch interne und
externe Maßnahmen zu überprüfen. Dabei geht es sowohl um die
inhaltliche als auch die pädagogische Arbeit", so Leitner weiter.

"Wichtig sind die Kommunikation mit den Eltern und der Bereich der
Elternbildung. Dabei sollen die Eltern nicht nur die
Sprachentwicklung der Kinder fördern und unterstützen können, sie
sollen auch Wegbereiter für wichtige Entscheidungen im Bildungsweg
ihrer Kinder sein. Gibt es herkunftsbedingt Nachteile, so müssen
diese durch entsprechende Maßnahmen und eine kontinuierliche
Elternbildung ausgeglichen werden", ergänzte Leitner schließlich.

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