- 21.09.2015, 14:24:21
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Hetzgasse 8: Wien anders fordert Stadtrat Ludwig auf, gegen Spekulanten durchzugreifen
Stadt Wien verkaufte Gemeindebau an Privatstiftung. Jetzt werden die letzten Mieter vertrieben, der ehemalige Gemeindebau soll für Luxuswohnungen abgerissen werden
Utl.: Stadt Wien verkaufte Gemeindebau an Privatstiftung. Jetzt
werden die letzten Mieter vertrieben, der ehemalige
Gemeindebau soll für Luxuswohnungen abgerissen werden =
Wien (OTS) - Zu jeder Gelegenheit verkünden Bürgermeister Michael
Häupl und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig derzeit, dass Wien sich für
leistbares Wohnen einsetzt. In der politischen Praxis macht die SPÖ
das genaue Gegenteil, wie das Beispiel Hetzgasse 8 im 3. Bezirk
zeigt.
Und die Causa hat eine lange Geschichte: Das Gründerzeithaus, das
seit den 20er Jahren im Eigentum der Stadt Wien stand, wurde so wie
auch 35 andere sogenannte "atypische Gemeindebauten auch 2002 an eine
Privatstiftung im Umfeld einer Immobilienverwertungsfirma verkauft.
Schon damals gab es Kritik an den sehr günstigen Verkaufspreisen und
an der Tatsache, dass auch an bekannt problematische Unternehmen
verkauft wurde. Dennoch sicherte Wiener Wohnen den Hausparteien zu,
dass sich trotz neuen Eigentümers nichts ändern würde. Wie sich
schnell zeigen sollte, ein leeres Versprechen.
Schon beim Kauf war das Haus sanierungsbedürftig und es standen mehr
als die Hälfte der Wohnungen leer. Die Stadt selber taxierte laut
Kontrollamtsbericht den Wert des Hauses mit 1.832,79 m2 Nutzfläche
(das im Paket mit einer zweiten Immobilien verkauft wurde) auf nur
508.709,84 Euro. Gleich nach dem Kauf durch die Fepia Privatstiftung
des Industriellen Franz Starlinger-Huemer begann der neue Eigentümer,
das Haus "bestandsfrei" zu machen. Nach und nach zogen die Mieter
aus. Neuvermietungen, Instandhaltungs- oder gar Sanierungsarbeiten
wurden nie durchgeführt - trotz zahlreicher Verfahren bei der
Schlichtungsstelle.
2012 verkaufte die die Fepia Privatstiftung das Haus an die eigens
gegründete "Hetzgasse 8 - Immobilienverwaltung gmbh".
Geschäftsführerin ist die Tochter von Franz Starlinger-Huemer. Laut
Kaufvertrag von März 2012 bezahlte sie 1.5 Millionen für das Haus.
Damit war der ehemalige Gemeindebau 2012 3mal so viel wert, wie die
Stadt Wien ihn 2001 schätzte. Wertsteigerung durch
MieterInnenvertreibung!
Ziel war von Anfang an, die langjährigen Mieter mit Kategoriemietzins
- viele hatten die Wohnungen auf eigene Kosten saniert - loszuwerden,
um das Gründerzeithaus abreißen zu können und um mit einem Neubau die
Gewinne zu maximieren. Statt leistbaren Altbauwohnungen mit Kategorie
bzw. Richtwertmieten sind Wohnungen mit "überdurchschnittlicher
Ausstattung" und freier Mietzinsbildung geplant.
Die SPÖ schaute der Spekulation nicht nur zu, sondern unterstützt den
Bauträger auch noch tatkräftig. SPÖ-Bezirksvorsteher Hohenberger,
machte sich in einer Stellungnahme an die MA64 für den Abriss des
Hauses stark. Laut Hohenberger ist "der Neubau eindeutig zu
befürworten" und der "Ersatz des verkommenen Altbaues (...) stellt
jedenfalls ein öffentliches Interesse dar" Auch ein Antrag auf
Verordnung einer Schutzzone, um den Abriss des Hauses zu verhindern,
wurde in der Bezirksvertretungssitzung am 20. August von der
Bezirks-SPÖ dem Bauausschuss zugewiesen und somit auf die lange Bank
geschoben.
Hinzu kommt, dass Hohenbergers Stellvertreter Rudolf Zabrana -
gleichzeitig Vorsitzender des Bezirksbauausschuss - für die
Eigentümer des Hauses Hetzgasse 8 arbeitet, wie Wien Anders bereits
aufdeckte.
"Mit dem Verkauf dieser Gemeindebauten hat die Stadt die Perlen in
ihrem Portfolio verscherbelt! Und jetzt macht sich die Politik zum
Handlanger der Spekulanten. Die Bezirks-SPÖ ist eindeutig befangen",
kritisiert Wien Anders Gemeinderatskandidat Christoph Ulbrich.
Das Haus befindet sich in einem schützenswerten Ensemble mit anderen
Gründerzeithäusern. Bereits vor einigen Jahren gab es ein Verfahren
zur Verordnung einer Schutzzone, womit der Abriss wirksam verhindert
worden wäre. Das Verfahren wurde allerdings 2012 - also genau jenes
Jahr in dem das Haus weiterverkauft wurde - ohne ersichtlichen Grund
auf Eis gelegt. "Da hat Frau Vassilakou wohl gerade geschlafen",
vermutet Ulbrich.
Obwohl immer noch Hausparteien mit aufrechtem Mietvertrag in dem Haus
wohnen und es keinen Abrissbescheid gibt, kündigt der Architekt des
Bauträgers auf seiner Homepage bereits an, dass mit der Realisierung
des Neubaus noch 2015 begonnen wird. Dazu Wien anders
Gemeinderatskandidat Christoph Ulbrich: "Offensichtlich ist die
Entscheidung hinter den Kulissen gefallen, wird aber bis nach der
Wahl zurück gehalten." SPÖ und Grüne haben dem Verfall des Hauses 15
Jahre lang zugeschaut. Dabei hätte das Ressort von
Vizebürgermeisterin Vassilakou alle Möglichkeiten, das Treiben der
Immobilienspekulanten und damit die weitere Gentrifizierung der
Landstraße zu stoppen. Die Stadtregierung müsste lediglich eine
Ausweitung der Schutzzone beschließen. "Und Stadtrat Ludwig kann die
Abrisspläne für die Hetzgasse 8 einfach ad acta legen," fordert
Ulbrich.
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