• 18.09.2015, 09:11:58
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Tschechisches AKW Dukovany: Reaktoren außerplanmäßig zur Überprüfung abgeschaltet

GLOBAL 2000 fordert Umweltminister Rupprechter auf, Umweltverträglichkeitsprüfung für dreißig Jahre alten Reaktor durchzusetzen – laxe Sicherheitskultur

Utl.: GLOBAL 2000 fordert Umweltminister Rupprechter auf,
Umweltverträglichkeitsprüfung für dreißig Jahre alten Reaktor
durchzusetzen – laxe Sicherheitskultur =

Wien (OTS) - Heute wird Reaktor 3 im tschechischen Atomkraftwerk
Dukovany außerplanmäßig heruntergefahren, nachdem bereits gestern
Reaktor 2 ungeplant vom Netz genommen wurde. Reaktor 1 steht seit 28.
August für eine umfassende Überprüfung des Reaktordruckbehälters und
einen Brennstoffwechsel still.

"Die jetzt außerplanmäßig durchgeführten Kontrollen stehen in
Zusammenhang mit dem Projekt des AKW-Betreibers CEZ, die dreißig
Jahre alten Reaktoren ohne Containment um weitere 20 Jahre am Netz zu
lassen und damit die Sicherheit der mitteleuropäischen Bevölkerung um
weitere Jahrzehnte zu gefährden", so Dr. Reinhard Uhrig,
Anti-Atom-Sprecher von GLOBAL 2000. "Die fahrlässige
Sicherheitskultur der Anlage und das Ignorieren der
Stresstest-Ergebnisse zeigt sich auch wieder bei dieser Abschaltung."

Die Abschaltung der Blöcke 2 und 3 erfolgt laut Direktor des
Atomkraftwerks, Miloš Štěpanovský, "um die Schweißnähte im atomaren
und nicht-atomaren Teil der Anlage zu überprüfen", also den Zustand
des unter hohem Druck stehenden und hunderte Grad heißen Primär- und
Sekundärkreislaufes der Reaktoren. Dass Betreiber CEZ eingesteht,
dass die Dokumentation dieser Anlagenteile mangelhaft ist und jetzt
im Zuge der Verhandlungen mit der tschechischen Nuklearaufsicht SUJB
erst Röntgen-Kontrollen an den Schweißnähten durchführt, ist aus
Sicht der Nuklearexperten unverantwortlich.

"Seit 2013 ist bekannt, dass es bei bau- und altersgleichen Reaktoren
wie im ungarischen Paks an Leitungen zu Korrosionen und
Durchrostungen mit massiven Leckagen kommt. Den Zustand der Kühlrohre
erst nach mehrfacher Aufforderung durch die Nuklearaufsicht anzusehen
zeigt die fahrlässige Sicherheitskultur der Anlagenbetreiber CEZ", so
Uhrig.

Stresstest-Ergebnisse nicht umgesetzt - Feuerwehr in
Erdbeben-gefährdeten Gebäuden

Die Umsetzung der Stresstest-Ergebnisse in Dukovany bestätigt diese
Nachlässigkeit: Die Notkühlung der Anlage hängt völlig von der
Einsatzfähigkeit der Betriebsfeuerwehr ab. Die Stresstests hatten
einen erdbebensicheren Unterstand für die Einheiten gefordert - der
Betreiber CEZ geht lapidar davon aus, dass "das Auftreten eines
seismischen Ereignisses nicht plötzlich ist" - und daher die
Feuerwehren rechtzeitig ins Freie gebracht werden können. "Die
Annahme, dass ein Erdbeben schon rechtzeitig eine Vorwarnung schickt
und dann die Feuerwehr ins Freie fährt ist für einen Ingenieur ein
grob wahnsinniges Unterfangen, dass nur als vorgeschobene Ausrede für
die Unfähigkeit der Sicherung der Anlage dienen kann", so Uhrig. "Im
Sinne der Sicherheit ganz Mitteleuropas fordern wir Österreichs
Umweltminister Rupprechter auf, sich für umgehende Nachrüstung der
Reaktoren auf Basis der Stresstests sowie für eine
grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung für etwaige
Verlängerungsansuchen der Reaktorlaufzeiten zu kämpfen."

GLOBAL 2000 hatte im Frühjahr 2015 mit Partnerorganisationen wie
Energieagentur Niederösterreich ENU und Umweltinstitut München über
60 000 Unterschriften an Minister Rupprechter übergeben, der seine
Unterstützung der BürgerInnen für ihr internationales Recht auf
Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) von Dukovany 1 zugesagt hat - der
Betreiber CEZ wird jedoch bis Ende September um eine
Laufzeitverlängerung von 10 Jahren ohne UVP ansuchen.

"Der Direktor der Anlage, Miloš Štěpanovský, ist sehr bemüht die
Signifikanz der jetzigen Kontrollen herunterzuspielen - wenn bei den
Überprüfungen Unregelmäßigkeiten und Korrosion wie im baugleichen
Reaktor in Paks gefunden werden, muss der Betreiber CEZ endlich die
Konsequenzen ziehen", so Uhrig abschließend. GLOBAL 2000 fordert, die
Hochrisiko-Reaktoren nach den Kontrollen gar nicht wieder in Betrieb
zu nehmen und gleich abgeschaltet zu lassen.

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