- 03.09.2015, 09:38:44
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MO-Magazin: Ottomeyer: „Eigene Gier und eigener Neid werden auf Flüchtlinge projiziert“
Psychologe erklärt, wie rechte Propaganda dazu beiträgt, moralisches Gewissen auszuschalten
Utl.: Psychologe erklärt, wie rechte Propaganda dazu beiträgt,
moralisches Gewissen auszuschalten =
Wien (OTS) - In einem Interview in der am Freitag erscheinenden
Ausgabe des MO-Magazin für Menschenrechte erklärt der Psychologe
Klaus Ottomeyer anhand der Flüchtlingsdebatte, warum rechte
Propaganda bei vielen Menschen und vor allem bei jungen Männern
erfolgreich ist. Laut Ottomeyer werden im Zeitalter des
Konsumkapitalismus die eigene Gier und auch der eigene Neid auf
Flüchtlinge projiziert. Moralisches Gewissen werde mit Hilfe rechter
Propaganda verdrängt.
Reale Probleme werden aufgeladen
"Viele projizieren den eigenen moralischen ‚Schmutz’, das
‚Unsaubere’, das wir manchmal praktizieren und die eigenen
Aggressionen auf ‚den Flüchtling’. Dann entstehen auch Plakate wie
bei den letzten Landtagswahlen in der Steiermark, wo ein Flüchtling
als IS-Kämpfer in einer Dorfidylle abgebildet wird. So werden reale
Probleme aufgeladen und gleichzeitig eigene innere Spannungen
aufgelöst und unterdrückt", erklärt Ottomeyer in dem von SOS
Mitmensch herausgegebenen Menschenrechtsmagazin.
Gewissen wird verdrängt
Der an der Universität Klagenfurt tätige Psychologe betont, dass sich
"das Gewissen, das Über-Ich, nicht abschaffen lässt", aber es sei
möglich, "die Hilfsverpflichtung, die wir alle verspüren, wenn wir
Not leidende Menschen und besonders Kinder sehen", zu verdrängen.
"Das geht, wenn man Flüchtlinge als Simulanten fantasiert, als
egoistische Wirtschaftsflüchtlinge und Faulpelze. Dann fällt diese
Hilfsverpflichtung weg und die, die ihnen helfen, werden abwertend
als Gutmenschen oder im Extremfall als "Tugendterroristen"
bezeichnet", so Ottomeyer.
Krise des Patriarchats
Die Hintergründe der Attraktivität rechter Propaganda bei jungen
Männern ortet der Psychologe in einer "Dauerkrise des Patriarchats".
Auf diese Krise gebe es eine "neo-patriarchale Reaktion", so
Ottomeyer. "In Österreich manifestiert sich dieser Konflikt in der
Gegenüberstellung von Fans von Conchita Wurst und Andreas Gabalier.
Die FPÖ versucht Gabalier zum Symbol des ordentlichen, wehrhaften
Heterosexuellen zu machen, der sich gegen die Relativierung der
Geschlechter stellt. In dieser Diskussion können sich FPÖ-Politiker
als quasi Verfolgte präsentieren: die ordentlichen Heteros, die gegen
das dominante System rebellieren", so Ottomeyer.
Das vollständige Interview finden Sie hier:
http://www.sosmitmensch.at/site/home/article/1077.html
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