Radfahrer künftig bei jedem Gipfelkreuz?
Utl.: Radfahrer künftig bei jedem Gipfelkreuz? =
Wien (OTS) - Überraschend tritt der Österreichische Alpenverein
heute, Freitag, im Rahmen einer Pressekonferenz für die generelle
Öffnung von Forststraßen für Radfahrer ein. Dass er damit nicht nur
einen Großteil seiner wandernden Mitglieder verstört, sondern auch
die langjährig gepflegte Partnerschaft mit den heimischen Wald- und
Grundbesitzern verlässt, hinterlässt Unverständnis und wirft viele
Fragen auf.
"Seit einigen Wochen wird die von wenigen radikalen Gruppen
geforderte Öffnung von Forststraßen für Mountainbiker wieder
diskutiert. Dass bei dieser Diskussion weit über 90 Prozent der
Bevölkerung benachteiligt werden und sogar rechtliche und finanzielle
Konsequenzen für dieses einseitige Einzelinteresse mittragen werden
müssen ist inzwischen bekannt. Umso mehr sind die heimischen
Waldbesitzer nun über die überraschende Forderung des
Österreichischen Alpenvereins entsetzt, da bis dato die
einvernehmliche Lösung vor Ort im Sinne aller Waldbenützer ein
Erfolgsmodell war und ist. Die gemeinsame und durchdachte Lenkung der
verschiedenen Besucherinteressen hat bisher dazu geführt, dass ein
Miteinander von Wanderern, Mountainbikern und allen anderen im Wald
zumeist konfliktfrei organisiert werden konnte. Dass nun eine
allgemeine Öffnung die jetzt nur in Einzelfällen auftretenden
Konfliktsituationen und Unfälle vervielfachen soll, ist eine
Position, die gerade vom Alpenverein nicht zu erwarten war", so DI
Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich.
Einseitige Interessen auf Kosten von Pflanze, Tier und Mensch
Der Wald in Österreich ist Schutz-, Erholungs-, Wohlfahrts-, Lebens-
und Wirtschaftsraum zugleich. Alle diese Wirkungen sind in Einklang
zu bringen. Das hat auch der Gesetzgeber im Forstgesetz, aber auch in
einer Reihe anderer Materiengesetze festgeschrieben. Für Anliegen,
die über gesetzlich normierte Rechte hinausgehen, müssen regionale
Lösungen gefunden werden, die eine Erhaltung dieses sensiblen
Gleichgewichtes gewährleisten. Nur dadurch kann der nachhaltige
Bestand des österreichischen Waldes gesichert werden.
"Im Bereich Mountainbiken ist die bedarfsorientierte Ausweisung von
professionell gestalteten und betreuten Routen vor Ort ein
internationales Vorbildmodell. Das ermöglicht, die Erfüllung aller
dieser Waldwirkungen bestmöglich zu gewährleisten und auf die
Bedürfnisse aller Waldbesucher und Nutzergruppen abzustellen. Das
Durchdrücken einseitiger Interessen gefährdet dieses ausbalancierte
System und führt zu einer Benachteiligung aller anderen
Waldleistungen bzw. zu massiven Auswirkungen auf Kosten aller
Waldnutzer. Auch die Tier- und Pflanzenwelt würde darunter leiden,
denn die Gewährleistung von den so dringend notwendigen Ruhe- und
Schutzgebieten wäre ebenso wenig mehr möglich wie die Sicherstellung
einer nachhaltigen Bewirtschaftung", erwartet Montecuccoli
verheerende Auswirkungen bei einer generellen Forststraßenöffnung.
Verantwortung übernehmen ist gefragt
Der Alpenverein ist selber Wegehalter für ein großes Netz von
Wanderwegen und kennt die Gefahren und Schäden, die durch
unkoordiniertes Mountainbiken entstehen. Es stellt sich die Frage, ob
der Alpenverein nach einer Öffnung aller Forststraßen die Wanderwege
rigoros für Mountainbiker sperren würde? Oder wird er dann die
Finanzierung der Wegeerhaltung durch die öffentliche Hand fordern?
"Als Grundbesitzer tragen wir die Verantwortung für das gesamte
Ökosystem Wald. Der legitime Wunsch nach Erholung in diesem Naturraum
ist nur eine der vielen Anforderungen, die wir dabei zu
berücksichtigen haben. Durch eine gezielte Lenkung kann dieses
Bedürfnis für alle Waldbesucher erfüllt werden, dafür stehen wir auch
mit Lösungen vor Ort zur Verfügung. Eine erweiterte Öffnung von
Forststraßen muss im Sinne der Gesellschaft, der Waldeigentümer und
der Verantwortung für den Wald abgelehnt werden. Nachhaltigkeit
bedeutet immer auch, dass Einzelinteressen im Sinne des Gesamten
zurückgestellt werden müssen. Diese Verantwortung für den Wald muss
aber auch jeder einzelne mittragen, indem er sich an die Spielregeln
hält", plädiert Präsident Montecuccoli.
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