- 18.06.2015, 13:14:32
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Menschen mit Behinderung: Viel Potential wird liegen gelassen
AKNÖ-Enquete zeigt Probleme und Diskriminierung am Arbeitsmarkt auf
Utl.:
AKNÖ-Enquete zeigt Probleme und Diskriminierung am
Arbeitsmarkt auf =
St. Pölten/Wien (OTS) - 32 Prozent aller begünstigt Behinderten in
Niederösterreich sind nicht erwerbstätig. Das hat eine Enquete der
AKNÖ in St. Pölten aufgezeigt. Die Inklusion von Menschen mit
Behinderung sei in der österreichischen Gesellschaft und in der
Politik nach wie vor ein Randthema, zeigten sich Betroffene und
ExpertInnen einig.
"Heuer sind um 20 Prozent mehr Menschen mit Behinderung in
Niederösterreich arbeitslos als im Vorjahr. Die Situation kann nicht
schön geredet werden." AKNÖ-Vizepräsident Michael Fiala sparte bei
der AKNÖ-Enquete "Auf die (Arbeits-)Plätze, fertig, los!" nicht mit
Kritik. Insgesamt ist fast jedeR dritte begünstigt Behinderte ohne
Arbeit. Die Befürchtung von Gewerkschaften und ExpertInnen, dass der
gelockerte Kündigungsschutz keine neuen Arbeitsplätze für die
Betroffenen schaffen würde, hat sich bestätigt.
Alfred Müller von der Arbeitsassistenz des Behindertenverbandes ÖZIV
macht unter anderem die gesunkenen Förderungen für die Eingliederung
von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt verantwortlich. Seit dem
Ausbruch der Finanzkrise 2008 seien diese teilweise um bis zu 80
Prozent gesunken. Auch insgesamt gebe es eine Schieflage: "Bei
kleinen Betrieben führen die Wiedereingliederungshilfen zu
Beschäftigung, bei größeren nicht. Das liegt auch daran, dass die
Ausgleichstaxe zu niedrig ist." Besonders betroffen: Arbeitslose mit
Behinderung über 50. Wenn Betriebe sie einstellen, bekommen sie de
facto die gleiche Förderung wie für Arbeitslose über 50 ohne
Behinderung. Das schafft keinen Anreiz, einen Menschen mit
Behinderung einzustellen.
Harte Kritik äußerten ArbeitsassistentInnen auch am AMS. "Wenn sich
Menschen mit Behinderung arbeitslos melden wollen, werden sie häufig
in die Gesundheitsstraße geschickt und dort für arbeitsunfähig
erklärt", schildert eine Assistentin. Die Betroffenen, die arbeiten
wollen, fallen so um das Arbeitslosengeld um und haben keine Aussicht
auf Jobvermittlung durch das AMS. "Wir werden Menschen mit
Behinderung unterstützen, wenn sie gegen solche AMS-Bescheide
klagen", kündigt Behindertenanwalt Erwin Buchinger an.
AMS-NÖ-Vertreter Lucas Gruber spricht von Einzelfällen. Systematik
stecke keine dahinter.
Einig zeigten sich Betroffene, ExpertInnen und
InteressenvertreterInnen im Hauptgrund für die schlechte Lage von
Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt: Betrieben fehle es häufig
an Information und Bewusstsein, Betroffene sähen sich Vorurteilen und
Ängsten konfrontiert. Auch die Ausgleichstaxe müsse deutlich erhöht
werden. Neben den bestehenden Förderungen bestehe die Hauptaufgabe
von Behörden, AMS und Arbeitsassistenz in "Bewusstseinsbildung,
Bewusstseinsbildung, Bewusstseinsbildung", wie es Jan Philipp
Cernelic, Leiter der Behindertenhilfe im Amt der Landesregierung auf
den Punkt brachte. Und man müsse aufhören, Menschen mit Behinderung
als Menschen mit besonderen Bedürfnissen darzustellen, forderte
AKNÖ-Vizepräsident Fiala: "Ihr Bedürfnis ist faire Arbeit, von der
man auch vernünftig leben kann.
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