• 15.06.2015, 15:06:09
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Elfte Verleihung des Klaus-Liebscher-Preises

Höchste OeNB-Auszeichnung geht an ökonomischen Nachwuchs für Arbeiten zur europäischen Integration

Utl.: Höchste OeNB-Auszeichnung geht an ökonomischen Nachwuchs für
Arbeiten zur europäischen Integration =

Wien (OTS) - Im Rahmen der 43. Volkswirtschaftlichen Tagung der
Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) überreichte OeNB-Präsident
Dkfm. Dr. Claus J. Raidl den heuer zum elften Mal vergebenen
Klaus-Liebscher-Preis.
Aus vielen hochwertigen Einreichungen wurden dieses Jahr zwei Studien
von hoher wissenschaftlicher Qualität und wirtschaftspolitischer
Aktualität ausgewählt: "Sovereign Risk and Bank Risk Taking" von Anil
Ari, Universität Cambridge, und "Why Are Banks Not Recapitalized
During Crises" von Matteo Crosigniani von der New York University
Stern School of Business.

Anil Ari analysiert in seiner Arbeit "Sovereign Risk and Bank Risk
Taking" die Frage, weshalb in den Krisenstaaten der Wirtschafts- und
Währungsunion unterkapitalisierte Banken viele Staatsanleihen halten,
Einleger ihre Sparguthaben ins Ausland verlagern und Unternehmen von
der Bankenfinanzierung abgeschnitten werden. Er zeigt, dass die
Banken der Krisenstaaten im Euroraum im Prinzip zwei Strategien
verfolgen können. Die eine Strategie trachtet, die Solvenz einer Bank
auch im Falle eines Staatsbankrotts sicherzustellen, indem möglichst
wenige Staatsanleihen gehalten werden. In der zweiten Strategie sind
die Anreize aber hoch, ein riskantes Portfolio mit einem hohen Anteil
an Staatsanleihen und einer geringen Kreditvergabe an Unternehmen zu
wählen. Welche Strategie für die Banken am besten ist, hängt vom
Optimismus oder Pessimismus der Sparer ab. Je nachdem ergeben sich
verschiedene Gleichgewichtssituationen: Sind die Sparer zum Beispiel
pessimistisch, halten sie wenige Einlagen. Die Banken müssen dann
höhere Zinsen bieten und das erhöht ihre Anreize, riskante
Portfolioentscheidungen zu treffen.

Matteo Crosigniani beschäftigt sich in seiner Arbeit ebenfalls mit
den tieferen Ursachen für die schleppende Rekapitalisierung des
Bankensektors in den von der Krise besonders betroffenen Ländern des
Euroraums. In seiner Analyse kommt er zu einer Erklärung, die auf
einer Verschränkung von Anreizproblemen im öffentlichen Sektor und im
Bankensektor beruht: Unterkapitalisierte Banken haben Anreize, in
Staatsanleihen ihres eigenen Landes zu investieren, weil ihre
Verluste durch die Höhe des investierten Kapitals begrenzt sind. Der
öffentliche Sektor findet seinerseits, in den unterkapitalisierten
Banken einen idealen Abnehmer für seine Staatsanleihen. Die
Investitionen der Banken in die inländischen Staatsanleihen gehen
aber auf Kosten der inländischen Kreditvergabe und schmälern dadurch
das Steueraufkommen. Die Arbeit erklärt durch die Verschränkung
öffentlicher und privater Anreize die steigende Nachfrage nach
inländischen Staatsanleihen in den Peripherieländern des Euroraums,
den Rückgang der privaten Kreditvergabe und die anhaltende
Unterkapitalisierung des Bankensektors.

Der Klaus-Liebscher-Preis wurde 2005 anlässlich des 65. Geburtstages
des damaligen OeNB-Gouverneurs Dr. Klaus Liebscher in Anerkennung
seiner Leistungen für Österreichs Teilnahme an der Wirtschafts- und
Währungsunion und für die europäische Integration eingerichtet und
wird seitdem jährlich vergeben. Es werden maximal zwei Arbeiten mit
jeweils EUR 10.000 ausgezeichnet, die von jungen Ökonominnen und
Ökonomen aus EU-Mitglieds- oder EU-Kandidatenländern verfasst wurden
und die sich in hervorragender wissenschaftlicher Weise mit Themen
der europäischen Integration und der Wirtschafts- und Währungsunion
auseinandersetzen. Der Klaus-Liebscher-Preis ist die höchste
wissenschaftliche Auszeichnung, die die Oesterreichische Nationalbank
zu vergeben hat. Nähere Informationen dazu unter www.oenb.at

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