• 09.06.2015, 22:02:50
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Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 10. Juni 2015. Von THOMAS HÖRMANN. "Bilderberg könnte sein Geld wert sein".

Innsbruck (OTS) - Das Bilderberg-Treffen sorgt für Unmut. Weil einige
Millionen in die Sicherheitsvorkehrungen einer privaten Veranstaltung
fließen. Dennoch ist es wohl nicht verkehrt, internationale
Wirtschaftsgrößen bei Laune zu halten.

Eigentlich müssten sich alle freuen. Wie oft passiert es denn schon,
dass das kleine Land Tirol Gastgeber eines hochkarätig besetzten
internationalen Ereignisses ist? Und diesmal sind es nicht nur
Sportler, die zwischen Training und Kampf um Europameister-Titel
bzw.Goldmedaillen einen flüchtigen Blick auf die Schönheit der
Umgebung werfen. Die Gäste des Bilderberg-Treffens füllen zwar keine
Sport- und Klatschseiten, sind aber dennoch Größen in ihren
Bereichen. Manager internationaler Konzerne werden ebenso in Buchen
bei Telfs erwartet wie Vertreter der Hochfinanz, der Wissenschaft und
der Politik.
Der viertägige Gedankenaustausch sorgt allerdings für Unmut. Weil es
Millionen kostet, die Sicherheit der 140 Teilnehmer zu gewährleisten.
Allein schon die Zuteilungsgebühren für die 2000 Polizisten aus ganz
Österreich dürften das Budget so mancher Kleingemeinde sprengen.
Verstärkt wird der Ärger durch die Eigenheiten der
Bilderberg-Konferenz: Die Veranstaltung findet hinter verschlossenen
Türen statt, nur selten dringen Details der Themen und Gespräche nach
außen. Im Gegensatz zur EURO 2008 oder zu den Olympischen Spielen
bleibt die Öffentlichkeit ausgesperrt. Während fußball-narrische
Tiroler vor sieben Jahren den europameisterlichen Spaniern im Tivoli
auf die Beine schauen konnten, gibt es jetzt nichts zu sehen. Außer
Straßensperren und Polizisten an jeder Ecke.
Die Bilderberg-Konferenz sei eine private Veranstaltung,
rechtfertigen die Organisatoren den Ausschluss der Öffentlichkeit.
Kein Wunder, dass Stimmen laut werden, die den privaten Bilderbergern
empfehlen, die Kosten für ihr Privatvergnügen auch von den privaten
Konten abzubuchen.
Bei genauerer Betrachtung ist es aber auch kein Wunder, dass die
politischen Entscheidungsträger in Wien und Innsbruck ohne mit der
Wimper zu zucken auf Steuerkosten die guten Gastgeber mimen.
Allerdings nicht, weil es die ureigenste Aufgabe des Staates wäre,
die Teilnehmer zu schützen, wie es kürzlich LH Günther Platter
formulierte. Vielmehr ist es wohl nicht ganz verkehrt, den
Spitzenmanagern und Größen der Hochfinanz das Gefühl zu geben,
erwünscht zu sein. Das nächste Rating kommt bestimmt. So mancher
Teilnehmer der Bilderberg-Konferenz wird mitentscheiden, ob ein
Triple-A oder der Ramschstempel im Zeugnis steht. Und vielleicht
findet ein Konzernchef auch ein nettes Tiroler Plätzchen für eine
Niederlassung.

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